Eine Theorie, die überprüfbare Vorhersagen macht, ist einer anderen Theorie, die dies nicht tut, vorzuziehen. Außer Religionsbüchern (Bibel, Koran usw.) und ihrer Vorstellung von Gott haben gläubige Menschen nichts in der Hand. Ein Argument gegen Religionen wäre also eine alternative lächerliche Religion, die genauso plausibel ist wie die schon bestehenden Religionen. Ich bin für das allmächtige (außer in Hinsicht auf die Erschaffung von Hunden) und unsichtbare poröse Knäckebrot. Die Kunde davon ist zehntausend Jahre alt (also viel, viel älter als die Bibel oder der Koran) und wurde mündlich in meiner Familie überliefert. Das Knäckebrot hat das Universum und die Erde und alle Lebewesen darauf erschaffen, außer den Hunden, weil es dazu leider nicht in der Lage ist. Glücklicherweise haben wir Menschen Hunde aus Wölfen gezüchtet, so dass dieses Manko nicht weiter ins Gewicht fällt. Wer irgendwelche Argumente gegen das Knäckebrot vorbringen kann, kann dieselben Argumente auch gegen Gott verwenden. Ich finde, das allein reicht aus, um Gott zu einer lächerlichen Kinderfantasie zu machen.
Danke für diesen nachvollziehbaren Kommentar. Ich greife, gerade weil es gerade gut passt, vorab kurz den Kerngedanken des letzten Beitrages auf. Sie schreiben:
Eine Theorie, die überprüfbare Vorhersagen macht, ist einer anderen Theorie, die dies nicht tut, vorzuziehen.
Ich kann diese Forderung zwar gut nachvollziehen, sie spricht aber – ironischerweise – wenig für eine naturalistische Perspektive. Denn hier ist ja gerade die zentrale Grundannahme, dass außer der natürlichen Welt nichts existiert, eine nicht überprüfbare Aussage. Naturalisten „glauben“, dass außer der natürlichen Welt nicht existiert, wissenschaftlich nachweisbar ist diese These aber nicht.
Das führt eben zum erwähnten Widerspruch der naturalistischen Sichtweise. Und wie erwähnt: Eine Perspektive, die „Glauben“ zwar ausschließt, aber dennoch nicht ohne „Glauben“ auskommt und deshalb in sich widersprüchlich ist, erscheint mir nicht sehr ratsam.
Zu Ihrem Vorschlag mit der „Knäckebrot-Religion“. Das ist an sich ja gar keine schlechte Idee, ich bin ein Fan guten Knäckebrots, aber das ist wieder ein anderes Thema. Der – im wahrsten Sinne des Wortes – „Knackpunkt“ ihrer Alternativreligion im Gegensatz zum theistischen Vorschlag liegt allerdings im Anfang. Und das meine ich nun ganz ernst.
Das kosmologische Standardmodell, sprich die Urknalltheorie, zeigt uns, dass das Universum einst vor 13,7 Milliarden Jahren hat angefangen zu existieren. Oder etwas konkreter formuliert: Vor etwa 13,7 Milliarden Jahren haben solche Dinge wie Raum, Zeit und Materie angefangen zu existieren. Ihr Knäckebrot kann nun nicht die Ursache des Universums sein, da es sich hierbei um ein physikalisches und materielles Objekt handelt. Die Ursache für unser Universum muss aber freilich etwas sein, das – weil es Raum, Zeit und Energie einst ins Dasein brachte – raumlos, zeitlos und immateriell ist.
Ihre Aussage „Wer irgendwelche Argumente gegen das Knäckebrot vorbringen kann, kann dieselben Argumente auch gegen Gott verwenden“ funktioniert also nicht. Wer ernsthaft/er über die theistische Weltsicht nachdenkt, stellt fest, dass sie auf weitaus stabileren Beinen steht, als man landläufig denkt. Bitte an dieser Stelle nicht falsch verstehen: Nur weil Gott eine gute Erklärung dafür sein kann, warum unser Universum einst angefangen hat zu existieren, heißt das freilich nicht, dass Gott die beste Erklärung ist. Aber darum geht es hier ja gerade auch nicht…
Übrigens: Die 10.000 Jahre alte Kunde des „Knäckebrot-Gottes“ ist nur dann älter als die biblischen Schriften, wenn man von einem Erdalter von 6.000 Jahren ausgeht. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: So kann man zwar denken, aber Christen – selbst die, die Bibel ernst und wörtlich nehmen – sind nicht auf ein Erdalter von 6.000 Jahren festgelegt, siehe dazu diesen Beitrag hier.
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