Glaube ist ein Produkt der Evolution – nichts weiter.
Danke für diesen Einwand. So gut ich ihn auch nachvollziehen kann, handelt es sich hierbei ja zunächst um nichts mehr als eine Behauptung: Glaube ist ein Produkt der Evolution. Und so darf man ja auch denken, keine Frage.
Aber schauen wir einmal genauer darauf, was dieser Einwand leistet – und was nicht. Er erklärt ja nur, warum Menschen an Gott glauben, wenn es ihn nicht gibt. Er beantwortet aber nicht die – viel grundlegendere und wichtigere – Frage, ob es ihn denn gibt. Hier wird schlichtweg vorausgesetzt, dass Gott nicht existiert. Das ist dann aber kein wirkliches Argument gegen Gott, sondern nur eine Grund- bzw. Vorannahme, die man für sich selbst getroffen hat.
Auch das kann man natürlich machen – also für sich den Entschluss fassen, dass es Gott nicht gibt und auf dieser Vorannahme nun alle seine weiteren Gedanken aufbauen. Es dürfte aber klar auf der Hand liegen, dass diese grundlegende Annahme nichts Weiteres ist als eine persönliche Entscheidung – sozusagen eine philosophische Prämisse, die man für sich getroffen hat. Die kann nun richtig, möglicherweise aber auch falsch sein.
Wer diesen Einwand äußert, setzt also bereits voraus, dass Gott nicht existiert. Aber die selbst getroffene Entscheidung, dass es Gott nicht gibt, kann – bei allem Respekt – schwerlich ein ernst zunehmendes Argument gegen die Existenz Gottes sein.
Offensichtlich sehen sie nicht, wie unsinnig es doch eigentlich ist, hier durch die Evolutionstheorie, dieselbige in Frage zu stellen.
Ich denke sie wollen hier eine Art Paradoxon der Art: „p -> q und q -> -p“ (mathematisch ausgedrückt) schaffen. Allerdings sehen sie dabei nicht, dass sie selbst „p“ (also die Evolutionstheorie) als wahr voraussetzen um auf die Unsichertheit derselben zu schliessen. Da Unsicherheit über die den Wahrheitsgehalt einer These „p“ nicht mit „-p“ zu bezeichnen ist, stellt das ganze keinen Widerspruch dar.
Konkret auf dieses Beispiel bezogen: Erst dadurch, dass die Evolutionstheorie als richtig angenommen wird, wird auch der Verstand als nicht absolut angenommen und erst dann müssen wir auch die Schlüsse, die wir über die Evolutionstheorie ziehen, in Frage stellen. Es reslutieren also zwei Möglichkeiten:
1. Die Evolutionstheorie ist falsch, wodurch wir keine weiteren Schlüsse mehr ziehen können. (lediglich p -> q wurde erwähnt, daher: -p -> ?)
2. Die Evolutionstheorie ist wahr, wodurch wir uns nicht sicher sein können ob sie wahr ist, was aber vollkommen irrelevant ist, da sie ja eben wahr ist.
Wenn es für sie ein Problem darstellt, alles in Frage zu stellen, ist das ihr Problem. Der blosse Fakt dass die Evolutionstheorie nicht mit Sicherheit als „wahr“ bezeichnet werden kann, ist kein Argument gegen sie. Schliesslich ist ja eine „Theorie“.
Danke für Ihren guten Beitrag. Um die ET geht es mir in erster Linie aber auch gar nicht, die möchte ich gar nicht schlecht reden. Ich möchte vielmehr daran erinnern, dass die ET, wenn sie stimmt, jede These, die dem menschlichen Verstand entspringt, schlecht redet. Jede – darauf möchte ich hinaus. Denn wenn diese Theorie stimmt, gibt es wie gesagt keinerlei Grund anzunehmen, dass irgendeine vernunftbasierte These wahr ist.
Wie Darwin eben schon richtig sagte:
Auch wenn sie nicht beabsichtigten, die Evolutionstheorie schlecht zu reden, haben sie es mit dem Nennen des erwähnten „Schein-Paradoxons“ dennoch getan. Weiter erschliesst sich für mich keinen nachvollziehbaren Grund, die ET auf diese Weise ad Absurdum zu führen, ausser derjenige, ihr damit Schaden zufügen zu wollen. Ausserdem gehe ich, entgegen der Aussage meines letzten Kommentars, eigentlich nicht davon aus, dass sie den von mir genannten Widerspruch nicht schon selbst erkannt haben, was mein Unverständniss gegenüber dieser Äusserung noch weiter verstärkt.
Nun gut, wie dem auch sei. Angenommen sie wollen der ET wirklich keinen direkten Schaden zufügen, wozu dann dieser Artikel? Inwiefern unterscheidet sich das „Erinnern“, wie sie es nennen, von einem Angriff gegen die ET?
