Beginnen wir mal mit einem kleinen Gedankenexperiment: Stellen wir uns mal vor, was wäre, wenn alle Polizisten plötzlich Günther heißen würden? Haben Sie darüber schon mal nachgedacht? Oder was wäre eigentlich, wenn Microsoft auch Autos produzieren würde? Das ist ja immer wieder ein beliebtes Gedankenspiel, gerade bei den Leuten, die immer wieder so ihre Sorgen mit Produkten dieser Firma haben. Und manche von ihnen kamen wirklich auf eine Antwort – und hier nur einmal ein paar davon:

  • Aus irgendeinem Grund würde es 5 Minuten dauern, bis der Motor anspringt.
  • Jedes Mal, wenn die Straßenmeisterei die Begrenzungslinien auf der Straße nachmalt, müssten Sie ein neues Auto kaufen.
  • Von Zeit zu Zeit würde der Motor einfach ausgehen und Sie müssten ihn neu starten. Und merkwürdigerweise würden Sie diesen Umstand einfach akzeptieren.
  • Der Airbag würde, kurz bevor er sich öffnet, die Frage stellen: „Sind Sie sich sicher?“

Das waren einmal zwei mögliche Varianten, wie man einen Satz des Typs „Was wäre, wenn?“ vollenden kann. Aber man kann diese Frage ja auch noch anders ausfüllen, so zum Beispiel: Was wäre eigentlich, wenn das mit diesem ‚ewigen Leben‘, von dem Christen immer sprechen, vielleicht doch stimmte? Was wäre, wenn es so etwas wie den Himmel wirklich gäbe? „Moment“, haken da gleich einige ein, „als aufgeklärte Menschen wissen wir heutzutage doch, dass das mit dem ‚ewigen Leben‘ und dem Himmel ein Märchen ist, an das nur die glauben, die Angst vor dem Tod haben oder eine Vertröstung auf ein besseres Leben brauchen. Wer stabil und souverän im Leben steht, der braucht so eine Krücke wie den Himmel nicht.“ Und ich finde: Diesen Einwand darf man haben – der ist durchaus gut und überaus berechtigt.

Die Vorstellung, den geliebten Opa eines Tages wiederzusehen, kann hilfreich sein, die Trauer zu bewältigen. Ebenso kann auch die Vorstellung, dass der verstorbene Vater vom Himmel aus über einen wacht, den Verlust und den Abschiedsschmerz erträglicher machen. Unbestritten ist auch, dass der Glaube an ein Jenseits helfen kann, die Angst vor dem Sterben zu überwinden und friedlich vom Leben Abschied nehmen. Und der Gedanke an ein Leben nach dem Tod kann tröstlich sein, wenn man an die Menschen denkt, die im Leben zu kurz gekommen sind, die Schreckliches und viel Leid erfahren haben. Ist das ganze Gerede vom Himmel nicht also wirklich bloße Jenseitsvertröstung?

So gut ich diesen Einwand auch nachvollziehen kann, so ungern möchte ich Folgendes ungesagt lassen: Dieser Einwand sagt doch nichts über die Wahrheitsfrage aus. Sollte es so etwas wie Gott oder den Himmel deshalb nicht geben können, weil Menschen ein Bedürfnis danach haben? Es scheint mir eher so, dass Menschen, die diesen Einwand haben, von Vornherein ausschließen, dass es solch einen Ort überhaupt geben könnte. Es wird also gesagt: “Eines ist klar, den Himmel gibt es nicht. Überlegen wir mal, warum trotzdem so viele daran glauben.” Aber: Wenn ich erklären kann, wie jemand zu einer Auffassung kommt, habe ich doch keine Aussage über den Wahrheitswert dieser Auffassung gemacht. Das ist mein persönlicher Grund, weshalb mir dieser Einwand nicht einleuchtend erscheint. Wünsche sagen nun mal nichts über die Wirklichkeit aus.

