Wir versuchen etwas zu beschreiben, was sich unserer Beschreibung entzieht. Deswegen sind für mich Religionen eher ein netter Versuch etwas zu erklären was nicht zu erklären ist. Was ist Realität? Vielleicht werden wir ja auch nur geträumt? So wie wenn wir träumen es ja auch keiner äußeren Realität bedarf. Oder unser Universum steckt in einem Sandkorn einer anderen Welt. Wer weiß das schon?
Danke für dieses Statement, dass ich sogar ganz gut nachvollziehen. Aber alleine die bloße Möglichkeit, dass unsere Realität eine Illusion ist, ist ja bei allem Respekt noch kein triftiger Grund dafür zu denken, dass dem auch wirklich so ist. Sicher: Es könnte so sein. Aber in der Abwesenheit von guten Gründen ist es nicht sehr einsichtig anzunehmen, dass wir z.B. in einer Matrix leben. Ich denke, wir sollten uns an das halten, dass auch gut begründbar ist.
Ob es Gott nun gibt oder nicht, da helfen uns die Religionen nicht wirklich weiter. Keine von uns bringt uns Gott näher – und da nehme ich die christliche Tradition natürlich nicht aus. Wir sind stattdessen darauf angewiesen, dass Gott – wenn es ihn denn gibt – von sich aus den Kontakt mit uns herstellt. An dieser Stelle treffen wir nun auf einen ganz zentralen Aspekt des christlichen Glaubens, der sagt: Gott hat sich mitgeteilt. Aber nicht in einer Ideologie oder einer Institution und in erster Linie übrigens auch nicht in einem Buch – sondern in der Person Jesus Christus.
Genau aus diesem Grund ist Jesus ja so etwas wie die erkenntnistheortische Grundlage, warum Christen sich überhaupt erdreisten, eine Erklärung über Gott abgeben zu können. Religion spielt da keine Rolle. Christen glauben ja, dass sich Gott uns zu einem ganz konkreten Zeitpunkt in der Geschichte gezeigt hat, wie er ist und dass er (sinngemäß) gesagt hat:
Ihr wollt wissen, wie ich bin und wer ich bin? Schaut auf diesen Jesus, diesen Wanderprediger in Israel des ersten Jahrhunderts eurer Zeitrechnung – so bin ich. Wenn ihr wissen wollt, was ich über euch Menschen denke, schaut euch an, was Jesus tut und sagt. Wenn ihr wissen wollt wie ich mit euch Menschen umgehe, schaut euch an, wie Jesus mit Menschen umgeht.
Das ist der Gott, an den Christen glauben. Der Gott, der selbst Mensch geworden ist, um Kontakt mit seinen Geschöpfen zu haben. Denn warum sonst, nach christlicher Auffassung, kommt Gott sonst auf die Erde, wird Teil seiner eignen Schöpfung. Was bringt ihn dazu? Ich versuche das mal, an einem Bild zu verdeutlichen, ein Bild, dass ein wenig Fantasie erfordert und auch zugegebenermaßen etwas banal ist, aber zur Darstellung dennoch sehr gut ist.
Stellen wir uns vor, auf meiner Hand leben ein paar Ameisen und unterhalten sich über die Existenz von Stephan Lange (das bin ich). Unter den Ameisen sind einige sehr gläubige Ameisen, die sagen: „Ich bin sicher, dass Stephan Lange existiert, ich kann ihn deutlich spüren.” Und da gibt es Ameisen, die da sagen: “Naja, naja, ich weiß ja nicht so recht. Vielleicht ist Stephan Lange auch nur eine Illusion.” Nun kommt das Bild an einer erste Grenze.
Stellen wir uns vor: Ich liebe diese Ameisen über alles. Ich möchte mit ihnen in Kontakt sein, in ein Gespräch mit ihnen kommen, damit sie lernen, mir zu vertrauen. Ich möchte mich eindeutig mitteilen. Wie könnte ich das anstellen? Eine erste Möglichkeit: Ich klatsche meine beiden Hände einmal ordentlich zusammen, dann habe ich mich absolut klar und deutlich mitgeteilt, aber es mangelt mir anschließend an Gesprächspartnern.
Eine zweite Möglichkeit: Ich sage einmal laut: “Hallo?”, dann sind die Ameisen wahrscheinlich taub (wie gesagt, das Bild ist etwas banal). Die dritte Möglichkeit: Ich müsste es irgendwie schaffen, mich in die Welt der Ameisen zu begeben, eine von ihnen werden, damit wir uns auf Augenhöhe begegnen können. Damit ein echtes Gespräch auch überhaupt erst einmal stattfinden kann. Wie gesagt, das Bild hat seine Grenzen und ist zudem etwas platt, aber beschreibt mit seinen Möglichkeiten genau das, was Gott nach christlicher Auffassung getan hat: Gott kommt in Jesus auf unsere Augenhöhe, um das Gespräch mit uns zu eröffnen, weil er sagt:
Ihr fehlt mir. Ich möchte Kontakt mit euch haben. Ich komme in einer Art und Weise, die ihr verstehen könnt, damit ihr lernt, mir zu vertrauen.
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