Wenn ich mich nicht täusche wurde diese Seite doch genau zum Nennen und Verbreiten von Argumenten für und gegen Gott erstellt. Es wäre also durchaus nachvollziehbar, in meinen Augen sogar zwingend, dass sie Argumente für Gott, bzw. damit auch gegen die Evolutionstheorie liefern.
Ausserdem noch ganz allgemein: Aus welchem Grund ist es negativ, jede These, die dem menschlichen Verstand entspringt in Frage zu stellen? bzw. wenn es eben nicht negativ ist, was wollen sie dann damit aussagen?
Danke für das hartnäckige Nackhaken. Ich versuche Ihre Fragen einmal in einem großen Ganzen zu beantworten: Es geht mir wie gesagt gar nicht um die ET. Der Artikel entstand, da der Einwand aufkam, dass Glaube ein Produkt der Evolution sei. Ich habe zu zeigen versucht, dass man das durchaus denken kann – aber auch, dass die ET ja auch anderen Bereichen auf die Pelle rückt, u.a. auch dem Naturalismus. Was meine ich damit?
Der Naturalismus muss davon ausgehen, dass alle Organismen und deren Bestandteile durch Evolution entstehen. Eine naturalistische Evolution „belohnt“ aber angepasstes Verhalten, nicht Wahrheit. Es ist folglich nicht zu erwarten, dass die durch diesen Mechanismus enstandenen Module unseres Erkenntnisvermögens erfolgreich auf die Gewinnung wahrer Überzeugungen gerichtet sind. Zumindest ist die Wahrscheinlichkeit dafür unerforschlich. Wir haben daher keinen ausreichenden Grund. unsere Überzeugungen für wahr zu halten. Wir haben vielmehr Grund, uns jeden Urteils zu enthalten. Wenn der Naturalismus wahr ist, wäre also die rationale Haltung, die Aussage „Der Naturalismus ist wahr“ nicht für wahr zu halten; bestensfalls müssen wir uns dann des Urteils darüber enthalten.
Sie sehen: Bei der ganzen Sache geht es gar nicht um die ET. Es geht hier viel weiter, nämlich darum, dass wenn die ET stimmt, sie den Naturalismus als unwahr tituliert. Das ist für mich als Christ (da ich eh von der Unstimmigkeit naturalistischen Denkens ausgehe) aber nicht unbedingt ein Problem.
Man ist also letztlich nicht gut beraten, mit der ET gegen den Glauben zu wettern, gerade weil die ET selbst gegen den Naturalismus wettert. Das Problem der atheistischen Denkweise ist nun: Sie kommt weder an der ET, noch am Naturalismus vorbei. Da sich der Naturalismus aber genau dann als falsch herausstellt, wenn sich die ET als wahr herausstellt, stehen nicht wenige vor einem nicht unerheblichen Problem.
Die ET schliesst, wie sie richtig sagen, die Erkenntniss über den Wahrheitsgehalt einer Theorie aus („Wir haben daher keinen ausreichenden Grund. unsere Überzeugungen für wahr zu halten. Wir haben vielmehr Grund, uns jeden Urteils zu enthalten.“) Jedoch schliessen sie daraus, dass der Naturalismus widerlegt sei, sobald die ET stimmt. Jedoch folgt aus der ET nur, dass wir keine Theorie berechtigerweise als „wahr“ bezeichnen dürfen, jedoch dürfen wir sie ebensowenig als „unwahr“ bezeichnen. Und genau da liegt ihr Fehler.
Ich verstehe nicht wie sie einerseits: „Es ist folglich (aus der ET) nicht zu erwarten, dass die durch diesen Mechanismus enstandenen Module unseres Erkenntnisvermögens erfolgreich auf die Gewinnung wahrer Überzeugungen gerichtet sind.“ schreiben können, aber noch im gleichen Kommentar ebenfalls: „Da sich der Naturalismus aber genau dann als falsch herausstellt, wenn sich die ET als wahr herausstellt, stehen nicht wenige vor einem nicht unerheblichen Problem.“ schreiben.
Im Klartext: Wie kann eine Theorie, welche dem Erkenntnissvermögen die Fähigkeit wahre Erkenntniss zu liefern abspricht, die Erkenntniss liefern, dass eine zweite Theorie falsch sein muss?
