1. Argument: “Der Glaube an einen wie auch immer gearteten Gott entspricht nicht erwachsenem, sondern infantilem Wunschdenken.”
Danke erst einmal für diesen guten und auch häufig gestellten Einwand. Heutzutage dürfte er wohl unter dem Namen “Projektionshypothese” bekannt sein: Glaubende malen das Bild eines allmächtigen Gottes an den Himmel, weil sie sich einen solchen Gott wünschen – und weil sie mit diesem Leben nicht zurecht kommen. Das Problem dabei: Es wird schon vorausgesetzt, dass Gott nicht existiert. Der Einwand erklärt, warum Menschen an Gott glauben, wenn es ihn nicht gibt. Er beantwortet aber gar nicht die Frage, ob es ihn denn gibt. Darüber wird keinerlei Aussage getroffen, ein Argument gegen Gott ist diese Aussage daher nicht.
Und dass ich ein Bedürfnis nach etwas habe, kann genauso gut ein Hinweis darauf sein, dass es dieses Etwas auch gibt. Ich habe Hunger – und es gibt Nahrung. Ich habe das Bedürfnis nach menschlicher Nähe – und es gibt andere Menschen. Meine Bedürfnisse geben mir darüber Aufschluss, worauf ich angelegt bin. Die Sehnsucht nach Gott, die viele Menschen verspüren, ist sicher kein Beweis für Gott – aber sie kann genauso gut als Hinweis und Denkanstoß gewertet werden wie als Gegenargument, zumal das Gottesbild des christlichen Glaubens im Kern den Vorstellungen menschlicher Religiosität direkt widerspricht. Einen Gott, der sich selbst erniedrigt und für seine Geschöpfe stirbt, um sie zu retten – einen solchen Gott kann man sich kaum ausdenken.
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