Eine Umfrage aus dem Jahr 2013 hat ergeben, dass 54% der Westdeutschen und 23% der Ostdeutschen an Gott glauben. Und fragt man heutzutage Menschen auf der Straße, was sie vom Thema „Glaube“ halten, bekommt man häufig die gleiche Antwort, die ungefähr so lautet:
Glaube? Das ist doch alles Einbildung. Natürlich sind Dinge wie Nächstenliebe, Wohltätigkeit und Hilfsbereitschaft für unsere Gesellschaft immens wichtig und sicherlich ist der Glaube gerade für die sehr hilfreich, die so ihre Probleme im Leben haben – aber letztlich steckt da auch nicht viel mehr hinter.
Ich kann diesen Einwand gegen das Thema „Glaube“ sogar ganz nachvollziehen, also dass Glaube zwar dem sozialen Engagement innerhalb der Gesellschaft gut zuarbeitet und eine Art „Seelenpflaster“ für Trostsuchende darstellt, an sich aber nichts weiter als eine Illusion ist. In Deutschland ist hier logischerweise gerade der christliche Glaube derjenige, dem diese Sichtweise am häufigsten unterstellt wird. Gott? Irrlicht der Menschheit. Jesus? Vorbildlicher Typ, aber mehr auch nicht. Auferstehung? Absurde Vorstellung.
Ich wage an dieser Stelle einmal eine gewagte These: Der christliche Glaube ist wirklich eine Illusion. Eine gewaltige Lüge, ein schönes Märchen, das man seinen Kindern vorliest. Wie komme ich nun dazu, so etwas zu sagen? Sicherlich überrascht es Sie nicht zu hören, dass dieser Illusionsgedanke gegenüber dem Thema „Glaube“ keine Erscheinung der Neuzeit ist. Vielleicht überrascht es Sie aber, dass hier selbst das Neue Testament, der hintere Teil der Bibel also, brutal ehrlich ist, wenn es um diesen Gedanken geht. Paulus, einer der neutestamentlichen Autoren, schreibt nämlich hierzu 54 n. Chr. in einem Brief an eine Gemeinde in Korinth:
Angenommen, es gibt wirklich keine Totenauferstehung: Dann ist auch Christus nicht auferstanden. Und wenn Christus nicht auferstanden ist, ist es sinnlos, dass wir das Evangelium verkünden, und sinnlos, dass ihr daran glaubt. […] Um es noch einmal zu sagen: Wenn die Toten nicht auferstehen, ist auch Christus nicht auferstanden. Und wenn Christus nicht auferstanden ist, ist euer Glaube eine Illusion. (1. Korintherbrief, Kapitel 15, 13-17)
Ich finde es immer wieder bemerkenswert, dass sich selbst das Gründungsdokument der Christen dieser Tatsache sehr bewusst ist: Der christliche Glaube ist eine Illusion, keine Frage! Und zwar genau dann, wenn dieser Jesus von Nazareth nicht von den Toten auferstanden ist. Und in diesem Fall wären nicht nur die kraft- und zeitaufwändigen Missionsreisen und die Märtyrertode der Jünger völlig nutzlos gewesen, sondern eben auch der Glaube an sich. Dann könnte er noch so ein wohltuendes Trostpflaster sein oder noch so großes soziales Engagement unter den Menschen erwecken – er bliebe nichts weiter als eine gewaltige Lüge.
In manchen Augen wäre das vielleicht gar nicht mal so dramatisch: „Dann ist der Glaube eben eine Illusion. Aber wenn er mir doch hilft, dann ist doch alles gut.“ Ich persönlich kann mit dieser Einstellung bei allem gebotenen Respekt nicht sonderlich viel anfangen. Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht. Aber ich habe nur dieses eine Leben hier und das ist mir viel zu wertvoll und zu kostbar, als dass ich es auf einer Lüge aufbauen möchte. Und ich möchte mich auch nicht mit weniger zufriedengeben als mit einer Wahrheit, auf die ich mich verlassen kann. Ich möchte mein Leben auf etwas aufbauen, das mich persönlich wirklich überzeugt. Nur, weil sich etwas schön anfühlt, muss es ja nicht gleich wahr sein. Ich bleibe daher dabei: Der christliche Glaube ist eine Lüge, wenn Jesus nicht auferstanden ist. Es ist also ganz richtig, wenn Leute sagen:
Der christliche Glaube steht und fällt mit der Auferstehung.
