Wer kennt sie nicht, die großen Weltreligionen? Von Buddhismus, über Christentum, Hinduismus, Islam – wir leben in einer stark pluralistisch geprägten Glaubensgesellschaft. Gerade hier ist das Wort “Toleranz” überaus wichtig: Leuten, die andere Standpunkte haben als man selbst, mit vollem Respekt begegnen. Wir brauchen Toleranz! Aber trotzdem kann es ja nie schaden, die Sicht des Andersdenkenden zu kennen. Wie ticken die “Anderen”? Im Folgenden möchte ich das mal näher beleuchten, die großen Religionen im Vergleich – Gemeinsamkeiten, aber auch einen zentralen Unterschied herausarbeiten. Fangen wir also an!
Der Buddhismus gründet auf den Lehren des ersten Buddhas, Siddhartha Gautama. Er unterschiedet sich vom Christentum, Islam und Judentum im Wesentlichen in seiner Haltung gegenüber einer höher stehenden Macht. Im Buddhismus gibt es keinen persönlichen Gott, auch Buddha selbst sah sich nicht als Gott oder Gottes Gesandte. So versteht sich der Buddhismus mehr als eine Lebensart. Deshalb musste der Buddhismus lange darum kämpfen, als Religion vollständig anerkannt zu werden.
Die Lehre des Buddhas besagt, dass jeder Mensch voll von so genannten „Giften“ ist. Diese setzen sich aus Gier, Hass und Selbstsucht zusammen. Nur wer es in seinem irdigen leben schafft, diese schlechten Eigenschaften auszumerzen, wird nach dem Tod das Nirvana erfahren. Hier wird das Leben als ein „Ich-Wahn“ bezeichnet, welches man vernichten muss. Die Vier Edlen Wahrheiten des Buddhaa sind zum Einen, dass das gesamte Leben nur aus Leiden und einer Unzufriedenheit besteht. Dies beginnt mit der Geburt und endet erst mit dem Tod. Begründet wird dieses leiden etwa damit, dass man in seinem Leben oftmals mit Menschen zusammen sein muss, die man nicht leiden kann und weil man nie das erreicht, was man benötigt, um glücklich sein zu können.
Dieses menschliche Leiden kann man nur überwinden, wenn man den so genannten „Achtfachen Pfad“ befolgt. Dieser setzt sich aus rechter Erkenntnis, rechtem Handeln, rechtem Leben und Sterben, rechtes Sichversenken, rechter Achtsamkeit, rechter Gesinnung und rechtem Reden zusammen. Wer all dies befolgt, wird das Nirvana erfahren. Hierbei handelt es sich aber nicht um einen himmlischen Ort wie oftmals vermutet wird. Das Nirvana beschriebt viel mehr einen Zustand, in welchem man es geschafft hat, den „Ich-Wahn“ zu besiegen.
Das Christentum
Das Christentum basiert auf der Lehre von Jesus Christus. Jesus bezeichnete sich nicht als Prophet, sondern als Gott persönlich. Wichtigster Inhalt ist: Liebe zu Gott, und Liebe zu den Mitmenschen. Erlösung erlangt man aber nicht durch eigenes Tun, sondern allein durch die Gnade Gottes, die für jeden Menschen gilt. Es gibt gewisse Regeln, die für ein Zusammenleben vorausgesetzt werden: Gott ehren, nicht stehlen, nicht töten, nicht schlecht über andere reden. Allerdings man muss sich den Weg zum ewigen Leben, zum Himmel nicht verdienen bzw. erarbeiten. Es reicht, Ja zu sagen zur Liebe Gottes. Es reicht, Gottes Vergebung anzunehmen und auf seine Gnade zu vertrauen. «Allen gab er (Jesus) das Recht, Kinder Gottes zu werden. Allen, die an seinen Namen glauben.» (Johannes, 1, 12)
Der Hinduismus
Der Hinduismus kennt nicht nur einen einzigen Gott, sondern vielmehr eine Vielzahl an Göttern. Deshalb wird der Hinduismus auch als polytheistische Weltreligion bezeichnet. Die drei Hauptgötter und somit auch die wichtigsten im Hinduismus sind Varna, Vishnu und Shiva. Doch trotz des polytheistischen Glaubens sehen viele Hinduisten in all diesen Göttern nur die verschiedenen Gesichter eines einzigen Gottes – Brahman. Andere Hinduisten glauben heutzutage eher, dass nicht Brahman, sondern Shiva oder Vishnu der Gott ist, welcher durch andere Götter sein Gesicht bekommt.
Der Hinduismus setzt sich zudem aus verschiedenen Religionsformen zusammen. Gemeinsam haben sie aber alle den Glauben an das „ewige Weltgesetz“, das „Karma“. An das Karma knüpft sich der Glaube an die Seelenwanderung. Es sagt, dass jede in diesem Leben ausgeführte, moralisch bedeutsame Handlung das Schicksal des Lebewesens in seiner nächsten Wiederverkörperung bestimmen wird. Hat also jemand in seinem Leben Gutes getan, wird es ihm im folgenden Leben gut gehen. Nach dem Weltgesetz haben alle Lebewesen schon seit Ewigkeit bestehende Seelen, die nur die materiellen Hüllen wechseln. So geht nach dem Karma die Seele nach ihren Taten Körper ein.
