Warum erschafft Gott (die) Menschen, von denen er ja aufgrund seiner Allwissenheit weiß, dass sie einst in der Hölle landen?
Danke für diese sehr gute Frage. Ein kurzes Gedankenexperiment kann uns hier helfen: Stellen Sie sich einmal vor, es wäre wirklich so: Gott verhindert im Vorhinein alle Geburten derer, von denen er weiß, dass sie sich zu Lebzeiten nicht für ihn entscheiden werden.
Für jede Generation zu jeder Zeit würde das ja aber bedeuten, dass die Weltbevölkerung (letztlich) aus 100% Christen besteht. Andere (a)theistische Standpunkte gibt es dann nicht mehr. Das Problem: Der Einzelne (der von Gottes „Vorab-Auswahl“ ja nichts weiß) hätte nun nicht mehr wirklich die Wahl, ob er Christ werden will. Diese „Mono-Options-Gesellschaft“, die sich mit dem Voranschreiten der Jahrzehnte immer mehr zuspitzt, würde es letztlich unmöglich werden lassen, sich frei für oder gegen Gott/Jesus zu entscheiden.
Diese Unfreiheit ist aber eben nicht „im Sinne des Erfinders“; aus christlicher Perspektive ist unsere Entscheidungsfreiheit vielmehr unabkömmlich. Warum? Weil eine vertrauensvolle Beziehung zu Gott/Jesus nur dann möglich ist, wenn wir wirklich die absolut freie Wahl haben, ob wir sie eingehen wollen oder nicht. Jede Form von Druck oder Zwang würde eine „echte“ Beziehung unmöglich machen und eher eine Art „Zwangsgemeinschaft“ auslösen.
Ein zweites Problem besteht darin, dass sich Christen ja (bis heute) nicht darüber einig sind, wie die Hölle konkret zu verstehen ist. Sicher: Es gibt auf der einen Seite das (Mehrheits-)Verständnis der Hölle als einen Ort, an dem ewige psychische und/oder physische Qualen herrschen.
Wenn man die Bibel ernst nimmt, ist das aber nicht nicht das einzige biblisch gut begründbare Höllenverständnis. Selbst ein John Stott, immerhin einer der einflussreichsten christlichen Theologen des letzten Jahrhunderts, ist fest davon überzeugt, dass die, die nach ihrem Tod nicht in den Himmel kommen, ausgelöscht werden – diese Auslöschung (= Annihilation) sei für sie die „ewige Hölle“. Und wie gesagt: Auch diese (wenn auch Minderheits-)Meinung ist biblisch gut begründbar.
Freilich machen sich darüber aber die wenigstens Gedanken. Welches Verständnis der Einzelne von der Hölle hat, wird (leider) nur allzu oft von der Gemeinde bestimmt, in der man sich zu Hause fühlt. Die wenigsten machen sich – meiner Erfahrung nach – die (Bibel-)Arbeit & Mühe, sich ein eigenes Urteil über die verschiedenen Standpunkte zu bilden. Hier haben wir Christen sicherlich noch „Luft nach oben“.
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