Was halten Sie vom „Propheten“ Jakob Lorber?
Danke für diese Frage. Um denjenigen zu erklären, die den Namen „Jakob Lorber“ zum ersten Mal hören, hier eine ganz kurze Einführung: Jakob Lorber war ein christlicher Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, der im Frühjahr 1840, laut eigenen Angaben, eine „innere Stimme“ in der Nähe seines Herzens vernahm, die ihn zu schreiben aufforderte. Dieser von ihm als „Gnadenstimme des Herrn Jesus Christus“ verstandenen Stimme widmete er fortan sein Leben und schrieb, ihrem „Diktat“ folgend, rund 20.000 Manuskriptseiten nieder.
Sie fragen nun, was ich davon halte. Nun, ich frage mich, warum ich Herrn Lober glauben sollte, dass er wirklich eine „innere Stimme“ von Jesus gehört hat. Das ist ja zunächst einmal nur eine Behauptung, die Sie oder ich auch aufstellen könnten. Aber solange Sie oder ich keine bessere Begründung für die Richtigkeit unserer Behauptung haben als die, dass unsere Behauptung doch nun einmal wahr ist, sehe ich keinen Grund dazu, warum andere Menschen uns Glauben schenken sollten.
Sicher, ich kann eine Glaubensbotschaft so konzipieren, dass sie nicht widerlegbar ist. Aber warum sollte ich mich dann überhaupt mit ihr beschäftigen? Gerade die Unwiderlegbarkeit ist aus der Sicht kritischer Rationalität schließlich kein Vorzug, sondern Ausweis der Bedeutungslosigkeit. Ich war noch nie ein Freund davon, Behauptungen, die nicht glaubhaft begründen werden können, Aufmersamkeit zu schenken – das gilt auch für die Behauptung Lorbers.
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