42: Warum an den christlichen Gott glauben? Warum nicht an Thor, Zeus oder an die Wirksamkeit der Sterne? Es gibt da keine Unterschiede. Religionen kommen und vergehen und dann kommt wieder was neues, woran man glauben kann.
Danke für diesen Einwand, den ich ganz gut nachvollziehen kann. Ich muss aber, bei allem notwendigen Respekt und aus der Erfahrung heraus, sagen, dass zumeist nur diejenigen zu dieser Schlussfolgerung kommen, die sich mit dem Thema „Weltanschauungen“ sicherlich etwas, aber nicht eingehend auseinandergesetzt haben.
Denn dass es wesentliche Unterschiede zwischen christlichem, muslimischem, buddhistischem, hinduistischem Glauben, germanischer und griechischer Mythologie und esoterisch-astrologischer Philosophie etc. gibt, die zentral und nicht wegzudiskutieren sind, dass lernt nicht nur der Theologiestudent im ersten Semester „Religionswissenschaft“, sondern ist auch für jeden einsehbar, der z.B. Hutters schmalen Überblick „Die Weltreligionen“ durchgelesen hat.
Vergleicht man die zentralen Glaubenskerne der verschiedenen Weltanschauungen, fällt nämlich auf: Überall wird uns ein großartiges finales Ziel vor Augen geführt: der Himmel, das Nirwana, die Erlösung, die Erkenntnis etc. Und religiöse Systeme – und ich nehme da das christliche gar nicht aus – sind zumeist ziemlich gut darin, dieses Ziel in den schillerndsten Farben zu malen und uns Menschen dann zu vermitteln:
Du willst doch dahin, oder? Das schaffst du auch, wir werden Dir sagen, wie es geht. Folgendes musst Du einhalten, folgende Rituale musst Du befolgen, folgende Regeln vollziehen. Und wenn Du Dich nur immer strebsam bemühst und anstrengst, dann kommst Du vielleicht einmal zu diesem herrlichen Ziel.
Wer es schafft, den göttlichen Maßstäben gerecht zu werden, der wird letztlich das große Ziel erreichen. Religionen haben es immer sehr gut hinbekommen, diesen Erlösungsweg aufzuzeigen. Er kann manchmal sehr beschwerlich, manchmal auch leichter sein; aber der religiöse Leitfaden ist stets derselbe: „Tu dies und das, dann findest Du die Gottheit.“ Nach diesem Leistungsprinzip funktionieren im Grunde alle Religionen, die großen wie die kleinen.
Die christlichen Botschaft aber, und da ist jeder herzlich eingeladen, das nachzuprüfen, fällt als einzige aus diesem Raster heraus – hier wird nämlich gesagt:
Du musst und brauchst nichts zu tun und nichts zu leisten, um Gott zu gefallen. Du kannst Dir Gottes Anerkennung auch nicht verdienen oder erarbeiten – sie ist vielmehr ein freies Geschenk. Denn Gott wurde in Jesus selbst Mensch und hat am Kreuz alles getan, was nötig ist, um zu ihm zu kommen. Mit dem Kreuz hat Gott bereits „Ja“ zu uns gesagt, Du brauchst Gottes Angebot nur noch anzunehmen.
Die christliche Botschaft besagt also, dass wir nicht durch unser Tun erlöst sind, sondern durch das, was Gott für uns getan hat. Das ist wirklich einzigartig unter den weltweiten Glaubensbotschaften – selbst unter denen, die noch vergleichsweise jung sind. Christlicher Glaube ist, wie Timothy Keller ganz richtig bemerkt, nicht religiös oder irreligiös: Er ist grundsätzlich anders. Und gerade weil sich der christliche Glaube als ein freies Geschenk versteht, das man sich nicht verdienen kann, sondern nur anzunehmen braucht, erscheint Grund genug, ihn einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.
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