Teil 1 von 5: Grundlegende Gedanken zu „
Existiert Gott?“


Ein kurzes Vorwort.

Wenn wir im Folgenden der Frage nach Gott nachgehen, ist eines vorab wichtig zu klären: Gerade in den ersten Kapiteln dieses Buches geht es mir nicht darum, Ihnen gute Gründe für die Existenz eines Gottes zu liefern, von dem Christen ausgehen. Das wäre meiner Ansicht nach viel zu vorschnell argumentiert. Vielmehr geht es mir darum, Argumente für eine theistische (meinetwegen auch für eine deistische) Weltsicht im Allgemeinen ins Feld zu führen. Und wenn ich als Christ an einigen wenigen Stellen notgedrungen nur aus christlicher Sicht sprechen kann, werden Sie es mir hoffentlich nachsehen.


Existiert (ein) Gott?

Die Ratgeber-Community gutefrage.net kann einem mitunter zum Schmunzeln bringen. Hierzu regen insbesondere die Wissbegierigen an, die gerne eine Antwort auf Fragen wie die folgenden haben möchten: „Darf man als Vegetarier eigentlich Fruchtfleisch essen?“ oder mein persönlicher Favorit:

„Meine Freundin will Schluss machen, ich auch, was sollen wir tun?“

Neben solchen Fragen gibt es aber auch viele tiefgründige. So wollte jemand (wenn auch mit einem etwas ironischen Unterton) sinngemäß wissen: „Wenn jemand an Gott glaubt, müsste er dann nicht auch an Elfen und Kobolde glauben?“ Und ganz im Ernst: Ich finde solche kritischen Rückfragen zum Thema „Gott & Glaube“ sympathisch. Skepsis ist – gerade hier – schließlich nicht nur erlaubt, sondern sogar erwünscht. Und Leute, die diese Frage stellen, treffen ja einen zentralen Nerv und genau deshalb ist sie richtig und wichtig.

Bevor wir uns aber ernsthaft mit dem Thema „Glaube“ auseinandersetzen können, ist es unentbehrlich, dass wir uns zunächst einmal im Klaren sind, worüber wir eigentlich sprechen – oder konkreter gefragt: Was meinen Gläubige eigentlich, wenn sie von G.O.T.T. sprechen? Die meiner Ansicht nach beste Definition Gottes ist schon etwas älter und stammt vom Philosophen und Theologen Anselm von Canterbury (1033-1109). Sinngemäß schreibt er in seinem Werk Proslogion:

Gott ist das in jeder Hinsicht größte vorstellbare Wesen. Wenn wir von etwas noch größer als von Gott denken können, ist das Gott (id, quo nihil maius cogitari potest).

Etwas merkmalsreicher geht Richard Swinburne, derzeit einer der bedeutendsten Professoren für Religionsphilosophie an der Oxford University, vor, wenn er Gott als eine „Person“ mit folgenden Eigenschaften beschreibt: Sie ist allmächtig, allwissend, alliebend, unendlich gut, unendlich heilig, unendlich gerecht, ohne Körper, ohne Raum-Zeit-Stelle und Schöpfer aller Dinge.


Fragliche Grundlagenfragen.

Genau an dieser Stelle bedarf es meiner Erfahrung nach eines wichtigen – da exemplarischen – Exkurses. Es gibt nämlich immer wieder Zeitgenossen, die sagen, dass Gott von vornherein zum Scheitern verurteilt ist, da ein allmächtiges Wesen nicht existieren kann. Zur Begründung werden hierzu Fragen wie die folgenden gestellt: „Kann Gott auch ein rundes Quadrat erschaffen?“ Oder: „Kann Gott einen Stein erschaffen, der so schwer ist, dass er ihn nicht heben kann? Wenn er es kann, ist er aber nicht allmächtig. Und wenn er es nicht kann, erst recht nicht.“

Zunächst einmal ist hierzu das anzumerken, was vor einiger Zeit bereits der berühmte irische Schriftsteller C. S. Lewis beisteuerte – und zwar Folgendes:

Sinnlose Wortverbindungen werden nicht plötzlich dadurch sinnvoll, daß wir ihnen die beiden Worte »Gott kann« voranstellen. Es bleibt wahr, daß alle Dinge bei Gott möglich sind; das innerlich Unmögliche aber ist nicht ein Ding, sondern ein Nichts. Es ist für Gott genausowenig möglich wie für das schwächste Seiner Geschöpfe, von zwei einander ausschließenden Alternativen beide zu verwirklichen; nicht weil Seine Macht behindert wäre, sondern weil Unsinn eben Unsinn bleibt, selbst wenn er von Gott handelt.

