Laut der Pascalschen Wette ist es besser an Gott zu glauben, als es nicht zu tun (wobei ein allwissender Gott so einen Plan durchschauen würde). Was ist, wenn man sich trotz ehrlicher Versuche, nicht dazu überwinden kann, weil die eigene Vernunft stärker ist? Viele Menschen sind nun mal religiös „unmusikalisch“.
Danke für diese ehrlichen Worte, die ich aus eigener Erfahrung sogar recht gut nachvollziehen kann. Ich denke nicht, dass es Leute gibt, die „religiös unmusikalisch“ sind. Menschen wollen entweder herausfinden, ob an Gott und am Glauben etwas dran ist oder sie wollen es nicht. Das ist auch keine Sache der Neuzeit, sondern wurde schon von Jesus selbst festgestellt:
Jerusalem, Jerusalem, du tötest die Propheten und steinigst die, die Gott zu dir schickt. Wie oft wollte ich deine Kinder sammeln, wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel nimmt! Aber ihr habt nicht gewollt. (Lukas 13,13)
Soweit dazu. Aus meiner Sicht ist es übrigens vollkommen in Ordnung, wenn Sie noch verstandesmäßige Anfragen an den Glauben haben. Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass es auch auf die wirklich harten Fragen an den Glauben gute und plausible Antworten gibt. Von daher mein Tipp: Machen Sie doch einmal in Ruhe eine „Bestandsaufnahme“ der Gründe, die aktuell für Ihr Zögern verantwortlich sind. Welche Fragen halten Sie davon ab, sich einmal – testweise – auf den Glauben einzulassen? Sind es inhaltliche Fragen, Fragen nach der inneren Stimmigkeit oder vielleicht noch ganz andere? Und keine Scheu: Alle Fragen sind erlaubt, Denkverbote gibt es nicht. (Und wenn Sie mögen, schicken Sie sie mir gerne zu oder wenden Sie sich an eine andere Person Ihres Vertrauens.)
Letztendlich würde ich sogar sagen, dass es beim Glauben auch gar nicht darauf aufkommt, an Gott in dem Sinne zu glauben, dass man an seine Existenz glaubt. Das hat zumindest wenig damit zu tun, was Christen unter „an Gott glauben“ verstehen. Nein, Christsein meint ja im Kern eine vertrauensvolle Beziehung mit Gott zu haben; aus christlicher Perspektive meint „an Gott glauben“ also nichts anderes als „Gott zu vertrauen“. Und Vertrauen ist nun einmal eine zarte Pflanze, das kann man weder erzwingen, noch sollte man sich dazu überwinden. Vertrauen entwickelt sich, will erworben werden – und genau das ist es, was Christen sagen: Gott wirbt um unser Vertrauen. Wir müssen also nicht die Katze im Sack glauben. Die große Frage lautet daher:
Kann man Jesus, der von sich behauptet, Gott selbst zu sein, wirklich vertrauen?
Wenn Sie nun sagen, dass Sie sich nicht „zum Glauben überwinden“ können, ist es wie gesagt völlig in Ordnung, wenn Sie damit meinen, dass es bei Ihnen noch verstandesmäßige Anfragen an den Glauben gibt, die zuerst geklärt werden müssen. Das ist auch total legitim. Wenn Sie das mit „sich zum Glauben überwinden“ aber so verstehen, dass Sie Glaube bzw. Gottvertrauen aus sich selbst heraus produzieren müssten, das aber nicht so richtig schaffen und Ihnen das Ganze deshalb irgendwie als Sackgasse erscheint, haben Sie ein noch unvollständiges Verständnis davon, was Christen unter „Glauben“ verstehen. Das sollte zunächst erst einmal ins Reine gebracht werden. Glauben kann man nicht aus sich selbst heraus produzieren, das klappt nicht. Christen sagen, Glaube ist ein Geschenk, das jeder bekommt, der Gott darum bittet. Jesus sagt:
Niemand kann von sich selbst aus zu mir kommen. Der Vater, der mich gesandt hat, muss ihn zu mir ziehen. (Johannes 6,44)
Timothy Keller berichtet in einem seiner Bücher einmal davon, wie eine Frau aus seiner Gemeinde zu ihm kam und klagte, dass sie (ebenso wie Sie) immer wieder und wieder ehrlich gemeinte Gebete gesprochen hat, um glauben zu können: „Gott, hilf mir, dass ich Dich finde.“ Aber ihr ganzes ehrliches Beten hatte zu ihrer Enttäuschung nichts genutzt. Eine christliche Freundin schlug ihr vor, das Gebet zu ändern und zu sagen: „Gott, komm Du zu mir und finde Du mich. Du bist der gute Hirte, der dem verlorenen Schaf nachgeht.“ Und Keller schreibt weiter:
Als die Frau mir dies erzählte, sagte sie zum Schluss: „Der einzige Grund, warum ich Ihnen diese Geschichte erzählen kann, ist der: Er hat es getan!“
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