Wenn es Gott gibt, dann ist jedes Leben hervorbestimmt und jeder Mensch hat somit ein Schicksal. Da es unzählige sinnlose Tode gibt wie z.B. von einem Wildschwein angerannt worden und gestorben, von einem 16jährigen überfahren werden und Familie weglassen, ausversehen in die Steckdose gelangt und tot… ich könnte die Liste sinnloser Tode weiterhin ausführen… Gott kann nicht so ein Schicksal Menschen anlegen, die sinnlos sterben und alles zurücklassen. Das ist dann Pech/Zufall und bei Gott gibt es keine Zufälle… ergo Gott existiert nicht oder Gott verteilt sinnlose Tode, die sogar seit Geburt an bevorbestimmt sind, dass man von einem esel getreten wird und stirbt.
Danke für diese gute und nachvollziehbare Frage, ich würde aber – bei allem Respekt – bereits Ihre Grundthese kritisch hinterfragen. Denn die Frage „Lenkt Gott unser Handeln?“ wird – auch und gerade heutzutage – mehr als nur kontrovers diskutiert. Eine klare und eindeutige Antwort gibt es hier nicht. Aus meiner Sicht hat der Standpunkt, dass Gott jedes Leben hervorbestimmt hat, sogar die weniger überzeugenden Argumente. Das hat viele verschiedene Gründe, ich nenne nur einmal ein paar:
Zunächst sollten wir uns des häufig auftretenden Missverständnisses bewusst werden, dass aus unserer (menschlichen) Sicht beim Wort „Vorherbestimmung“ sogleich eine zeitliche Komponente mitschwingt. Wir sind hier geneigt zu denken, dass Gott ebenso an die Zeit gebunden ist, wie wir es auch sind. Dem ist selbstredend nicht so. Für ihn ist alles Gegenwart, so undurchdringlich das für uns auch sein mag. Aber daraus folgert etwas ganz Zentrales – nämlich:
Da Gott weiß, wer sich einmal für ihn entscheiden wird, kann er auch Menschen erwählen und dazu bestimmen, seine Kinder zu werden.
Gott erwählt uns also, ja. Diese Erwählung fand sogar bereits statt, als es uns noch gar nicht gab. Aber dieser Erwählung liegt – und das ist der sprigende Punkt – unsere Entscheidung zugrunde, die wir einmal für oder gegen Gott treffen werden. Da Gott nun einmal kein zeitlich begrentzes Wesen ist, weiß er das natürlich. Petrus fing einst einen seiner Briefe mit den folgenden Worten an.
Petrus, Apostel Jesu Christi, an die Fremdlinge von der Zerstreuung von Pontus, Galatien, Kappadozien, Asien und Bithynien, die auserwählt sind nach Vorkenntnis Gottes, des Vaters (1.Petrus 1,1f.)
Wie gesagt: Gott kennt unsere Entscheidung bereits im Voraus und aufgrund dieser Vorkenntnis erwählt er. Andernfalls würde auch viele Verse im Alten wie Neuen Testament keinen rechten Sinn ergeben:
In dieser Weise zu beten ist gut und gefällt Gott, unserem Retter, denn er will, dass alle Menschen gerettet werden und dass sie die Wahrheit erkennen. (1.Tim. 2,3f.)
Der Herr zögert nicht die Verheißung hinaus, wie etliche es für ein Hinauszögern halten, sondern er ist langmütig gegen uns, weil er nicht will, dass jemand verlorengehe, sondern dass jedermann Raum zur Buße habe. (2.Petrus 3,9
Sollte ich wirklich Gefallen haben am Tod des Gottlosen, spricht der Herr, HERR, nicht vielmehr daran, dass er von seinen Wegen umkehrt und lebt? […] Werft von euch alle eure Vergehen, mit denen ihr euch vergangen habt, und schafft euch ein neues Herz und einen neuen Geist! Ja, wozu wollt ihr sterben, Haus Israel? Denn ich habe kein Gefallen am Tode dessen, der sterben muss, spricht der Herr, HERR. So kehrt um, damit ihr lebt! (Hesekiel 18,23ff.)
In der Bibel finden wir diese Aufforderung „Bekehrt euch!“ recht häufig. Das setzt aber natürlich auch voraus, dass ich mein Handeln auch lenken kann und darf (und muss). Ebenso wenn wir im 2. Brief an die Korinther lesen: „Wir bitten für Christus: Lasst euch versöhnen mit Gott!“
Sie sehen: So einfach mit der Vorherbestimmtheit des Lebens (durch Gott) ist es nicht – es gibt sogar gewichtige Gründe, die dagegen sprechen. Nun fragen Sie vielleicht: „Aber wenn wir es mit einem Gott zu tun haben, der im Voraus weiß, was geschehen wird, wo wäre dann unsere Entscheidungsfreiheit? Eine gute Frage, der ich vor einiger Zeit hier eine Antwort gewidmet habe.
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