47: Sie schreiben, dass schon viele Gottes bzw. Jesus Erfahrungen gemacht haben. Wenn ich Christ bin und viel über Jesus und Gott nachsinne wird mir irgendwann im Traum auch so etwas erscheinen. Glaube ich an Allah und Mohammed kann es passieren, dass ich im Traum diese Erfahrung mache. Denke ich an eine neue Wohnung kann ich im Traum einen Umzug machen. Solche Glaubensmuster sind alle im Unterbewusstsein und an was ich am meisten denke wird dann zu meiner Erfahrung. Alles ganz einfach…
Danke für dieses Statement, dem ich zustimmen würde: Hier wird es sich wirklich viel zu einfach gemacht. Allerdings, und das ist der springende Punkt, nicht nur von Seiten des gläubigen Erzählers, sondern auch seitens des skeptischen Zuhörers. Der Gläubige verlangt in der Tat zu viel, nämlich dass sein Zuhörer ihm einfach so glaubt, wenn er von solchen Gotteserfahrung berichtet, die sich der zweifelnde Zuhörer relativ problemlos als puren Zufall, folgenrichtige Einbildung oder sonst wie erklärt. Das ist wirklich etwas „billig“.
Auf der anderen Seite macht es sich aber auch der skeptische Zuhörer zu einfach, wenn er davon ausgeht, dass die Welt der Glaubenserfahrungen nur über „billige Berichte“ verfügt. Das ist aber wohlmöglich noch nicht einmal seine Schuld, weil die Berichte, die ihm von Erzählerseite aus berichtet werden, durch die Bank vielleicht sogar wirklich „billig“ sind. Aber es sei versichert, es gibt nicht nur solche. Ich kann jedem skeptischen Zuhörer wärmstens empfehlen, sich einmal mit solchen Menschen zu unterhalten, die zunächst überzeugte Atheisten waren und sich deshalb mitnichten mit „billigen Glaubenserfahrungen“ abspeisen hätten lassen. Die vielleicht sogar genauso engagiert gegen den Glauben gewettert haben, wie es der Autor des eingesandten Statements tut. Solche Leute gibt es, ich habe das Glück, selbst einige von ihnen kennen zu dürfen. (Gegen einen Austausch von E-Mail-Adressen hätten sie sicherlich nichts, wer also Interesse, kann sich gerne einmal bei mir melden.)
Darüber hinaus dürfen wir die Leute nicht außer Acht lassen, die zunächst überzeugte Muslime, Hinduisten, Buddhisten etc. waren, die dann aber – vollkommen zuwider ihrem Glauben – eine Jesuserfahrung gemacht haben und daraufhin zum christlichen Glauben gewechselt sind (Man möge es mir verzeihen, wenn ich als Christ bislang nur mit solchen Menschen zu tun gehabt habe, die zum christlichen Glauben gekommen sind.) In meinem Bekanntenkreis gibt es auch ein paar von ihnen; Menschen, die zuvor engagierte Vertreter einer nicht-christlichen Glaubensgemeinschaft waren und die zu einem Zeitpunkt ihres Lebens das erlebten, was aus ihrer Sicht das absolut Unmögliche war: eine konkrete Jesuserfahrung, die ihr Leben auf den Kopf stellte. (Auch hier kann ich sicherlich Kontakt herstellen, wenn gewünscht.).
Oder vielleicht kennen Sie ja sogar auch den Lebensbericht von Mohammad Ahmed:
Ich bin in Äthiopien aufgewachsen, in meiner Familie sind alle sehr gläubige Moslems. Seit Generationen bauen wir Moscheen und verbreiten den Islam. Auch ich war ein sehr ernsthafter Moslem. Ich bin sogar bis nach Mekka gepilgert, um alle meine Pflichten als Gläubiger zu erfüllen. In der Moschee war ich einer der Obersten. Zu meinem Aufgabengebiet gehörten einige Gruppen in unserer Wohngegend, die ich dazu anhielt, Christen das Leben schwer zu machen. Wenn wir eine Bibel fanden, verbrannten wir sie öffentlich. Ich selbst habe sieben Bibeln verbrannt und einen Christen sogar mit einem Messer angegriffen
>> Wie es weitergeht, können Sie hier nachlesen.
Zusammengefasst: Sicherlich machen es sich viele gläubigen Erzähler oftmals viel zu einfach, wenn sie von ihren (zumindest aus atheistischer Sicht) „billigen“ Glaubenserfahrungen berichten und davon ausgehen, dass das doch genügend Überzeugungskraft bietet. Aber auch viele skeptische Zuhörer machen es sich zumeist viel zu einfach, wenn sie sich immer nur auf eine bestimmte Sorte von Berichten von einer bestimmten Sorte Menschen beschränken und sich nicht auf die Suche nach den Leuten bzw. Berichten machen, denen man nur schwer den „Billig-Stempel“ aufdrücken kann.