Und es ginge ja auch anders herum: Warum sollte nicht gerade die Tatsache, dass ich ein Bedürfnis nach etwas habe, kein Hinweis dafür sein, dass es dieses Etwas gibt? Ich bin etwa darauf angelegt, Nahrung zu brauchen – und es gibt Nahrung. Oder: Ich habe soziale Bedürfnisse, ich brauche Kontakt mit anderen Menschen – und es gibt andere Menschen. Eigentlich geben mir meine Bedürfnisse also Aufschluss über die Wirklichkeit, warum sollte das bei der Gottes- bzw. Jenseitsfrage auf einmal anders sein? Gerade weil ich „himmlische Bedürfnisse“ habe, deshalb soll es keinen Gott und keinen Himmel geben? Das ist für mich nicht einsichtig. Aber natürlich gebe ich ganz unaufgeregt zu: Unser Bedürfnis nach Gott ist auch kein Beweis für Gott – aber das behauptet ja auch niemand ernsthaft. Es ist allenfalls ein Hinweis. Bedürfnisse sind keine Beweise, aber ebenso wenig sind sie Gegenbeweise. Dieser Einwand bringt uns also nicht wirklich weiter – von daher die Frage noch einmal: Was wäre, wenn das mit diesem ewigen Leben, von dem Christen immer reden, wirklich stimmte?

Diese Frage wirft ja sogleich eine neue und grundlegendere Frage auf: Was meinen Christen eigentlich damit, wenn sie vom „Himmel“ sprechen? Ich möchte deshalb an dieser Stelle zunächst mal unsere Begriffe klären, mit denen wir arbeiten: Christsein meint ja, eine vertrauensvolle und persönliche Beziehung mit Gott zu haben. Christen glauben ja nicht nur, dass es Gott gibt, der einst Himmel und Erde erschaffen hat, sondern auch, dass dieser sich nichts Sehnlicheres wünscht, als mit jedem von uns in einer liebevollen Beziehung zu sein. Und diese Beziehung in Ewigkeit, die ist für Christen im wahrsten Sinne des Wortes „himmlisch“. Aber „in Ewigkeit“ bedeutet hier keinesfalls in „ferner Zukunft“. Nein, Christen glauben, dass Gottes Gegenwart in einer Beziehung zu ihm schon heute konkret erfahrbar ist – das die „ewige Beziehung“ nicht erst nach dem Tod, sondern im Hier & Jetzt beginnt – wenn man denn will. Der Ausspruch „Himmel auf Erden“ ist für Christen also alles andere als eine Floskel. Deshalb finden wir ein wichtiges Prinzip wieder, wenn wir uns mit dem Himmel beschäftigen: „Schon-Jetzt“ und „Noch-Nicht“. Der Himmel hat begonnen – schon jetzt. Er ist teilweise schon da. Jetzt, hier, ganz real. Wo Gottes Gegenwart sich zeigt, fängt der Himmel an, auch wenn er noch nicht völlig vollendet ist.

Diese Gedanken geben uns auch schon einen Hinweis darauf, was der Himmel aus christlicher Sicht nicht ist. Wenn Christen das Wort „Himmel“ verwenden, meinen sie damit nicht einen diffusen Seelen- oder Geisteszustand. Christen glauben auch nicht, dass sie ausschließlich vor Gottes Thron stehen und dabei in Ewigkeit „Halleluja“ singen oder in einer kalten und sterilen Stadt aus Gold und Edelsteinen gefangen sein und das auch noch toll finden müssen. Und der Himmel ist, in christlicher Sicht, auch kein Wolkenmeer, auf dem wir mit Flügeln rumsitzen und uns gegenseitig mit unserem Harfenspiel auf die Nerven gehen. Nein, wenn Christen „Himmel“ sagen, dann meinen sie damit einen ganz konkreten Ort. Im Neuen Testament, im zweiten Teil der Bibel also, wird dem Leser klar vor Augen geführt, dass der Himmel weitaus mehr mit der Erde zu tun haben wird, als wir gemeinhin denken. Denn Christen erwarten letztlich nicht die Erlösung von der Erde, sondern auf der Erde – wir lesen im Neuen Testament:

Danach sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde. Der frühere Himmel und die frühere Erde waren vergangen; auch das Meer gab es nicht mehr. … Und vom Thron her hörte ich eine mächtige Stimme rufen: »Seht, die Wohnung Gottes ist jetzt bei den Menschen! Gott wird in ihrer Mitte wohnen; sie werden sein Volk sein – ein Volk aus vielen Völkern, und er selbst, ihr Gott, wird immer bei ihnen sein. Er wird alle ihre Tränen abwischen. Es wird keinen Tod mehr geben, kein Leid und keine Schmerzen, und es werden keine Angstschreie mehr zu hören sein. Denn was früher war, ist vergangen.«