Und es sind sicher nicht wenige, die jetzt denken: „Naja, für gläubige Christen mag Jesus ja auferstanden sein. Aber ich glaube das nicht.“ Ich will nun gar nicht sagen, dass man so nicht denken darf. Allerdings hat diese Sichtweise ein logisches Problem: Es kann nicht beides gleichzeitig wahr sein. Jesus kann nicht auferstanden und gleichzeitig nicht auferstanden sein. Nur einer kann nur einer von beiden Recht haben. Es ist logisch unmöglich, dass beide Recht haben – es ist logisch auch nicht möglich, dass keiner von ihnen Recht hat. Nein, eine Aussage stimmt, die andere nicht: entweder ja oder nein! Es gibt kein „dazwischen“.
Zur Frage der Auferstehung
Manche fragen nun:
„Was würde das heißen, wenn das mit der Auferstehung vielleicht doch stimmt? Was würde das für mein ureigenes Leben bedeuten?“
Ich finde diese „Was-bringt’s-Frage?“ ganz nachvollziehbar, sie ist berechtigt: Warum sollte dieses Thema überhaupt relevant sein? Das wird daran erkennbar, wenn wir mal folgendes Denkexperiment zulassen: Wenn Jesus wirklich auferstanden sein sollte, dann ist der christliche Glaube keine Illusion – sondern blanke Realität. Kein frommes Gesäusel, sondern dann ist es wahr, dass Gott in Jesus Mensch geworden ist und für unsere Verfehlungen am Kreuz gestorben ist, damit wir zu Gott kommen können. Wenn Jesus auferstanden ist, ist er bestätigt in dem, was er gesagt und getan hat. Und dann stimmt es, dass er wirklich bei uns ist, jetzt in diesem Moment. Nicht als schöne Einbildung in unseren Köpfen, sondern wirklich anwesend. Und – dass ist nun der springende Punkt – tatsächlich erfahrbar & erlebbar ist.
Denn nur dann wird es ja erst richtig spannend, wenn man nämlich merkt: „Ich hätte mir das vorher nie träumen lassen und ich bin ansonsten auch nicht der Typ, der irgendetwas leichtfertig oder vorschnell glaubt – aber ich merke und erlebe tatsächlich, dass da wirklich jemand die Tür öffnet, wenn ich klopfe.“ Nicht wenige wurden da herzlichst zutiefst überrascht, auch ich gehöre dazu. Vielleicht kann ich es deshalb auch ganz gut nachvollziehen, wenn jemand sagt: „Dass da wirklich wer aufmacht, wenn ich klopfe – dass Jesus wirklich merklich erlebbar ist, da bin ich eher skeptisch.“ Aber das ist auch vollkommen in Ordnung. Skepsis ist erlaubt, keine Frage. Es müssen schon plausible Gründe sein, die einen dazu bewegen sollen, sich auf das „Jesus-Experiment“ einzulassen – und wenn es auch nur mal testweise ist.
Und gute Gründe, die Auferstehung historisch ernst zu nehmen, die gibt es ja. Und ich möchte sie Ihnen im Folgenden nur einmal vorstellen. Fragen Sie sich gerne dabei: Sind sie gut genug, um mal eine ehrlich gemeinte Testfrage wie die folgende zu stellen:
„Jesus, wenn Du wirklich lebst und wenn es Dich wirklich geben sollte, dann zeige mir das bitte. Und Du weißt, dass ich wirklich niemand bin, der sich so leicht überzeugen lässt.“
Im Folgenden will ich Ihnen nun einmal zwei Fakten vorstellen – zwei Fakten, die vom breiten Mainstream neutestamentlicher Forschung als anerkannt und zuverlässig gelten. Eine wichtige Information aber noch vorweg: Was will ich mit den folgenden Argumenten sagen – und was nicht? Ich will nicht sagen: Nur die Auferstehungserklärung ist die einzig denkbare Erklärung für die Ereignisse, die ich im Folgenden vorstellen werde. Nein, ganz und gar nicht. Ich will vielmehr sagen, dass die Option „Auferstehung“ tatsächlich eine ernst zu nehmende Erklärung ist – nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Fakt 1: Das leere Grab
Damit die Botschaft von der Auferstehung Jesu in Jerusalem überhaupt Fuß fassen konnte, hatte eine sehr grundlegende Bedingung erfüllt sein: Das Grab Jesu musste leer sein. Und dass dem so war, das bestritten selbst die Gegner Jesu nicht. Die Frage lautet also: „Was ist mit dem Leichnam passiert?“ Wer hat ihn entwendet?
