20. Argument: Warum glauben Sie nicht an die Existenz von Zeus? Sie müssten dazu, dem eigenen Bekunden nach, ja einen Beleg haben, dass es Zeus nicht gibt. Sonst ist Ihre Position, dass es nur einen Gott gibt, nicht haltbar. Statt Zeus kann man nicht nur einen beliebigen anderen Gott einsetzen, sondern beliebigen Unsinn. Wie kann man nur glauben, es gäbe keine Einhörner, wenn man nicht beweisen kann, dass es keine Einhörner gibt?
Das ist eine sehr gute Frage, danke dafür. Eines vorweg: Hier passiert zum Teil der gleiche Denkfehler wie schon ein Argument zuvor: Als Christ sage ich ja gerade nicht: “Ich glaube nur das, was man empirisch beweisen kann” – das sagt der Atheist; sollte er zumindest, wenn er seinen Atheismus ernst nimmt. Als Christ würde ich mir im ersten Moment “seltsam” klingende Sachen aber nicht kategorisch ausschließen, sondern schon alleine aus Gründen der Fairness und des Respekts nach Gründen fragen, warum das mit zB den Einhörnern stimmen sollte.
Und da ich als Christ meinen gesunden Menschenverstand nicht ausschalten muss, kriegt man im Gespräch schon relativ schnell mit, ob mein Gegenüber wirklich so gute Gründe zu bieten hat, dass sich eine tiefere Diskussion lohnt. Ich frage zB immer mit voller Ernsthaftigkeit und wenn sich die Gelegenheit ergibt nach wirklich guten und seriösen guten Gründen für das Fliegende Spaghettimonster. Leider ist es nur sehr selten, dass man denselben Ernst und Respekt zurückerhält.
Dreht sich die Frage darum, was der Christ an guten Argumenten für seinen Glauben vorbringen kann, ist es meiner Ansicht nach problemfrei möglich, eine respektvolle und ernsthafte Unterhaltung zu führen. Der christliche Glaube steht und fällt ja mit Jesus. Und über den lässt sich einiges sagen. Gerade weil heutzutage in der historischen Leben-Jesu-Forschung die historische Integrität der Evangelien weitgehend anerkannt wird. Das überrascht die meisten zunächst, ist aber aktueller Stand der Geschichtsforschung, der nicht geheim ist.
Die derzeitige historische Jesusforschung kann ja zeigen, dass der christliche Glaube auf dem Wirken und Geschick einer Person gründet, die sich, wenn auch nicht in jedem Detail, so doch in wichtigen Facetten auch heute noch nachzeichnen lassen. Und auf solcher einer (geschichts-)wissenschaftlich fundierten Grundlage lässt sich in den meisten Fällen eine weitaus ernsthaftere und respektvollere Gesprächsatmosphäre aufbauen, als es zB bei der Diskussion um das Spaghettimonster der Fall ist.
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