Es ist nun völlig in Ordnung, wenn Ihnen das alles seltsam erscheint. Ich wollte Ihnen auch nur mal vorstellen, was wir Christen damit meinen, wenn wir „Himmel“ sagen: Für Christen ist der Himmel ein ganz realer Ort – die „Erde 2.0“ sozusagen. Mit Wolken, Bäumen und Bergen. Mit Menschen in realen, greifbaren Körpern. Die mit Gott in Ewigkeit in einer vertrauensvollen und persönlichen Beziehung leben. „Moment“, denken nun einige, „da ist der Einwand der Jenseitsvertröstung doch also gar nicht so falsch. Christen scheinen ja doch ‚diesseitsvergessene Kandidaten des Jenseits‘ zu sein.“ Und ich finde diesen Einspruch gar nicht mal so falsch. Denn natürlich sind Christen Menschen, die mit einer begründeten Hoffnung auf’s Jenseits ausgerichtet sind. Aber gerade weil sie das sind, haben sie ja auch ein reales Bedürfnis danach, den „Himmel auf Erden“ so konkret wie nur möglich werden zu lassen. Es mag manche verblüffen, aber Christen glauben durchaus an ein Leben vor dem Tod! Christen sagen ja nicht, dass das ewige Leben erst nach dem Tod beginnt. Christen sagen: Wer sich auf Jesus einlässt, der hat das ewige Leben – nicht erst später oder erst nach dem Tod, sondern ab genau diesem Moment.

Und ein Leben, das mit einer substantiellen Ewigkeitsperspektive gelebt wird, hat spürbare Auswirkungen, weil es das eigene Leben im Hier & Jetzt in ein anderes Licht rückt. Wenn ich weiß, dass ich auf die Ewigkeit zulebe und der Tod nicht das Ende ist – sondern der Übergang in das Große, was noch kommt. Wenn man das richtig versteht, dann macht das gerade nicht weltfremd und abgehoben, sondern im Idealfall bewusster und entspannter in diesem Leben. Weil man dann zum Beispiel zu Leuten sagen kann: „Ich kann dir auch was von meiner Zeit abgeben – ich habe ewig viel davon.“  Weil ich weiß: Das Beste kommt erst noch. Oder: Ich muss nicht mehr die Angst haben, irgend etwas Wichtiges oder gar Entscheidendes zu verpassen. Ich brauche dann nicht mehr nur an meine 85 Jahre hier zu denken, in die ich möglichst viel reinpacken muss. Ich muss dann nicht mehr alles aus diesem Leben mit voller Kraft herauspressen. Und ironischerweise wird mir eine begründete Ewigkeitsperspektive dazu helfen, die schönen und erfüllenden Momenten im Leben noch bewusster zu erleben und genießen. Das ist so wie in folgender, gleichnishafter Geschichte:

Stellen wir uns zwei Wanderer vor, die durch eine einsame Gegend marschieren. Sie sind bereits seit 48 Stunden unterwegs, die Temperatur ist knapp über Null, nasskalter Nieselregen peitscht um sie herum. Ihre Vorräte neigen sich so langsam dem Ende zu und sie haben keine Ahnung, wo sie genau sind. Sie sind kurz davor zu verdursten und zu verhungern, sie frieren – die Lage ist aussichtslos.

Stellen wir uns nun vor, der eine von den Wanderern wird auf einmal ganz fröhlich, tanzt um den anderen herum und sagt: „Kann ich dir etwas von meinem Tee anbieten, soll ich deinen Rucksack tragen oder soll ich gar dich tragen?“

„Gut“, kann man nun sagen, „in Extremsituationen kann es ja durchaus mal vorkommen, dass die Betroffenen seltsame Dinge tun.“  Was hier aber passiert ist, ist, dass der eine Wanderer ein heruntergefallenes Schild im Unterholz gesehen hat, worauf zu lesen war: „Gasthof zum Goldenen Hirsch – in 600 Metern links. Kost & Logis für Wanderer frei!“ Das hat der eine Wanderer gesehen, der andere nicht. Die Lage der beiden ist immer noch die gleiche geblieben, aber die Aussichten des einen haben sich verändert. Und diese andere Aussicht ändert sein Verhalten. So stelle ich mir das auch bei der christlichen Hoffnung vor, die den Blick auf mein Leben verändern kann, weil ich eine neue Aussicht und Perspektive für mein Leben bekomme.