Hier liegt also der berühmte Hase im Pfeffer: Das runde Quadrat oder der beschriebene Stein sind bei genauerem Nachdenken gar keine „Dinge“, sondern eine bloße Aneinanderreihung von Wörtern, die inhaltlich aber keinen Sinn ergeben. Mit anderen Worten: Ich kann zwar aussprechen, dass es sich bei meinem Nachbarn um einen „verheirateten Junggesellen“ handelt, aber meine Worte sind inhaltlich ohne jegliche Substanz – ein Nichts. Ein verheirateter Junggeselle ist nun einmal ein logischer Widerspruch in sich und damit ist sogar bewiesen, dass solch eine Person nicht existieren kann.

Darüber hinaus lässt sich noch Folgendes anmerken: Der vorgebrachte Einwand beruht – wie viele andere übrigens auch – auf einem nachvollziehbaren Missverständnis: Hier ist es z.B. das biblische Allmachtsverständnis, das missverstanden wird. Natürlich spricht die Bibel davon: Gott ist allmächtig, aber im gleichen Atemzug spricht sie ja auch davon, dass Gott etwa nicht in der Lage ist zu lügen (Hebr 6, 18) oder auch nicht, sich selbst untreu zu sein (2Tim 2, 13). Im biblischen Sinne ist das aber kein Widerspruch, weil Allmacht hier nicht so gemeint ist, wie es landläufig der Fall ist.

Wenn die Bibel sagt „Gott ist allmächtig“, meint sie: Gott ist allmächtig, da er in seinem Handeln keinen äußeren Zwängen unterworfen ist. Dass er nicht lügen kann, hat seine Ursache also nicht darin, dass er einer ihm übergeordneten Macht untersteht, die ihn zur Wahrheit verpflichtet. Nein, das einzige, was Gott zur Wahrheit verpflichtet, ist er selbst.

Exemplarisch war dieser kurze Exkurs nun deshalb, weil er uns Folgendes vor Augen führen sollte: Intellektuelle Rückfragen an den Glauben sind zwar nach wie vor erwünscht; kritisch wird es aber genau dann, wenn eine Frage weniger ernstgemeinter, sondern eher altkluger Natur ist (bei nach wie vor allem Respekt vor dem Fragesteller). Fragen mit diesem Hintergrund stehen nämlich in der Regel auf wackeligen Beinen, wenn man sie einmal näher unter die Lupe nimmt.


Hervorragende Grundlagenfragen.

Aber es gibt ja – Gott sei Dank – auch viele Rückfragen und Einwände, die sehr achtbar sind. Eine der grundlegendsten lautet: „Gott existiert nicht, weil man ihn nicht naturwissenschaftlich nachweisen kann.“ Im Gegensatz zur Frage, wie Gott und das Leid in der Welt zusammenpassen, wage ich es an dieser Stelle sogar einmal, sie sofort zu beantworten; gerade weil ich immer wieder beobachte, dass ihr viel zu viel Schlagkraft zugesprochen wird.

Schauen wir uns zunächst an, welche (versteckte) Vorannahme hinter dieser Frage steckt – nämlich: „Es kann nur das geben, was naturwissenschaftlich nachweisbar ist.“ Und so darf man ja denken. Ich sehe hier aber, ehrlich gesagt und in aller Höflichkeit, ein Problem: Hängt die Existenz von etwas – nennen wir es X – wirklich davon ab, ob man die Existenz von X empirisch nachweisen kann? Wie ist es z.B. mit Gravitationswellen? Existieren diese erst seit dem 11. Februar 2016 oder existierten sie auch schon, bevor man sie nachweisen konnte? Oder wie ist es mit Atomen? Gab es diese Kleinstbausteine auch schon, bevor man sie nachweisen konnte, z.B. im 17. Jahrhundert?