_Die Jünger
Es ja durchaus denkbar, dass die Jünger den Leichnam entwendet haben. Aber wenn sie das getan hätten, dann wussten sie auch ganz genau, dass Jesus nicht von den Toten auferstanden ist. Aber wenn sie sich darüber im Klaren waren, warum taten sie in der Folgezeit dann das, was sie taten? Was nämlich? Nun, sie widmeten ihr ganzes Leben der Aufgabe, so vielen Menschen wie möglich die Nachricht zu überbringen, dass Jesus von den Toten auferstanden ist und er wirklich der ist, der er vorgab zu sein – also Gott selbst. Für diese Botschaft nahmen sie viel auf sich: Sie gründeten unzählige Gemeinden, legten Hunderte von Kilometern auf dem Fußweg zurück, nahmen Folterung in Kauf und starben letztlich fast alle den Märtyrertod für eine Botschaft, die ihnen persönlich nichts brachte.
Es ist alles andere als überzeugend, dass Menschen für eine selbst erfundene Lüge all dies taten bzw. über sich ergehen ließen. Warum gibt man freiwillig sein Leben für eine Botschaft hin, von dem man zu 100% weiß, dass es sich um eine selbst erfundene Lüge handelt, die im Jenseits mit Folter und Tod und im Jenseits mit der Hölle bestraft wird? Denn wenn Juden eines kannten, dann die „Zehn Gebote“ – man wusste also: Einen Menschen als Gott zu verehren (und auch noch zu verkündigen) war eine glasklare Gotteslästerung und wurde mit der Hölle bestraft. Vor diesem Hintergrund erscheint es mehr als unplausibel, dass die Jünger den Leichnam Jesu entwendet haben. Wer kommt noch in Frage?
_Die Gegner Jesu
Vielleicht waren es ja auch die Gegner Jesu, sprich die Römer selbst oder die religiöse jüdische Elite, die den Leichnam entwendeten? Aber auch hier wieder: Warum? Um sich einen unerwünschten Auferstehungskult einzuhandeln? Und selbst wenn sie den Leichnam entwendet hätten, bleibt die Frage, warum die Widersacher Jesu seinen Leichnam nicht einfach hervorholten, als sie hörten, dass die Jünger die Situation für sich ausnützten. Das taten sie nämlich nicht. Andernfalls wäre die Botschaft, dass Jesus von den Toten auferstanden ist, auch sofort im Keim erstickt worden – und wir würden uns heutzutage auch nicht darüber den Kopf zerbrechen.
_Jemand anderes
„Vielleicht war es ja auch noch jemand anderes“, denke nun einige. „Irgendeine dritte Partei. Aus welchen Gründen auch immer.“ Und aus meiner Sicht wäre das die einzige plausible und natürliche Erklärung für das leere Grab. Die einzige denkbare Erklärung also, die ohne einen übernatürlichen Eingriff Gottes auskommt.
Und ich will nun gar nicht sagen, dass man so nicht denken darf. Ich möchte an dieser Stelle nur anmerken, dass diese Möglichkeit sicherlich das leere Grab erklärt – mehr aber noch nicht. Das sollte man ganz unaufgeregt zugeben. Das leere Grab an sich hat bei nirgends zum Osterjubel geführt. Niemand dachte „Oh, Jesus ist auferstanden!“, nur weil seine Grabkammer leer war. Und das verwundert auch gar nicht. Warum nicht? Weil die Auferstehung Jesu sowohl für die Jünger als auch ihre jüdischen Zeitgenossen absolut ausgeschlossen war – und warum, das möchte ich im Folgenden begründen.
Grund 1: Für Juden war eine „Einzel-Auferstehung“ ausgeschlossen.
Juden der damaligen Zeit waren zwar davon überzeugt, dass es eine Auferstehung geben wird. Im jüdischen Denken und Glauben war die Auferstehung eines Einzelnen aber ausgeschlossen. Man war davon überzeugt, dass es am Ende aller Tage eine Auferstehung aller Gerechten geben würde. Aber: Dass mitten in der Menschheitsgeschichte, während also die Welt unter der Last von Leid und Tod leidet, ein Einzelner aufersteht – das war für Juden undenkbar. Wir können die Situation als ganz gut mit der vieler Menschen heutzutage vergleichen. Auch heute ist es für viele absolut unmöglich, dass die Auferstehung Jesu stattgefunden hat. Und genauso undenkbar war es für Juden der damaligen Zeit, wenn eben auch aus anderen Gründen.
