Wenn man von der Existenz Gottes ausgeht, so scheint dieser nicht in diese Welt einzugreifen. Nach dieser Aussage ist die Existenz eines solchen Gottes irrelevant, da er keinen aktiven Einfluss auf das Leben der Menschen nimmt. Ist es somit nicht so, als gäbe es keinen Gott?
Danke für den Einwand, den ich gut verstehen kann. Ich könnte Ihnen allerdings viele Lebensgeschichten von Menschen erzählen, die den aktiven Einfluss Gottes auf ihr Leben deutlich gespürt haben. Darunter auch viele Menschen, die mit dem Thema „Gott & Glaube“ eigentlich gar nicht so viel anfangen konnten. Vielleicht kennen Sie ja die Sendung „Hof mit Himmel“? Eine Fernsehsendung, in der mittlerweile über 100 Lebensberichte von Menschen ausgestrahlt wurden, die zuvor alles andere als überzeugte Christen waren. Vor diesem Hintergrund (und auch aus eigener Erfahrung) kann ich Ihren Punkt, dass Gott nicht in diese Welt eingreift, nicht bestätigen.
Vielleicht spielen Sie aber auf die Leidproblematik an, die Gottes Existenz irgendwie zweifelhaft erscheinen lässt. Falls dem so ist, würde ich Sie gerne zur Kategorie „Gott und Leid“ oder auch zu „Schlechtes im Namen Gottes“ verweisen. Dort wurden bereits einige Fragen behandelt, die zur Leidfrage ganz gut passen.
Wir stellen also insgesamt fest: Es gibt durchaus Menschen, die sehr wohl von einem aktiven Einfluss Gottes in ihrem persönlichen Leben sprechen können. Christen glauben zudem, dass Gott sogar so aktiv wurde, dass er einst selbst den ersten Schritt auf uns zu gemacht hat und Mensch wurde – in Jesus. Der Gott, an den Christen glauben, ist also alles andere als ein „ferner Gott“, der irgendwo passiv hinter’m Himmelszelt sitzt und sich das ganze Erdgeschehen aus sicherer Entfernung anschaut.
Der Gott, an den Christen glauben, ist wie gesagt selbst Mensch geworden, um Kontakt mit seinen Geschöpfen zu haben. Denn warum sonst, nach christlicher Auffassung, kommt Gott auf die Erde, wird Teil seiner eignen Schöpfung. Ich versuche das einmal, an einem Bild zu verdeutlichen; ein Bild, dass ein wenig Fantasie erfordert und auch zugegebenermaßen etwas banal, zur Darstellung aber ganz gut ist.
Stellen wir uns vor, auf meiner Hand leben ein paar Ameisen und unterhalten sich über die Existenz von Stephan Lange (das bin ich). Unter den Ameisen sind einige sehr gläubige Ameisen, die sagen: “Ich bin sicher, dass Stephan Lange existiert, ich kann ihn deutlich spüren.” Und da gibt es Ameisen, die da sagen: “Naja, naja, ich weiß ja nicht so recht. Vielleicht ist Stephan Lange auch nur eine Illusion.” Nun kommt das Bild an einer erste Grenze. Stellen wir uns vor: Ich liebe diese Ameisen über alles. Ich möchte mit ihnen in Kontakt sein, in ein Gespräch mit ihnen kommen, damit sie lernen, mir zu vertrauen. Ich möchte mich eindeutig mitteilen. Wie könnte ich das anstellen?
Eine erste Möglichkeit: Ich klatsche meine beiden Hände einmal ordentlich zusammen, dann habe ich mich absolut klar und deutlich mitgeteilt, aber es mangelt mir anschließend an Gesprächspartnern. Eine zweite Möglichkeit: Ich sage einmal laut: “Hallo?”, dann sind die Ameisen wahrscheinlich taub (wie gesagt, das Bild ist etwas banal). Die dritte Möglichkeit: Ich müsste es irgendwie schaffen, mich in die Welt der Ameisen zu begeben, eine von ihnen werden, damit wir uns auf Augenhöhe begegnen können. Damit ein echtes Gespräch auch überhaupt erst einmal stattfinden kann.
Wie gesagt, das Bild hat seine Grenzen und ist zudem etwas platt, aber beschreibt mit seinen Möglichkeiten genau das, was Gott nach christlicher Auffassung getan hat: Gott ist aktiv, greift ein, indem er zum Beispiel in Jesus auf unsere Augenhöhe kommt, um das Gespräch mit uns zu eröffnen, weil er sagt:
Ihr fehlt mir. Ich möchte Kontakt mit euch haben. Ich komme in einer Art und Weise, die ihr verstehen könnt, damit ihr lernt, mir zu vertrauen.
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