44: Gott ist keine Person oder etwas Persönliches. Gott ist alles was ist, jede Blume, jedes Sandkorn, jeder Mensch. Jesus sagte schon: „Der Vater und ich sind eins.“ Wir sind alle Eins. Alles was existiert ist das Eine. Alles passiert als ein Ausdruck des Einen. Ohne Grund und ohne Sinn. Warum alles so ist wie es ist oder warum überhaupt etwas ist, kann keiner Wissen. Die christliche Vorstellung des Getrenntseins von einem persönlichen Gott mit langem Bart der bestraft und belohnt ist eher eine kindliche Vorstellung.
Danke für diesen Einwand, der im Kern die Grundgedanken des Pantheismus widerspiegelt, den schon Schopenhauer 1851 völlig zu Recht als „höflichen Atheismus“ bezeichnete. Ich will nun gar nicht sagen, dass man so nicht denken darf. Aber denkt man diese Sichtweise einmal konsequent zu Ende, merkt man schnell, dass sie nicht funktioniert. Nur mal ein Beispiel: Unsere Alltagserfahrung bestätigt uns, dass es so etwas wie „Gutes“ und „Böses“ gibt.
- Wenn Gott absolut gut und alles ist, was ist, dann muss das Böse außerhalb Gottes liegen. Aber wenn Gott alles ist, ist das unmöglich.
- Wenn Gott absolut böse und alles ist, was ist, dann muss das Gute außerhalb Gottes liegen. Aber wenn Gott alles ist, ist auch das unmöglich.
- Gott ist absolut gut und absolut böse. Es ist nun aber ein Widerspruch in sich, dass Gott absolut gut und gleichzeitig absolut böse sein soll – auch das geht also nicht.
Manche Pantheisten oder Menschen, die mit den Gedanken des Pantheismus zumindest sympathisieren, sagen nun, dass es solche Kategorien wie „das Gute“ und „das Böse“ in Wirklichkeit auch gar nicht gibt – beides seien vielmehr Illusionen. Diese Sichtweise nimmt aber nicht nur das Problem menschlichen Leidens in keinster Weise ernst, sondern stellt zudem eine „moralische Bankrotterklärung“ dar, denn jemand, der so denkt, hat keinerlei Grundlage dafür, so etwas wie Vergewaltigung schlecht zu heißen – das Böse ist schließlich nur eine Illusion. Das ist aber offenkundig Unsinn. Das ist nur einer von vielen Gründen, warum ich die Sichtweise „Gott ist alles, was ist“ nicht überzeugend finde.
Übrigens: Die christliche Botschaft präsentiert sich nicht unbedingt so, wie oben dargestellt. Christen glauben, dass jeder Mensch Dinge getan hat, die Gott nicht gefallen: „Alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes“, lesen wir. Und auch über die Folgen menschlichen Fehlverhaltens ist sich die Bibel bewusst, in Römer 6,23 steht hierzu: „Der Lohn, den die Sünde zahlt, ist der Tod.“ Gott hingegen beweist uns seine Liebe aber dadurch, dass Jesus für uns starb, als wir noch Sünder waren. In Römer 10,9 lesen wir weiter:
„Wenn du also mit deinem Mund bekennst, dass Jesus der Herr ist, und mit deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn von den Toten auferweckt hat, wirst du gerettet werden.“
Jesus starb, um die Strafe für unsere Sünden zu bezahlen und uns vom ewigen Tod zu erretten. Rettung, Vergebung der Sünden, ist zugänglich für alle, die auf Jesus Christus als ihren Herrn und Retter vertrauen. Christen glauben also, dass sie aufgrund ihres Glaubens vor Gott für gerecht erklärt worden sind, fortan Frieden mit Gott durch Jesus haben. Das ist der Kern der christlichen Botschaft.
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