Die Antwort ist einfach: Ja, selbst dann, als man Gravitationswellen und Atome nicht nachweisen konnte, gab es sie. Etwas formaler formuliert: Die Existenz von X ist unabhängig von der naturwissenschaftlichen Nachweisbarkeit von X. Und genau deshalb greift es auch nicht zu sagen, dass Gottes Nicht-Nachweisbarkeit für seine Nicht-Existenz spricht. Gottes Nicht-Existenz ließe sich nur dann nachwiesen, wenn man aufzeigen könnte, dass seine Existenz in sich widersprüchlich ist – z.B. dann, wenn seine Existenz mit der Existenz von Leid logisch unvereinbar wäre. Dazu aber später mehr.

Vernünftige Überzeugungen, die empirisch nicht greifbar sind

Wir dafür bei all dem natürlich eine wichtige Tatsache nicht übersehen: Wir alle pflegen Überzeugungen, die wir als vernünftig ansehen, obwohl sie nicht naturwissenschaftlich nachweisbar sind. Hier nur ein paar Beispiele: Wie jeder mitdenkende Zeitgenosse gehen wahrscheinlich auch Sie davon aus, dass Leute wie Napoleon, Shakespeare oder Abraham Lincoln wirklich existiert haben. Ich denke das zumindest und finde, dass es überaus vernünftig ist, davon auszugehen – aber: Naturwissenschaftlich nachweisbar ist Napoleons oder Lincolns (einstige) Existenz nicht.

Das heißt aber noch lange nicht, dass es deshalb unvernünftig ist, dass es die beiden gab. Oder nehmen wir die Aussage: „Julius Cäsar wurde am 15. März 44 v. Chr. während einer Senatssitzung im Theater des Pompeius‘ ermordet.“ Auch hierbei handelt es sich zwar um eine vernünftige, nicht aber um eine empirisch nachweisbare Annahme. Dieses „Defizit“ führt aber augenscheinlich nicht dazu, ihre Richtigkeit zu bezweifeln.

Annahmen aus dem Bereich der Geschichtswissenschaft sind freilich nicht die einzigen, die – obwohl nicht naturwissenschaftlich greifbar – vernünftig sein können. Auch Urteile aus dem Bereich der Moral und Ethik entziehen sich dieser Nachweisbarkeit: Es ist z.B. nicht nachweisbar, dass die Moralvorstellungen eines Selbstmordattentäters schlechter sind als die eines Menschen, der jedwede Gewalt ablehnt. Es ist aus meiner Sicht aber trotzdem vernünftig, davon auszugehen.

Oder: Gehen Sie davon aus, dass die Welt bereits seit mehr als 15 Minuten existiert oder materielle Gegenstände auch dann noch da sind, auch wenn niemand hinschaut? Wenn ja, haben Sie gerade eine weitere Ihrer Überzeugungen kennengelernt, die absolut vernünftig, aber empirisch nicht nachweisbar ist. Winfried Löffler, Professor für Philosophie an der Universität Innsbruck, stellt in diesem Zusammenhang vollkommen richtig fest:

„Der naheliegendste Grund, den man für diese Überzeugungen vielleicht nennen könnte, wäre der, dass wir sie immer schon unserem Weltbild zugrundelegen, dass wir bislang mit Erfolg mit ihnen gearbeitet haben und dass nichts gegen sie spricht. Das ist allerdings kein empirischer Grund im engeren Sinne, und auch weniger ein positiver Grund als vielmehr die Abweisung eines Bedenkens.“

Bereits diese wenigen Beispiele zeigen es ganz gut: Obwohl die Naturwissenschaften unbestritten großartige Forschungsbereiche sind, deren Nutzen wir nicht hoch genug einschätzen können und deren gesicherte Erkenntnisse wir auch nicht ignorieren sollten, widerspricht der Gedanke „Ich gehe nur von dem aus, was man naturwissenschaftlich nachweisen kann“ unserer Denkrealität. In der Wirklichkeit existiert(e) und passiert(e) eben weitaus mehr, als uns die naturwissenschaftliche Brille sehen lässt. Es besteht folglich kein Zweifel daran, dass es Überzeugungen gibt, die auch ohne empirische Gründe vernünftig vertretbar sind.