Grund 2: Jesu Anspruch starb am Kreuz mit ihm.
Die Hinrichtung Jesu führte zu einer tiefen Ernüchterung bei all denen, die Hoffnung in Jesus gesetzt hatten. Denn seine Glaubwürdigkeit und sein Anspruch starben am Kreuz mit ihm. Wer konnte noch ernsthaft glauben, dass es stimmte, was dieser Mann von sich behauptete? Er soll Gott sein? Er, der von seinen Widersachern nicht nur gefangen genommen, sondern auch gefoltert und letztendlich sogar hingerichtet wurde. Dieser Mann, der dort leidvoll und erbärmlich am Kreuz hing, das sollte Gott sein? Das war lachhaft. Das Kreuz entlarvte Jesus also als einen Lügner, genauso wie viele andere vermeintliche Messiasse vor ihm (z.B. Judas der Galiläer, Schimon bar Giora, Simon bar Kochba).
Und nicht nur das: In der Thora, der autoritativen und heiligen Urkunde der Juden, heißt es:
„Denn von Gott verflucht ist derjenige, der ans Holz gehängt wurde.“ (Deuteronomium 21, 23a).
In jüdischen Augen machte die Kreuzigung Jesu also eines ganz klar: Er war nicht nur ein Lügner, sondern sogar jemand, der von Gott persönlich verflucht war. (Wahrscheinlich wegen der Behauptungen, die er selbst über sich machte) Die Kreuzigung wurde von jedem frommen Juden folglich als ein Verdammungsurteil Gottes über das Wirken und Verkündigung Jesu verstanden. Er, der ja vorgab, Gott selbst zu sein, wurde durch seinen Kreuzestod entlarvt.
Mehr kann ein vermeintlicher Messias kaum scheitern. Der Messias, von dem Juden erwarten, dass er das jüdische Volk aus dem Exil versammelt und nach Israel zurückbringt, der den jüdischen Tempel in Jerusalem wieder aufbaut und den Weltfrieden bringt – das konnte wahrlich nicht der Mann sein, der dort röchelnd und blutend am Kreuz hing und am Ende elendig starb.
Fakt 2: Der Sinneswandel hunderter Juden
Doch bereits wenige Tage nach der Kreuzigung kam es nicht nur bei den Jüngern, sondern auch bei Hunderten ihrer jüdischen Zeitgenossen zu einem bemerkenswerten Sinneswandel. Die aufgescheuchten und verängstigten Jünger, die dabei waren, alles wegzuwerfen und aus Jerusalem zu fliehen, Jesus verrieten und verleugneten, verwandelten sich plötzlich über Nacht in eine selbstbewusste und überzeugte Missionsgesellschaft. Und nicht nur sie, sondern auch Hunderte von jüdischen Zeitgenossen, die zuvor nichts mit Jesus zu tun hatten, verkündeten plötzlich lauthals, was durch die Kreuzigung, das heilige Thora-Urteil über Jesus und die jüdische Grundüberzeugung, dass die Auferstehung eines Einzelnen ausgeschlossen ist, als unmöglich galt:
„Christus ist von den Toten auferstanden! Er ist wirklich Gott selbst!“
Im Folgenden möchte ich nur einmal zwei Auswirkungen hierauf nennen:
_Sonntagsgottesdienst
Die Entscheidung, die gottesdienstlichen Treffen vom Sabbat (Samstag) auf den ersten Tag der Woche (Sonntag) zu verlegen, ist wahrscheinlich eine der bedeutsamsten Entscheidungen, die jemals von einer Gruppe von Menschen in der Religionsgeschichte getroffen wurde. Das wird dann besonders deutlich, wenn man die Folgen betrachtet, die nach dem Glauben der Juden eintreten würden, wenn sie Unrecht gehabt hätten.
Die frühen Christen waren fromme Juden und daher fanatisch darauf bedacht, den heiligen Sabbat einzuhalten. Juden fürchteten sich, den Sabbat zu brechen. Sie glaubten, sich den heiligen Zorn Gottes zuzuziehen, wenn sie ihn brachen – denn so stand es in den Zehn Geboten. Sie verlegten aber den »Tag des Herrn« auf den Sonntag, um den Tag der Auferstehung Jesu Christi zu ehren.
