Viele Christen sind Teilzeit-Biblizisten, sie nehmen z. B. die Sintflutgeschichte nicht wörtlich (als Tatsache), dafür aber die Auferstehung. Wenn die Sintflut eine Legende ist, wieso dann nicht die Auferstehung? Es gibt dafür nur zwei Gründe, nämlich erstens, dass man es sich so wünscht, und zweitens, die lahmste Ausrede von allen, nämlich, dass man unter Verwendung aller rationaler Ressourcen den Zweifel an der Auferstehung mit einem Gegenzweifel aushebeln kann. D. h., alles, was man sagt, ist letztlich, dass es noch nicht so widerlegt wurde, wie es der eigenen, sehr sehr hoch gelegten Messlatte für Widerlegungen entspricht. Was nur bedeutet, dass man ein paar anonymen Autoren aus der Antike mehr traut als seinem eigenen Verstand und den heutigen Wissenschaftlern zusammengenommen.
Danke für diesen sehr guten Einwand, der sich ja im Kern auf die Frage der Auferstehung dreht. Denn viele Christen sind auch keine Teilzeit-Biblizisten, nehmen also z.B. die Sinflutgeschichte sowie die Auferstehung gleichermaßen ernst. Da der christliche Glaube nun mit der Auferstehung Jesu steht und fällt, ist es sicherlich spannender, sich gerade mit dieser näher auseinanderzusetzen. Da ist selbst das Neue Testament brutal ehrlich, wenn wir dort lesen:
Wenn aber Christus nicht auferweckt ist, so ist euer Glaube nichtig. (1.Kor. 15,17)
Und bei allem Respekt: Der Gedanke, dass die Auferstehung nicht wahr sein kann, weil „man es sich so wünscht“, ist nicht wirklich überzeugend. Warum sollte X nicht wahr sein, nur weil man sich X wünscht? Das Gleiche gilt natürlich auch andersherum: Nur weil man sich X wünscht, muss X nicht gleich automatisch wahr sein – das wäre eine naive Sicht der Dinge. Mit dem „Wunsch-Argument“ kommen wir also nicht wirklich weiter.
Und die lahme Ausrede, die Sie ansprechen – ja, die ist wirklich lahm. Ich bleibe daher dabei, dass es gute objektive Gründe dafür gibt, die die Auferstehung Jesu zumindest denkmöglich machen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Wenn es Sie interessiert: In der (kostenfreien) Zeitschrift „bedacht“ hatte ich neulich erst einen Artikel („Endstation Friedhof?!“, S. 8ff.) zum Thema verfasst.
Da habe ich ganz grob zu schreiben versucht, dass Glaube gute Gründe hat – aber auch braucht. Denn es wäre töricht, so etwas (wie z.B. die Auferstehung) einfach nur deshalb anzunehmen, weil es in einem Buch namens „Bibel“ zu lesen ist. Die Bibel ist ja nicht deshalb wahr, weil die Bibel nun einmal wahr ist. Das ist grober Unfug. Nein, es braucht schon gute Gründe, dass man sich einer so großen Thematik wie „Glauben“ überhaupt annähern will. Und ich gebe Ihnen Recht: Lahmen Begründungen bringen nichts, da haben Sie meine vollste Sympathie.
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