Ich würde da nicht so viel drauf geben was andere Erfahren haben.Es gibt viele Rückführungen wo Menschen ihr früheres Leben gesehn haben dann müsste man von Reinkarnation ausgehen.Oder Meditierende und Budhhisten die Ihr Ich verloren haben ,dann hätten wir keine wirkliche Substanz oder Willen.Oder zahlreiche Nahtod Erfahrungen mit Licht und Tunnel Erlebnissen usw.Aber Nahtoderfahrungen sind keine Ganztod Erfahrungen.Selbst persönlich Traumerfahrungen zu deuten ist schon schwierig.
Hallo Jens, danke für den guten Kommentar. Da stimme ich nur zu: Man muss natürlich nicht gleich von Reinkarnation oder sonstigem ausgehen, nur weil Menschen behaupten, etwas entsprechendes erlebt zu haben. Aber das sagt bzw. verlangt ja auch niemand – ich zumindest nicht. Mein Gedanke war nur, dass es kein offener Forschungsansatz ist, der sagt: “Das stimmt nicht. Ich weiß es viel besser, was Du erlebt hast – nämlich nichts bzw. Unsinn.“ Das erscheint eher ein (unerwünschtes) starres Denksystem zu sein, bei dem das, was der andere erlebt hat, so gedeutet, dass es ins eigene System passt.
Eine Person, die allerdings so vorgeht, wird sich immer selbst bestätigen, weil sie nie Argumente zulässt, die ihr eigenes Weltbild in Frage stellen. Das wäre dann vielleicht vergleichbar mit dem geschlossenen Weltbild des Mittelalters, wo man auch alle Dinge ins vorherrschende System gebracht hat.
http://www.youtube.com/watch?v=FcW9B9pTo9w
Lieber Jens, danke für das kritische Nachfassen. Ich sehe aber trotzdem nicht wirklich, warum aus der Tatsache, dass uns derzeit viele verschiedene (teils widersprüchliche) Vorstellungen von einem „Leben danach“ angeboten werden, zwangsläufig und notwendigerweise folgen muss, dass es ein Leben nach dem Tod nicht geben kann.
Hallo
Ich habe ja nicht gesagt das ich alle Erfahrungen ablehne die von anderen gemacht wurden ,halte mir aber immer noch eine Hintertür der Skepsis offen.Natürlich kennen Sie wie Sie sagen nur die die Christus Erfahrungen gemacht haben und dann die Religion gewechsellt haben, das wird ja auch Ihr Umfeld sein.Aber kann man dann zb die zahlreichen Reinkarnations Erfahrungen der Menschen ablehnen weil das nicht in der Bibel erwähnt wird.Oder die Erfahrungen der Ichlosigkeit zahlreicher Budhhisten und Meditierenden ? Man müsste dem dann den gleichen Wert geben, unabhängig vom jeweiligen Glauben.
Das mit der skeptischen Hintertür empfinde ich auch als eine sehr empfehlenswerte Eigenschaft. Skepsis ist gut und wichtig, auch – oder gerade? – beim Thema „Gott & Glaube.“ Und ich würde die Glaubenserfahrungen anderer auch nicht prinzipiell ablehnen wollen, nur weil sie nicht mit meinem Weltbild entsprechen.
Ich denke aber, dass man aus solchen „Leben-nach-dem-Tod-Erfahrungen“ nur den Schluss ziehen sollte, den er möglicherweise hergibt – nämlich: Es ist zumindest denkmöglich, dass es mehr gibt, als uns die Wissenschaft erklären kann. So gut und wichtig naturalistisches Denken auch ist, es hat seine klaren Grenzen. Gibt es Gott? Gibt es ein Leben „danach“? Die Erfahrungen von Menschen weltweit könnten zumindest ein Hinweis darauf sein. Dieser Hinweis beantwortet ja aber noch nicht die – viel wichtigere – Frage:
Wenn es da draußen vlt. wirklich mehr gibt, wenn es Gott vlt. wirklich gibt, welche Gottesvorstellung und welcher Weg zu ihm stimmt dann bzw. erscheint am plausibelsten und überzeugensten? Alles keine leichten Fragen, ich weiß. Aber ich denke, dass hier letztlich der Startpunkt für Fragen liegt, die sich um das Thema „Glaube“ drehen.
Das mit em Leben nach dem Tod wäre durchaus möglich ,habe nicht gesagt das ich das ausschliesse,meinte nur das Nahtoderfahrungen halt keine Ganztoderfahrungen sind und so z.B.auch Gehirnprozesse sein könnten.Ich halte auch Reinkarnation nicht für ausgeschlossen oder das Jesus damals gepredigt hat..
Die Illusion der Willensfreiheit und des Ichs halte ich sogar für sehr möglich was die Wissenschaft durch Versuche auch schon bestätigt hat und was den Östlichen Religionen schon seit sehr langer Zeit bekannt ist.Nehme halt nur nicht alles sofort an, lasse mich aber gerne überzeugen.
Vielleicht kann Ihnen ja das Skript meines Vortrags an der Uni Bochum vom Juli 2013 etwas weiterhelfen, das können Sie hier runterladen: http://www.mitdenkend.de/wp-content/uploads/2013/06/vortrag_bochum_26.06.13.pdf