_Ein verändertes Leben
Die Jünger widmeten wenige Tage der Kreuzigung ihr ganzes Leben der Aufgabe, so vielen Menschen wie möglich zu berichten, dass Jesus auferstanden und wirklich der ist, der er behauptete zu sein – nämlich Gott selbst. Für diese Botschaft nahmen sie alles auf sich: Sie gründeten etliche Gemeinden, und legten für ihre Verkündigung Hunderte von Kilometern zu Fuß zurück. Als Lohn für ihre rückhaltlose und totale Hingabe an den Auferstandenen wurden sie geschlagen, zu Tode gesteinigt, Löwen vorgeworfen, gefoltert, gekreuzigt und jeder erdenkbaren Repressalie unterworfen, die sie am Reden hindern sollte – und das alles für eine Botschaft, die ihnen persönlich rein gar nichts brachte.
Im Gegenteil: Wenn die Jünger wussten, dass ihre Botschaft unwahr ist, wussten sie auch, dass sie wegen Blasphemie in der Hölle landen werden. Denn Juden waren die Zehn Gebote heilig und waren davon überzeugt, dass ein Verstoß unweigerlich den Zorn Gottes auf sich zog. Und man wusste: Einen Menschen als Gott zu verehren und sogar noch zu verkündigen war glasklare Gotteslästerung. Die Strafe für solch eine Tat war klar: die Hölle. Alle Juden, also nicht nur die Jünger, wussten folglich: Wenn es nicht wirklich stimmt, dass Jesus auferstanden und Gott selbst ist, dann kommen all diejenigen in die Hölle, die diese blasphemische Aussage tätigen.
Aus dem Gesagten ergeben sich insgesamt fünf Fragen:
- Wie ist es zu erklären, dass das Grab Jesu leer war?
- Wie ist es zu erklären, dass nicht nur die Jünger, sondern auch Hunderte unbeteiligter jüdischer Zeitgenossen plötzlich davon ausgingen, dass die für Juden unmögliche „Einzel-Auferstehung“ inmitten der Weltgeschichte doch möglich ist?
- Wie ist es zu erklären, dass nicht nur die Jünger, sondern auch Hunderte unbeteiligter jüdischer Zeitgenossen auf einmal davon ausgingen, dass der hingerichtete und gottverfluchte Jesus doch Gott selbst ist?
- Wie ist es zu erklären, dass die Jünger gewaltige Anstrengungen bis hin zum Märtyrertod und letztlich sogar die Hölle für eine Botschaft in Kauf nahmen, die ihnen persönlich nichts brachte?
- Wie ist es zu erklären, dass einfache Juden, die zuvor nichts mit Jesus zu tun hatten, urplötzlich zentrale Überlieferungen ihres Glaubens über Bord warfen – obwohl sie davon überzeugt waren, dass Gesetzesverstöße dieser Art mit der Hölle bestraft werden?
Eine Erklärung, die plausibel sein möchte, muss gute Antworten auf Fragen wie diese geben. Und ich denke: Wenn wir Gott nicht kategorisch aus unserem Denkhorizont ausschließen, ist die Auferstehung eine durchaus denkmöglich Erklärung für die Ereignisse um 30 n. Chr. Und keine Sorge, ich sage nur „denkmöglich“ – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Warum denke ich so? Nun, die Auferstehung Jesu erklärt das leere Grab. Sie erklärt auch, warum Hunderte Juden damals urplötzlich ihre Meinung änderten und die unmögliche Auferstehung eines Einzelnen inmitten der Weltgeschichte doch möglich ist. Sie erklärt darüber hinaus, warum Hunderte von Juden den zuvor gekreuzigten und damit gottverfluchten Jesus wenige Tage nach seiner Hinrichtung nun doch als Gott selbst verehrten und verkündeten.
Die Auferstehung erklärt zudem, weshalb die Jünger so enorme Strapazen, den eigenen Tod und letztlich sogar die Hölle für eine Botschaft in Kauf nahmen, die ihnen subjektiv nichts brachte. Denn sie wussten, dass das mit Jesus stimmt und es keine Blasphemie ist, ihn als Gott zu verkünden. Die Auferstehung Jesu erklärt außerdem, warum selbst unbeteiligte Juden, die zuvor nichts mit Jesus zu tun hatten, zentrale Überlieferungen ihres Glaubens über Bord warfen, als sie Jesus als Gott verehrten und ihre gottesdienstlichen Treffen vom heiligen Sabbat auf den bislang unbedeutenden Sonntag verschoben.
