1.) Es wirkt irgendwie „konstruiert“ und nicht logisch, dass Gott sich vor rund 6000 Jahren ausschließlich einem kleinen Volk offenbart hat (Warum diese „Exklusivität“?). Da der Mensch zu dieser Zeit schon praktisch auf allen Erdteilen vertreten war – wieso nicht der ganzen Menschheit zeitgleich? So mussten ja zwangsweise viele unterschiedliche Religionen entstehen. 2.) Wenn man davon ausgeht, dass das Universum mehr als 13 Mrd. Jahre alt ist und die Erde rund 4,5 Mrd. Jahre alt ist, sprengt es irgendwie jegliche Vorstellungskraft, worauf Gott so lange gewartet hat.
Danke für die Fragen, bei denen mir der Knackpunkt die Vermischung verschiedener Zeiteinteilungen zu sein scheint. Einig sind wir uns beide darin, dass das Universum rund 13,8 Milliarden Jahre und die Erde ca. 4,6 Milliarden Jahre (laut jüngsten Forschungsergebnissen) alt ist. Hat sich Gott dem Volk Israel aber vor 6.000 Jahren gezeigt?
Um ehrlich zu sein: Ich weiß es (bislang) nicht genau. Zur Auffassung, die Erde sei 6.000 Jahre kommt man freilich, wenn man den Schöpfungsbericht als naturwissenschaftliches Protokoll ansieht. Meiner Ansicht nach will dieser Bericht aber gar nicht als ein solches Protokoll werden. Es erscheint mir weitaus plausibler, dass er (in Themen und Sprachform) eine erkennbare Antwort auf außerbiblische Schöpfungserzählungen aus dem babylonischen Raum ist (z.B. Enuma Elish).
Im Vergleich erkennt man die biblische Aussageabsicht umso besser. So wird in den babylonischen Texten z.B. davon gesprochen, dass Götter miteinander kämpfen, dass die Entstehung der Welt und auch der Menschen eher ein Unfall ist, dass Menschen Sklaven der Götter sind usw.
Eine theologisch-anthropologische Aussageabsicht Gottes ergibt meiner Meinung nach auch mehr Sinn, als die Ansicht, Gott wolle uns ein naturwissenschaftliches Protokoll der Erdentstehung und -entwicklung mit auf den Weg geben. Diesem Verständnis des Schöpfungsberichtes zufolge habe ich als Christ folglich die Freiheit (und als neugieriger Mensch die Pflicht), alle mir vorliegenden Erklärungsansätze kritisch zu prüfen.Und das ist keinesfalls so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint – immerhin gibt es alleine schon aus der “christlichen Szene” weit über 20 verschiedene Ansätze, die es zu untersuchen gilt.
Von daher gehe ich davon aus, dass sich Jesus bereits wirklich den ersten Menschen offenbart hat (und das auch heute noch tut) – sich also von Anfang an „ins Spiel gebracht hat“. Vor diesem Hintergrund ist es also eben nicht „zwangsweise“ so, dass sich verschiedene Glaubensrichtungen herausbildeten. Christen sagen: Gott ließ (und lässt) sie allesamt zu, da er uns Menschen eben menschlich gemacht hat, und dazu gehört unsere Fehlbarkeit. Wohlgemerkt: Nicht fehlerhaft hat er uns gemacht, aber fehlbar, mit der Freiheit zu scheitern – sonst wären wir nicht wirklich frei.
Und genau das ist ja die christliche Ausgangslage: Der Mensch ist von Gott mit einer vollkommenen Willens- und Entscheidungsfreiheit ausgestattet. Und zu dieser Freiheit gehört natürlich auch die Möglichkeit des „Fehlermachens“ logisch dazu: Menschen machen Fehler, treffen nicht nur richtige, sondern auch falsche Entscheidungen. Das ist auch eine der ersten Auskünfte in der Bibel: Gott zeigte sich den allerersten Menschen, viele blieben bei ihm, viele wandten sich (aus unterschiedlichen Gründen) von ihm ab. Im Laufe der Menschheitsgeschichte entwickelte sich so eine Vielzahl unterschiedlicher Religionen (vgl. vertiefend auch folgende Blogfrage).
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