Nun kann man sich ja folgende Frage stellen: „Klingt das alles schön genug, dass ich daran glauben möchte?“ Ich persönlich denke aber nicht, dass dies die richtige Frage ist. Nein, ich denke, dass unsere erste Frage lauten sollte: „Stimmt das?“ Die erste Frage sollte die Wahrheitsfrage sein. Denn wenn es um die Grenzen meines eigenen Lebens geht, spätestens dann hört es ja auf, dass ich einfach etwas glaube, nur weil es sich gut anfühlt oder anhört. Nein, dafür ist mir das Thema zu ernst. Ich möchte daher etwas finden, was mich wirklich begründet überzeugt. Und wenn Sie da ähnlich denken wie ich, kann ich nur empfehlen, nachzuforschen, ob Christen denn wirklich so gute Gründe für die Hoffnung haben, von der sie immer erzählen. Und ich bleibe dabei: Wir sollten nur das glauben, was auch wirklich glaubhaft und überzeugend ist. Wir sollten uns mit nichts weniger zufrieden geben, dafür ist unser Leben viel zu kostbar.

Ich möchte noch mal auf unsere Eingangsfrage zurückkommen: Was wäre, wenn? Was wäre, wenn es wirklich einen guten Grund zur Hoffnung noch über die Grenzen des Lebens hinaus gäbe? Was wäre, wenn das Ganze kein Wunschgebilde, sondern eine begründete Hoffnung ist – selbst für uns als Teilnehmer des 21. Jahrhunderts? Ich schreibe bewusst von einer begründeten Hoffnung, denn von einer Hoffnung, die an sich ganz schön klingt, aber weiter nichts ist, da kann sich niemand was von kaufen. Nun sprechen Christen aber genau davon: Von einer wirklich gut begründeten Hoffnung, dass das Leben doch noch über den Tod hinaus weitergeht. Ich habe aber absolutes Verständnis dafür, wenn Leute sagen: “Das ist zwar durchaus schön, aber glauben kann ich es dennoch nicht.” Das erwarte ich auch gar nicht. Ich möchte Ihnen stattdessen viel eher von einer Gruppen von Leuten erzählen:

Sie saßen zusammen, mit gesenkten Köpfen, schweigend, seufzend. Mancher sagt ein Wort oder auch einen Satz, dann schweigt er wieder. Tod macht nüchtern. Sie mussten mit ansehen, wie der, auf den sie ihre ganze Existenz gesetzt hatten, am Kreuz hingerichtet wurde. Mit der Todesstrafe bestraft und er war wirklich tot. Da sitzen sie, die Jünger von Jesus, an den Tagen nach der Kreuzigung. Von dem, der ihnen sagte und von dem sie erwartet hatten, dass er die Welt umkrempelt, das neue Reiche Gottes aufbaut, für soziale Gerechtigkeit sorgt… als jämmerlicher Staatsverbrecher und Gotteslästerer am Kreuz gescheitert.

Und man muss nicht meinen, dass sie sich einredeteten: “In unseren Herzen wird er und seine Botschaft weiterleben, natürlich nur auf eine abstrakte Art und Weise, symbolisch irgendwie…” Eher schwer vorzustellen bei solch handfesten und bodenständigen Menschen, die Fischer und Handwerker waren, die reden sich sowas nicht ein. Aber weiter mit dem Bericht:

Ein paar Tage nach der Kreuzigung hören die Jünger von Frauen, die auch zum Umkreis der Jesus-Bewegung zählten und die sagen: “Wir waren am Grab, wollten den Leichnam salben, aber das Grab war leer. Könnte es sein, wir wissen es nicht genau, aber könnte sein, dass er lebt…?”Als die Jünger das hören, sagen sie eben nicht: “Ich habe es gewusst. Es wird bald weitergehen.” Sie sagen: “Das ist taktlos! Wir trauern und Ihr erzählt uns solche Märchen. Bevor wir das glauben, wollen wir Jesus sehen, ihn anfassen und mit ihm reden, dann können wir es vielleicht glauben. Aber das wird wohl kaum möglich sein…”

Wenn Sie sich also zur Gruppe der Skeptischen und Zweifelnden zählen, sind Sie also in allerbester Gesellschaft. Denn zunächst genauso skeptisch und zweifelnd beschreibt das Neue Testament die Jünger von Jesus. Und wenn schon die misstrauisch sein durften, dürfen wir es heute, die nicht unmittelbar vor Ort sein können, erst Recht. Sie haben meine vollste Sympathie, wenn Sie solch einem Großereignis wie der Auferstehung Jesu reserviert gegenüberstehen.

