Als Gott den Menschen „erschaffen“ hat (oder besser gesagt, die Evolution miteinbeziehend, zu einem Menschen entstehen ließ), muss Gott davor schon gewusst haben, dass Adam & Eva sündigen würden – und trotzdem wurden sie erschaffen. Auch wenn man die biblischen Aussagen nicht wörtlich nehmen sollte/soll, dass mit der (Erb-)Sünde zieht sich wie ein roter Faden bis in die heutige Zeit. Sie schreiben ja selber, dass Gott den Menschen nicht braucht. Gott muss Milliarden von Jahren glücklich mit sich selbst gewesen sein, deswegen macht die „5 Minuten vor 12 Erschaffung“ wenig Sinn.
Danke für die Frage, die ich zwar ehrlich gesagt nicht genau definieren kann, ich versuche es aber einmal. Wenn ich Sie recht verstehe, fragen Sie, weshalb Gott Menschen erschaffen hat, obwohl er doch wusste, dass sie – ganz salopp gesagt – „Mist“ bauen und das Ziel verfehlen werden. Im Grunde bedeutet das Wort „Sünde“ ja nichts anders als „Zielverfehlung“.
Ich bleibe auch bei meiner Aussage: Es bestand für Gott keine Notwendigkeit, Menschen zu erschaffen – es war sein freier und freiwilliger Entschluss, kein notwendiger. Warum braucht er uns nicht? Weil er bereits in der Dreieinigkeit seines eigenes Wesens vollkommen erfüllt und zufrieden ist. In dieser ewigen, zeitlosen Liebesbeziehung, in der Gott zu sich selbst steht (also Gott-Vater zu Gott-Sohn zu Gott-Geist), ist bereits komplette Erfüllung, komplette Glückseligkeit.
Vor dem Hintergrund Ihre Frage bedeutet das, dass die Schöpfung nicht zum Nutzen Gottes ist. Nein, unsere Schöpfung ist zu unserem Vorteil: Wir als endliche Personen bekommen die Möglichkeit, in Beziehung mit dem ewigen Gott treten zu können, ihn persönlich kennen zu lernen. Das ist der Grund unserer Erschaffung.
Von daher würde ich wirklich sagen: Gott braucht uns nicht. Wir brauchen Gott. Und (nicht nur) aus christlicher Sicht wird das spätestens dann deutlich, wenn wir die Grenzen unseres Lebens überschritten haben. Wenn das mit Gott also stimmen sollte, ist die letztliche Tragödie des Lebens also die, dass so viele Menschen freiwillig das Angebot Gottes ausschlagen, mit Gott selbst in Beziehung zu sein.
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