Eine Erlösung vom Leid der Seele durch den Tod gibt es eben nicht. Der Tod nimmt uns nichts und er gibt uns nichts. Es geht drüben an der Stelle weiter, wo es hier aufgehört hat. Und hier ist es angebracht, dass alle kleinlaut und demütig werden, man selbst eingeschlossen. Und jeder, der lautstark anderes verkündet, dem kann man letztlich nur in Bescheidenheit entgegen halten: Warten wir´s ab.
Danke für Ihr Statement. In gewisser Weise ist diese Situation ja vergleichbar mit der Situation eines Mannes, der auf einem Bergpass festsitzt und nun entscheiden muss, ob er a) bleibt, wo er ist, oder b) sich auf einen der vor ihm liegenden Pfade wagt. Schnee und Nebel versperren dem Mann die Sicht und ihm ist klar, dass er leicht abstürzen könnte, wenn er sich auf den Weg macht. Das ist sicherlich ein Risiko. Angesichts dieser Gefahren ist die Versuchung natürlich groß, einfach stehen zu bleiben und nichts zu tun. Aber damit vermeidet man kein Risiko, sondern geht lediglich ein anderes ein: Wenn man nichts tut, wird man wahrscheinlich erfrieren.
In diesem Beispiel geht es also darum, dass der Glaube an ein Leben nach dem Tod zwar mit dem Risiko behaftet ist, dass man eine Position ohne vollständigen Beweis übernimmt und sich folglich irren kann, der Unglaube jedoch eine andere Art von Risiko birgt, weil man in diesem Fall seine Ewigkeit „verspielt“. (Das hört sich jetzt vlt. banal an, aber wenn man nur einmal kurz annimmt, dass es so etwas wie das Jenseits wirklich gibt, ist das eine gewaltige Angelegenheit).
Die scheinbar überlegene Rationalität der agnostischen Position („Entscheide Dich nicht, solange Du nicht absolut sicher bist“) hat also keinen Bestand, wenn man erst erkennt, dass es in Wirklichkeit zwei Arten von Risiko gibt.
Die Kernfrage lautet also, welche Art von Risiko jemand eingehen will: Manche Leute entscheiden sich für die Unsterblichkeit und akzeptieren damit das Risiko eines metaphysischen Irrtums. Andere wollen um jeden Preis einen falschen Glauben an ein Leben nach dem Tod vermeiden und lehnen die Vorstellung deshalb ab, wobei ihnen bewusst ist, dass sie im Falle eines Irrtums ihren ewigen Frieden mit Gott opfern.
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