Aus dieser Erkenntnis folgt für uns ein wichtiger Gedanke: In Wahrheit sind es gar nicht die naturwissenschaftlichen Disziplinen, die dazu in der Lage wären, Gott „zu begraben“. Sie sind – wie gezeigt – ohnehin nicht der Weisheit letzter Schluss. Gott begraben kann nur die Weltsicht bzw. Überzeugung, dass wir nur von dem ausgehen sollten, was wir auch naturwissenschaftlich nachweisen können. Aber diese Ansicht ist – auch wie gezeigt – nachweislich falsch. (Ironischerweise ist die Lage sogar noch misslicher: Diese Überzeugung ist ja nicht nur nachweislich falsch, sondern auch noch in sich widersprüchlich – schließlich ist sie selbst auch nicht naturwissenschaftlich nachweisbar und zieht sich damit selbst den Boden unter den Füßen weg.)


Vernünftige Gründe für Gott?

Damit sind wir auch schon bei der zweiten guten Grundlagenfrage, die heutzutage immer wieder an Theisten gestellt wird: „Gibt es überhaupt vernünftige Gründe, die für Gott(es Existenz) sprechen?“ Ich halte diese Frage für hervorragend. Sie erinnern sich gewiss noch an das Zitat zu Beginn des Textes: „Wenn jemand an Gott glaubt, müsste er dann nicht auch an Elfen und Kobolde glauben?“ Hinter dieser Frage steckt ja folgende verborgene Vorannahme: Die Grundlage, die Existenz von Elfen oder Kobolden anzunehmen, ist genauso naiv, wie die Grundlage, von der Existenz Gottes auszugehen.

Ich kann diesen Gedanken in Teilen sogar gut nachvollziehen: Auch meiner Ansicht nach gibt es keine guten Gründe dafür, die einen vernunftgesteuerten Teilnehmer des 21. Jahrhunderts dazu motivieren könnten, sich mit der Frage zu beschäftigen, ob Kobolde denn existieren. Wohl aber – und nun kommt mein springender Punkt – gibt es gute Gründe dafür, sich ernsthaft mit der Frage auseinanderzusetzen, ob Gott existiert.

„Moment“, fragen die kritischen Leser nun nach. „Was wird denn hier genau unter ‚gut‘ verstanden? Das ist ja ein sehr dehnbarer Begriff.“ Diese Anmerkung ist natürlich vollkommen richtig und ich will ganz ehrlich mit Ihnen sein: Es gibt keinen einzigen zwingenden Grund dafür, von der Existenz Gottes auszugehen.

Ich stehe deshalb auch jedem sehr kritisch gegenüber, der sagt: „Die Welt ist so komplex und fantastisch, sie kann nur bzw. muss von einem Gott so gemacht sein!“ Oder: „Gott ist die Erklärung für den Urknall!“ Das halte ich –  bei allem Respekt vor Leuten, die so denken – für zu einfach gedacht. Ich bleibe daher dabei: Es gibt zwar gute, aber keine nötigenden Gründe für Gott. Deshalb werde ich mich auch hüten zu sagen, Ihnen weiszumachen zu wollen, er sei die Erklärung für eine bestimmte Sache.

 Warum schafft Gott keine Fakten?

Dieses Bekenntnis löst nun bei einigen Freude aus; und man sagt sich: „Prima! Wenn es keinen zwingenden Grund für Gott gibt, kann er mir auch gestohlen bleiben. Er hätte sich schon deutlicher erkennbar machen müssen, wenn ich an ihn glauben soll. Das ist aber nicht mein Fehler, sondern seiner.“

Das Skurrile an der Sache ist nun, dass hier gar kein „göttlicher Fehler“, sondern vielmehr „göttliche Absicht“ vorliegt. Was meine ich damit? Ich kann an dieser Stelle natürlich nur als Christ sprechen, aber aus christlicher Perspektive hat Gott uns ja erschaffen, damit wir die Möglichkeit erhalten, in Beziehung mit ihm, dem ewigen Gott, treten zu können – ihn persönlich kennen zu lernen. Christsein meint schließlich nichts anderes, als eine vertrauensvolle und liebevolle Beziehung mit Gott/Jesus zu haben. Und in einer Beziehung, die auf Liebe und Vertrauen basiert, ist Zwang nun einmal fehl am Platz.

Sie kennen vielleicht einen Satz wie diesen: „Schatz! Ich möchte, dass du mir morgen Blumen mitbringst. Und ich möchte, dass du es spontan tust!“ Hier passt etwas nicht. Genauso wenig passen „zwingende Gründe“ und „christlicher Glaube“ zusammen. Echtes Vertrauen kann eben nur da entstehen, wo gerade kein Druck und kein Zwang ausgeübt werden. Genau das ist auch der Grund, weshalb ich bis zum Ende dieses Artikels auch niemals von „zwingenden“ Gründen bzw. Argumenten für Gott und/oder den christlichen Glauben reden werde (und ich davon überzeugt bin, dass es niemals einen funktionierenden Gottesbeweis geben kann).