Warum erzähle ich das alles aber? Weil genau das der Grund meiner Hoffnung als Christ ist. Wir Christen sehen die Auferstehung Jesu als die Grundlage für unsere Hoffnung über den Tod hinaus. Wir saugen uns unsere Hoffnung ja nicht einfach so aus den Fingern. Nein, der christliche Glaube steht und fällt mit der Auferstehung. Was sind aber meine Gründe, dass ich so etwas Unfassbares wie die Auferstehung von Jesus wirklich historisch ernst nehmen kann? Es gibt eine Reihe davon, die die Auferstehung denkbar machen. Keine Beweise, aber doch gute Gründe, die es möglich machen könnten, einen Schritt des Vertrauens zu gehen und sich zu fragen: “Könnte dort vielleicht doch etwas geschehen sein, was meinen derzeitigen Denkhorizont übersteigt?” Ich möchte im Folgenden mal drei Argumente für die Glaubwürdigkeit der Auferstehung nennen, die sich aus drei Fakten speisen, die heutzutage von der breiten Mehrheit historischer Forschung als zuverlässig angesehen werden.

Fakt 1: Die Jünger verkündeten den gekreuzigten Jesus als Gott selbst

Das ist ein Fakt, den heutzutage niemand mehr ernsthaft anzweifelt. Es war einfach so: Die ersten Jünger haben den gekreuzigten Jesus als Gott selbst verkündet und verehrt. Aber genau dieser Fakt zieht zahlreiche Probleme mit sich, nur einmal drei davon:

Problem 1: Für Juden waren Gekreuzigte Gottverfluchte

In der Thora, der autoritativen und heiligen Urkunde für jeden Juden (also auch für die Jünger), heißt es: „Denn von Gott verflucht ist derjenige, der ans Holz gehängt wurde, und du sollst dein Land nicht verunreinigen, das der Herr, dein Gott, dir zum Erbe gibt.“ (Deuteronomium 21, 23). Eine harte Aussage, aber für gläubige Juden der damaligen Zeit, die der Thora allerhöchste Autorität zu sprachen, war dies Gottes Wort – sprich: nicht diskutierbar.

Für Juden war Jesus also nicht bloß ein Gekreuzigter, sondern jemand, der durch seine Kreuzigung autoritativ von Gott selbst verflucht wurde. Sein Tod war nach jüdischem Denken nicht nur ein Unfall, sondern wurde vor dem Hintergrund der heiligen Thora von jedem Juden als ein Verdammungsurteil über Jesus verstanden. Er, der von sich behauptet hatte, selbst Gott zu sein, wurde nun durch seinen Kreuzestod entlarvt – sein Tod am Kreuz machte ihn in den Augen aller Juden zum Gottverfluchten – mehr kann der angebliche Messias nicht scheitern, der im jüdischen Denken ja eigentlich die Feinde Israels besiegen sollte.

Wir fragen also:

Wie kamen die Jünger überhaupt darauf, dass jemand der Messias ist, der wegen seiner Todesart doch ein von Gott persönlich Verfluchter war?

Und selbst, wenn sie das für Juden Undenkbare wirklich dachten:

Wie konnten ein paar theologisch ungeschulte Juden so viele ihrer Zeitgenossen dazu bringen, dass „heilige Thora-Urteil“ über Jesus als falsch anzusehen?


Problem 2: Eine „Einzel-Auferstehung“ war für Juden undenkbar

Für Juden war die leibliche Auferstehung eines Einzelnen undenkbar. Juden zur Zeit Jesu glaubten, dass es zu einer leiblichen Auferstehung aller Gerechten am Ende aller Tage kommen würde. Aber: Dass mitten in der Menschheitsgeschichte, während also die Welt unter der Last von Krankheit, Leiden und Tod leidet, ein einzelner Mensch aufersteht – das war aus jüdischer Sicht ein Ding der Unmöglichkeit.