Weiterhin danke für das gute Mitdenken und Nachhaken. Da haben wir ja schon mal zumindest einen Konsens: „Die ET schliesst die Erkenntnis über den Wahrheitsgehalt einer Theorie aus.“ Und Sie haben völlig Recht, ich habe es wirklich etwas zu schroff formuliert. Besser müsste es heißen:
Wir sehen: Wer die ET vertritt, hat keinen ausreichenden Grund dafür, von der Richtigkeit des Naturalismus‘ überzeugt zu sein. Wer die ET vertritt, hat sogar keinerlei ausreichenden Grund dafür, von der Richtigkeit irgendeiner Sache überzeugt zu sein; schließlich könnte jede (eigene) Überzeugung „wahr“, aber genauso gut auch „unwahr“ sein.
Ganz genau so ist es.
Jedoch bin ich dagegen eine offensichtlich falsche Folgerung jetzt mit den Worten „etwas schroffe Formulierung“ herunterzuspielen. Ihr Fehler lag nicht in der Art der Folrmulierung, sondern in der Aussage selbst.
Weiter stimme ich mit ihrer Formulierung „… unsere Überzeugungen für wahr oder unwahr zu halten.“ nicht ganz überein. Etwas für wahr zu halten, bezeichnet eine subjektive Sicht, genau wie das „überzeugt sein von etwas“ auch. Demnach kann man etwas sehr wohl mit ausreichendem Grund für wahr halten, jedoch dies nicht nach aussen so bezeichnen. Denn bezüglich seiner eigenen Überzeugung ist man, sofern man diese nicht als absolut darstellt, nur sich selbst Rechenschaft schuldig. Soweit zumindest meine Meinung. Aber eigentlich sind das ja Spitzfindigkeiten.
Nun denn. Meine Frage bleibt noch immer bestehen. Ich sehe kein Argument gegen den Nautralismus oder die ET (… mehr), sondern lediglich eine Nennung von Eigenschaften derselben.
Wo ist das Argument, ohne das ein solcher Artikel wohl nicht auf diese Seite, sondern in ein Lexikon gehören würde? (die Qualität der wissenschaftlichen Arbeit mal unbeachtet gelassen…)
Danke für den Kommentar. Wie gesagt:
Wenn wir davon ausgehen, dass die ET stimmt, dann stimmt es auch, dass die Erkenntnis über den Wahrheitsgehalt einer Theorie ausgeschlossen ist. Genau dann widerspricht sich aber eine Aussage, die einen Wahrheitsanspruch erhebt – z.B. die Aussage „Der Naturalismus ist objektiv wahr“.
Nun ja. Die Aussage an sich widerspricht sich eigentlich nicht. Denn objektiv gesehen, ist der Naturalismus sehr wohl war oder eben unwahr. Der Sinn der diese Aussage ausdrückt ist also einfach war oder falsch.
Ich denke aber, dass ich weiss worauf du hinaus willst. Du möchtest sagen, dass eine Aussage wie: „Der Naturalismus ist mit Sicherheit der Wahrheit entsprechend“, nicht berechtigerweise Ausgesprochen werden kann. Oder?
Wenn dem so ist, verstehe ich aber immer noch nicht, wo das Argument ist. Schliesslich ergibt sich kein innerer Widerspruch innerhalb der Theorie…
Hmmm…
Rationalismus bezeichnet Vertrauen in die unbegrenzte Erkenntnissfähigkeit eines Menschen. Jedoch setzt der Naturalismus kein solches Vertrauen voraus. Der Naturalismus führt lediglich jegliche „Existenz“ auf die Natur zurück. Zu behaupten dass desswegen ein Vertrauen in die unbegrenzte Erkenntnissfähigkeit des Menschen von Nöten ist, ist schlicht nicht folgerichtig.
Schauen sie, ich jage sie hier von einer abstrusen Theorie zur Anderen. Jedes Mal wenn ich eine ihrer Theorien widerlege, passen sie diese entsprechend meiner Kritik an nur um sie dann gleich wieder zu benutzen. Wir sind nun schon so weit weg von ihrem ursprünglichen Artikel, dass sie selbst einsehen sollten, dass dieser so nicht vertrettbar ist. Ich habe keine Lust mehr, immer neue Theorien, welche nur zum Zweck dienen den Naturalismus zu beschmutzen, zu widerlegen.
Desshalb wird, sofern sich an diesem Verhalten nichts ändert, dies hier mein letzter Kommentar unter diesem Artikel sein.
Schönen Abend und freundliche Grüsse
Berg
Lieber Herr Berg,
ich werde in den nächsten Tagen, sofern es mir meine Zeit erlaubt, einfach einmal einen ausführlich(er)en Aufsatz zur Frage „Widerspricht sich der Naturalismus selbst?“ schreiben. Vielleicht wird das mehr Licht ins scheinbare Dunkel bringen.
Ich wünsche Ihnen ebenfalls einen schönen Abend und ein erholsames Wochenende.
Herzliche Grüße Stephan Lange