Die Auferstehung liefert (wenn man Gott nicht kategorisch verneint) eine plausible Erklärung – und genau das macht sie denkmöglich. Wie gesagt: „denkmöglich“ – nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Zur Geschichte zweier Alternativen
Es ist an dieser Stelle aber völlig in Ordnung, wenn sie auch eine andere Erklärung als die gerade vorgestellte als denkmöglich einstufen. Ich wollte auch zu keinem Zeitpunkt sagen, dass nur die Option „Auferstehung“ die einzig mögliche Erklärung für die vorgestellten Ereignisse sein kann. Ich wollte nur sagen, dass dies eine denkbare Option darstellt. Es steht ja außer Frage: Natürlich gibt es Erklärungen, die ohne Gott auskommen. Manche sagen nun:
„Ja, dann ist doch alles geklärt. Wenn ich die Wahl zwischen mehreren möglichen Erklärungen habe, entscheide ich mich natürlich für die, die mir am einfachsten erscheint.“
So kann man ja denken. Und bei denen unter uns, die beim Thema „Glaube“ skeptisch sind, ist das sicherlich die Erklärung, die ohne Gott auskommt. Ich sehe bei der ganzen Sache, bei allem Respekt, aber ein Missverständnis: Wenn ich die Wahl zwischen zwei unterschiedlichen, aber trotzdem möglichen Erklärungen A und B habe und mich für B entscheide, dann macht das die Erklärung A doch nicht weniger denkmöglich… Aber genau das denken ja viele und sagen: Wenn A und B beide denkbare Erklärungen sind und ich mich für B entscheide, fällt die Erklärung A unter den Tisch.
Aber das ist ja nicht richtig. Natürlich bleibt A auch dann noch denkbar, selbst wenn man sich für B entschieden hat. A könnte sogar, da sich ja nichts an seiner Denkmöglichkeit geändert hat, immer noch die richtige Erklärung sein. Ich kann diesen nur allzu menschlichen Denkfehler sehr gut nachvollziehen (und auch ich begehe ihn noch viel zu häufig) – aber das ändert ja nichts daran, dass es sich dabei um einen Denkfehler handelt. Auf unser Thema angewandt, bedeutet das:
Wer die Auferstehung zumindest als denkmögliche Erklärung für die Ereignisse um 30 n. Chr. ansieht, begeht einen gedanklichen Fehlschluss, wenn er davon ausgeht, dass andere Erklärungen an dieser Denkmöglichkeit kratzen.
Ich denke, wenn die Möglichkeit besteht, dass an dieser Auferstehung wirklich etwas dran sein könnte, dann wäre es überaus leichtfertig, diese Spur erkalten zu lassen. Wenn nach allen Überlegungen die Denkmöglichkeit der Auferstehung erhalten bleibt, sollten wir die Frage der Auferstehung nicht zu den Akten legen.
Der Tanz beginnt
Letztendlich bleibt die Frage, die ich oben schon einmal erwähnt habe: Denken Sie, dass die Gründe, die Auferstehung historisch ernst zu nehmen, gut genug sind, um eine ehrlich gemeinte Testfrage wie z.B. die folgende zu stellen: „Jesus, wenn Du wirklich lebst und wenn es Dich wirklich geben sollte, dann zeige mir das bitte. Und Du weißt, dass ich wirklich niemand bin, der sich so leicht überzeugen lässt.“ Vielleicht trauen Sie sich ja irgendwann mal wirklich, solch eine Testfrage wirklich ehrlich zu stellen. Vielleicht, weil Sie einfach nur neugierig sind, ob da wirklich mehr sein könnte.
Das Schöne ist ja: Sie haben nichts bei der ganzen Sache zu verlieren. Was sollte das auch sein? Es verlangt ja niemand von Ihnen, es allen ihren Freunden und Bekannten zu erzählen. Es verlangt sogar niemand, dass sie die vorgeschlagenen Sätze laut artikulieren. Und letztlich bleibt es bei folgender Tatsache:
Der christliche Glaube ist unwichtig und nichts weiter als eine Illusion, wenn das mit der Auferstehung Jesu nicht stimmt; aber unser größter Gewinn, wenn doch.
Und wenn Sie Fragen oder Anmerkungen haben, können Sie gerne einen Kommentar und/oder eine E-Mail schreiben.
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