Gute Taten/Religiöses Prinzip: Man kommt laut christlichem Verständnis NUR durch den Glauben zu Gott! Da zwickt es meiner Meinung nach irgendwie (ich bin gläubig), denn der Glaube alleine bewirkt ja noch lange nicht, dass ich auch gut zu meinen Mitmenschen bin, dass ich selbst ein guter Mensch (geworden) bin! Ich kann also glauben, aber meine Mitmenschen trotzdem wie den letzten Abschaum behandeln, kann meine Kinder und Frau prügeln, kann diffamieren etc. Allerdings kann ich auch glauben und dabei liebe- und verständnisvoll mit den Menschen umgehen. Und ich kann auch nicht glauben, aber trotzdem aktiv eine „Mutter Theresa“ für die Anderen sein! Und im letzten Fall komme ich NICHT zu Gott, im ersten aber schon?? Seltsam…
Danke für die gute Frage. Ich kann Ihren Einwand gut verstehen, befürchte aber, dass er aus einem Missverständnis heraus entstanden ist. Wenn Christen davon sprechen, dass wir „glauben“, dann meinen wir damit ja nicht ein „fürwahr halten“, sondern wollen damit eine „Vertrauens-Statement“ ausdrücken – etwa im Sine von: „Ich glaube, dass du es schaffst!“ Christsein meint nun einmal genau das: eine vertrauensvolle und liebevolle Beziehung zu Jesus.
Und zu einer ernstgemeinten Beziehung zu Jesus gehört letztendlich auch, Jesus „in sein Herz einzuladen“ (mal ganz Christaniesisch gesprochen). Will sagen: Wer in einer ernsthaften Beziehung mit Gott steht, der ist auch bereit, sich von ihm verändern zu lassen. Und Veränderung bedarf zumeist unser Wesen, unser Charakter, unsere Einstellung zu uns selbst und zu anderen. Beim Prozess der Veränderung – der freilich nicht innerhalb von einigen Wochen abgeschlossen ist – gibt es natürlich immer wieder Rückschläge; wir Menschen sind nun einmal fehlbar. Sie haben aber natürlich Recht: Wer sich in einer Beziehung mit Jesus wähnt, seine Mitmenschen aber (nach wie vor) wie den letzten Abschaum behandelt, der unterliegt mit seiner Selbstdiagnose, Christ zu sein, höchstwahrscheinlich einer Fehldiagnose.
Aber wichtig noch zudem: Sie deuten ja an, dass das „Ticket in den Himmel“ mit guten Taten zu verdienen ist. So darf man natürlich denken, das ist aber nicht der christliche Standpunkt. Der besagt vielmehr, dass wir uns Gottes Liebe und Anerkennung gerade nicht erarbeiten und verdienen können. Wie auch? Gott ist das maximale Wesen – maximal heilig & maximal gerecht. Der Anspruch Gottes ist also nicht nur enorm, sondern maximal. Er ist menschenunmöglich zu erreichen. Gott verabscheut schließlich nicht nur die praktizierte Vergewaltigung, sondern eben auch die in Gedanken getätigte Lästerei. Das heißt natürlich nicht, dass diese beiden Dinge für Gott gleich schwerwiegend sind; doch aber sind beides in seinen Augen verdammungswürdige Verfehlungen. Wie gesagt: Der Maßstab ist eben maximal heilig und maximal gerecht.
Christen sagen deshalb: Das „Ticket in den Himmel“ ist nicht verdienbar, es ist ein unverdientes Geschenk. Und genau das macht uns Gott, indem er selbst in Jesus Mensch wird und am Kreuz für unsere Verfehlungen stirbt. Wer dieses Angebot der Vergebung annimmt, dem ist seine Schuld vergeben, wer es ausschlägt, dessen Wille geschehe. C.S. Lewis hat es mal wie folgt ausgedrückt: „Am Ende werden nur zwei Gruppen von Menschen vor Gott stehen – jene, die zu Gott sagen: „Dein Wille geschehe“, und jene, zu denen Gott sagt: „Dein Wille geschehe“. Alle, die in der Hölle sind, haben sie sich erwählt.“
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