35. Argument: Heilige Bücher wie beispielsweise die Bibel sind einfach zu widersprüchlich (zB Nächsten/Feindesliebe vs. ständige Kriegshetze im AT) als dass sie von Gott inspiriert sein könnten. Kein Wunder, dass jede Konfession, etc. immer gerade die Bibelstellen zitiert, die ihre Standpunkte unterstützen und andere werden einfach ignoriert. Viele Seiten, viel Interpretationsspielraum – Gottes Plan?
Danke für diesen Beitrag, der es sich – bei allem Respekt – aber etwas zu einfach macht. Es ist ja ein großer Unterschied, ob ein Widerspruchsvorwurf vor oder nach der gewissenhaften Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Thema erhoben wird. Die entscheidende Frage lautet also: Hält die Anschuldigung einer kritischen Überprüfung stand? Wer Zeit investiert, merkt schnell: An guten und plausiblen Antwortvorschlägen mangelt es nicht; das Problem liegt meiner Erfahrung eher darin, dass sich die wenigstens wirklich einmal die Mühe machen, diese zu studieren. Bei der Gott/AT-NT-Debatte wären das z.B. Bücher wie Kriegers „Gewalt in der Bibel. Eine Überprüfung unseres Gottesbildes“, Angenendts „Toleranz und Gewalt: Das Christentum zwischen Bibel und Schwert“ oder Lambs Klassiker „Der missverstandene Gott? Ist der Gott des Alten Testaments zornig, sexistisch und rassistisch?“
Mein eigentliches Problem mit diesem Beitrag ist allerdings, dass er die Glaubwürdigkeit der christlichen Botschaft grundlegend an der falschen Stelle verortet – oder vielleicht noch nicht mal danach fragt. Denn selbst, wenn Fragen dieser Art offen bleiben (und ich nicht starrköpfig davon ausgehe, dass mein Widerspruchsvorwurf auf gar keinen Fall falsch sein kann), was sagt das darüber aus, ob es stimmt, was Christen behaupten? Die Antwort ist einfach: Nichts. Wollen Sie ernsthaft sagen, dass deswegen, weil Ihnen bestimmte Aussagen in der Bibel unklar sind, Jesus unmöglich von den Toten auferstanden sein kann? Ich bin sicher, dass Sie solch einen logischen Fehlschluss nicht wirklich vertreten wollen.
Nein, die Glaubwürdigkeit des christlichen Glaubens steht und fällt einzig und allein der Person Jesu. Christen glauben schließlich primär nicht an die Bibel, sondern in erster Linie an die Person Jesus Christus – er ist sozusagen ihre erkenntnistheoretische Grundlage. Wollen wir herausfinden, ob es stimmt, was Christen sagen, müssen wir uns folglich mit ihm beschäftigen. Und über Jesus kann man zweifelsfrei viele gute Fragen stellen: Wie historisch zuverlässig sind überhaupt seine Lebensbeschreibungen? Hat er wirklich von sich behauptet, Gott selbst zu sein? etc. Und wenn es wirklich stimmen sollte, dass Jesus der menschgewordene Gott selbst und von den Toten auferstanden ist, stimmt auch der christliche Glaube.
Bei dieser wichtigsten Kernaussage sind sich übrigens alle Christen einig. Natürlich gibt es viele Themen, über die heutzutage heiß diskutiert wird – zugegebenermaßen manchmal so heiß, dass einige Gefahr laufen, ein Verhalten an den Tag zu legen, dass nur schwer als „bibel-kompatibel“ bezeichnet werden kann. Aber wie gesagt: Der christliche Glaube steht und fällt mit Jesus und nicht mit anderen Dingen wie der Tauffrage, der Kleidungsfrage oder dergleichen.
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