Viele Skeptiker haben die Erscheinungen des auferstandenen Jesus vor seinen Jüngern als Halluzinationen zu erklären versucht. Der Gedanke: Die Jünger haben sich bloß eingebildet, dass Jesus plötzlich wieder da war und mit ihnen sprach. Doch diese These geht ja davon aus, dass die Jünger sich einen auferstandenen Jesus eben gut vorstellen konnten. Aber eine leibliche Auferstehung eines Einzelnen mitten im Verlauf der Weltgeschichte war im jüdischen Weltbild wie gesagt einfach unvorstellbar. So ein Gedanke knüpfte an nichts im jüdischen Glauben an – im Gegenteil sogar.

Wir fragen also:

Wie kamen die Jünger überhaupt darauf, die leibliche Auferstehung eines Einzelnen inmitten der Weltgeschichte zu verkünden, wobei so etwas im jüdischen Denken undenkbar war?

Und auch, wenn die Jünger von dem für Juden absolut Ausgeschlossene ausgingen:

Wie konnten ein paar einfache Juden so viele ihrer Zeitgenossen davon überzeugen, dass es doch eine „Einzel-Auferstehung“ inmitten der Weltgeschichte gegeben hat?


Problem 3: Juden glaubten, dass die Strafe Gottes für Blasphemie die Hölle war

Wenn Juden eines sicher kannten, dann die ‚Zehn Gebote‘ – und hiervon besagt kein geringeres als das erste Gebot: „Du sollst keinen anderen Götter neben mir haben.“ Einen Menschen als Gott zu verehren und sogar auch noch zu verkündigen war schlicht und ergreifend Gotteslästerung. Man wusste: Nichts zog Gottes Zorn mehr auf sich als Blasphemie. Die Strafe hierfür war damit klar: die Hölle. Die Jünger wussten also: Wenn es eine Lüge wäre, dass Jesus selbst Gott ist, würden sie wegen ihrer Blasphemie in der Hölle landen.

Wir fragen also:

Wenn Jesus gar nicht auferstanden war, die Jünger das wussten, Jesus aber trotzdem als Gott verehrten und verkündigten, wussten sie, dass sie wegen dieser krassen Gotteslästerung unweigerlich Gottes heiligen Zorn auf sich ziehen und nach dem Tod in die Hölle kommen werden. Warum sollten sie das tun?

Und wir fragen weiter:

Warum fingen Juden, die zuvor wenig bis gar nichts mit Jesus zu tun hatten, plötzlich an, diesen als Gott zu verehren und zu verkünden – und auch sie wussten ja sowohl, dass es Blasphemie ist, einen Menschen als Gott zu verehren, als auch dass sie deswegen in der Hölle landen werden.


Fakt 2: Das bewachte Grab war leer, das bestritten selbst die Gegner Jesu nicht. 

Dass das von römischen Soldaten bewachte Grab wenige Tage nach der Grablegung leer war, das bestritten selbst die schärfsten Gegner Jesu nicht. Die Frage lautet also: „Was ist mit dem Leichnam passiert?“ Wie gesagt, eine vom römischen Militär bewachte Grabkammer lässt sich nicht mal einfach so plündern. Vielleicht haben Sie hier ja das Bild von ein oder zwei Männern mit Speeren und Miniröcken im Kopf – aber das wird der damaligen römischen Legion keinesfalls gerecht. Eine römische Wacheinheit war eine Sicherheitstruppe von vier bis sechszehn Mann, jeder bestens ausgebildet. Alle vier Stunden wurde eine neue Vierereinheit geweckt und diejenigen, die bislang gewacht hatten, legten sich schlafen. Wir sehen: Wir dürfen die Bewachung des Grabes Jesu durch einen Teil des römischen Heeres keinesfalls unterschätzen.

Wer kam also an den Wachen vorbei? Die Jünger vielleicht? Wie konnten Sie das zum einen anstellen und zum anderen: Falls sie es irgendwie angestellt haben, warum sollten sie das wie gesagt tun? Um ihre Lebenszeit mit einer selbst erfundenen Lüge zu vertun, die sie schlussendlich in die Hölle bringt? Wer kommt noch in Frage? Vielleicht die Gegner Jesu, sprich die Römer selbst oder die religiöse jüdische Elite? Auch hier wieder: Warum? Um sich einen unerwünschten Auferstehungskult einzuhandeln? Und selbst wenn dem so gewesen wäre, bleibt zu fragen, warum die Gegner Jesu seinen Leichnam nicht einfach hervorholten, als sie hörten, dass die Jünger die Situation für sich ausnützen wollten.