Vor dem Hintergrund des Gesagten stellt sich freilich folgende Frage: Kann es vor dem Hintergrund fehlender zwingender Gründe intellektuell überhaupt vertretbar sein, von der Existenz Gottes auszugehen? Und ja, ich bin davon überzeugt. Es gibt Gründe, die seine Existenz natürlich nicht erzwingen können, die doch aber so vernünftig sind, dass sich letztendlich sagen lässt: „Ja, es gibt gute Gründe, von der Existenz Gottes auszugehen.“

Und keine Sorge: Davon auszugehen, dass Gott existiert, ist natürlich nicht das, was Christen unter „Glauben“ verstehen. Aber um sich die Frage zu stellen, ob es denn stimmt, was Christen glauben, sollte man ja bereits im Vorfeld für sich geklärt haben, wie es denn überhaupt um die Existenz Gottes im Allgemeinen bestellt ist. Ich halte diesen ersten Teilschritt für überaus wichtig, wenn man an einem intellektuell redlichen Glauben interessiert ist.

Bevor es endlich losgeht.

Bevor wir zu den eigentlichen Gründen für Gott kommen, gilt es aber noch, einen prominenten Gedankengang auf den Prüfstand zu stellen – nämlich: „Wir brauchen Gott nicht, um uns die Welt erklären zu können. Es gibt für alles, was die Welt im Innersten zusammenhält, auch eine plausible wissenschaftliche Erklärung.“

Und das ist zweifelsohne richtig! Wer das bestreitet, der verschließt seine Augen vor der Realität, das muss man ganz ehrlich sagen. Deshalb gebe ich auch ganz unaufgeregt zu: Für jedes der Themen, die ich Ihnen gleich als Ausgangspunkt zur Begründung der Existenz Gottes vorstellen möchte, gibt es auch eine gute wissenschaftliche Erklärung.

Aber: Es hilft uns nicht wirklich weiter, wenn wir wissen, dass es plausible Erklärungen (z.B. für die Entstehung des Universums) gibt, die ohne Gott auskommen, wenn wir ja eigentlich der Frage nachgehen wollen, ob es vernünftig ist, von der Existenz Gottes auszugehen. Warum? Weil das Vorhandensein solcher Erklärungen diese Frage nicht Weise berührt: Denn selbst wenn es vernünftige Erklärungen gibt, die ohne Gott argumentieren, was sagt das über die Existenz Gottes aus?

Die Antwort liegt auf der Hand: nichts! Und genauso leicht wäre die Antwort, wenn unsere Zielfrage lauten würde: Kann man die Welt auch ohne Gott plausibel erklären? Ja, natürlich kann man das. Aber das ist ja nicht unsere Frage! Wenn wir also klären wollen, ob es als Teilnehmer des 21. Jahrhunderts plausibel und vernünftig ist, von der Existenz Gottes auszugehen, müssen wir anders vorgehen. Hierzu schlage ich Folgendes vor:

Wenn die theistische Begründung für etwas, z.B. für die Entstehung des Universums, vernünftig ist, dann – und nur dann – lässt sich auch sagen, dass es vernünftig ist, von der Existenz Gottes auszugehen. Und keine Sorge, ich weiß natürlich: Mit solch einer Erkenntnis hat man noch nicht viel gewonnen – die wirklich harten Fragen kommen dann erst noch. Aber die Sicht, dass es vernünftig sein kann, von der Existenz Gottes auszugehen, ist ja trotzdem alles andere als bedeutungsarm. Freilich gilt auch umgekehrt: Sind die theistischen Begründungen unvernünftig, dann ist es auch unvernünftig und nichtig, Gott intellektuell begründen zu wollen. Und auch diese Erkenntnis wäre ja alles andere als folgenlos.

Ich lade Sie daher– ganz im Sinne des neutestamentlichen Appells „Prüft alles, das Gute behaltet!“ (1Thess 5,21) – herzlich dazu ein, die folgenden Argumente für die Existenz Gottes dem angesprochenen „Plausibilitäts-Check“ zu unterziehen.