Fakt 3: Frauen als erste Zeugen des leeren Grabes

Dieser Fakt ist zwar aus heutiger Sicht nicht be­sonders beeindruckend, für die dama­lige Zeit aber schon. Warum? Weil in der Antike das Zeugnis einer Frau vor Gericht null und nichtig war. Für Juden der damaligen Zeit war die vom jüdischen Historiker Flavius Josephus (38 bis 100 n. Chr.) überlieferte Norm absolut klar:

Das Zeugnis der Frau ist nicht rechtsgültig wegen der Leichtfertigkeit und Dreistigkeit des weiblichen Geschlechts” (Ant. 4,8,15).

Vor diesem Hintergrund muss man sich einmal vorstellen, unter welchem Druck die ersten Autoren der christlichen Botschaft gestanden haben müssen, Frauen als erstes Zeugnis der Auferstehung zu streichen. Aber die Autoren strichen diese Passagen nicht, änderten sie auch nicht um. Warum nicht, obwohl sie doch ganz genau wussten, dass das ihre Bericht über die Auferstehung un­glaubwürdiger wer­den ließ. Hätte man sich damals einen Be­richt ausdenken wollen, der mög­lichst glaub­haft von der Auferstehung er­zählt, hätte man eben kei­ne Frauen dar­in vorkom­men lassen, dazu hätte keinerlei Not bestanden. Es wäre wie gesagt sogar kontraproduktiv gewesen.

Wir fragen also:

Wenn die Auferstehung eine Erfindung und der Bericht darüber eine Lüge war, warum verfassten die Jünger ihre Texte dann so, dass sie (noch) unglaubwürdiger wurden, in dem sie Frauen als erste Zeugen darin installierten?


Keine Beweise, doch aber gute Gründe dafür – was wäre, wenn…?

Das sind natürlich alles keine Beweise für die Realität der Auferstehung, doch aber gute Argumente, sich einmal der Frage zu öffnen: „Gibt es vielleicht doch gute Gründe, dass an dieser eigentlich unglaublichen Auferstehung etwas dran sein könnte? Könnte dort doch etwas passiert sein, was meinen derzeitigen Denkhorizont übersteigt?“

Warum ist die Frage der Auferstehung für uns heute aber so wichtig? Das wird dann erkennbar, wenn wir uns mal die Frage stelle: „Was hieße es, wenn es wirklich stimmen würde?“ Wenn Jesus wirklich auferstanden ist, dann ist er bestätigt in allem, was er jemals gesagt und getan hat. Und dann stimmt es, dass es ein Leben nach dem Tod gibt – und wir dort unsere Zeit entweder mit Gott oder ohne Gott verbringen werden. Dann hat der Tod nicht das letzte Wort! Wenn die Chance besteht – wenn es denkmöglich ist, dass das stimmen könnte, dann ist das eine mehr als nur enorme Perspektive für das Leben jedes Einzelnen von uns. Wenn das mit der Auferstehung wirklich stimmen sollte, dann stimmt es auch, was Christen glauben: Dass wir unseren Tod überleben und es ein Leben danach geben wird. Wie gesagt: Eine gewaltige Perspektive wäre das. Der berühmte irische Schriftsteller C. S. Lewis hat das Wesen der Ewigkeit verstanden und beschreibt es auf den letzten Seiten seiner »Chronik von Narnia«:

Hier endet für uns diese Geschichte. … Für sie in Narnia war es nur der Anfang der wahren Geschichte. Ihr ganzes Leben in dieser irdischen Welt und allen ihren Abenteuer in Narnia waren nur der Umschlag und das Titelblatt gewesen. Nun erst begannen sie das erste Kapitel der großen Geschichte, die noch keiner auf Erden gelesen hat, der Geschichte, die ewig weitergeht und in der jedes Kapitel besser ist als das vorangegangene.

Und meine Frage bleibt: Was wäre, wenn das wirklich stimmt?