Der Islam
Der Islam ist eine monotheistische Religion, die auf dem Koran gegründet ist. Muslime glauben, dass der Erzengel Gabriel dem Propheten Mohammed diese Heilige Schrift eingegeben hat. Der entscheidende Unterschied vom Islam zum Christentum besteht darin, dass die Anhänger des Islam ihren Propheten Mohammed nicht so in den Mittelpunkt rücken wie die Christen Jesus. Für sie ist der Koran wichtiger. Aus muslimischer Sicht ist Gott verborgen, vollkommen von der Schöpfung losgelöst und in keiner Hinsicht seinen Geschöpfen ähnlich.
Gott offenbart sich damit nicht selbst (sondern in einem Buch), denn er überschreitet seine Transzendenz nicht. Aus dem Wissen um Gottes Existenz ergeben sich für den Muslim Folgen: Der Mensch wird am Tag des Gerichts für seine Taten zur Rechenschaft gezogen. Nur wer es schafft, ohne Schuld und Fehler zu leben, kommt letztlich ins Paradies. Zu einem gottgefälligen Leben gehört im Islam zudem die verpflichtende Einhaltung der so genannten „Fünf Grundsäulen: Annahme und Sprechen des Glaubensbekenntnisses, tägliche Einhaltung des fünffaches Gebets, Zahlung von Almosensteuer, jährlich einmonatiges Fasten und die Pilgerfahrt nach Mekka. Muslime glauben an ein Leben nach dem Tod.
Das waren nun recht viele Informationen – und sicherlich auch nur ein Schnelldurchlauf. Als weiterführende Literatur sei daher z.B. Manfred Hutters „Die Weltreligionen“ empfohlen). Klopfen Sie meine Ausführungen aber gerne auf ihre Richtigkeit hin ab. Nicht, dass Sie nachher noch denken, dass ich Ihnen hier Unfug erzähle will. Nein, geheim sind die Informationen, was die zentralen Glaubenskerne der einzelnen Religionen sind, ja wahrlich nicht.
Und wie wir sehen, wird uns in allen der großen Weltanschauungen ein großartiges letztendliches Ziel vor Augen geführt: der Himmel, die Erlösung, die Erkenntnis, das Nirwana und dergleichen. Und religiöse Systeme – ich nehme da das christliche gar nicht aus – sind zumeist sehr gut darin, dieses Ziel in den schillerndsten Farben zu malen und uns Menschen dann zu vermitteln: „Du willst doch dahin, oder? Das schaffst du auch, wir werden dir sagen, wie es geht. Folgendes musst du einhalten, folgende Rituale musst du befolgen, folgende Regeln vollziehen. Und wenn du dich nur immer strebsam bemühst und anstrengst, dann kommst du vielleicht einmal zu diesem herrlichen Ziel.“
Im Islam müssen letztendlich die guten Taten die schlechten überwiegen, damit der Mensch die Möglichkeit hat, ins Paradies zu gelangen – sicher ist dies aber auch dann noch nicht. Der Hinduismus beschreibt in seinem Achtfachen Pfad hingegen, welches Verhalten und Handeln dazu führt, den ewigen Kreislauf des Lebens zu durchbrechen. Wer es schafft, den göttlichen Maßstäben gerecht zu werden, der wird letztlich das große Ziel erreichen. Und die Religionen haben es immer sehr gut hinbekommen, diesen Erlösungsweg aufzuzeigen, er verleiht ihnen ein nicht unwesentliches Macht- und Verfügungspotenzial. Er kann manchmal sehr beschwerlich sein, manchmal auch etwas einfach, aber der religiöse Leitfaden ist stets das Gleiche: „Tu dies und das, dann du findest die Gottheit.“ Soweit erst einmal zu unserem Vergleich der großen Weltreligionen.
In meinem Beitrag „Haben Christen die Wahrheit gepachtet?“ habe ich dafür argumentiert, dass es nun gar nicht unvernünftig, sondern hingegen durchaus vernünftig und plausibel ist, dass nicht alle und auch nicht keine, sondern eine einzige Weltanschauung richtig liegen könnte. „Aha“, denken nun manche,“jetzt wird er als überzeugter Christ irgendwie versuchen, mir diese einzige Wahrheit im christlichen Glauben weiszumachen.“ Nun, da ich die Sorge der Vereinnahmung durch andere durchaus teile, hier meine Bitte an Sie: Bleiben Sie gerne skeptisch – auch bei Gedanken, die von mir stammen. Skepsis ist gut und erwünscht, ich habe damit keinerlei Probleme, ich halte skeptisch sein sogar für eine begrüßenswerte Eigenschaft – zumindest so lange, wie es bedeutet, dass man andersartigen Gedanken zwar kritisch und distanziert gegenübersteht, aber sich diese zumindest einmal anhört, sie für sich prüft und sich daraufhin eine eigene Meinung über sie bildet.
Ich habe hingegen sehr große Probleme mit religiösen Gruppen, die allergisch auf jede Art von Nachfragen oder Kritik reagieren, ob das nun eine christliche Gruppe ist oder eine andere. Wenn ich auf eine Gruppierung träfe, die sagt: „Bestimmte Dinge darfst du nicht hinterfragen“, würde mich das sehr unruhig machen, weil ich finde, dass das ein Zeichen von Unsicherheit ist. Wenn man sich seiner Sache sicher ist, braucht man sich vor Kritik nicht zu scheuen. Und da ich als überzeugter Christ folglich davon überzeugt bin, dass es sich beim Glauben nicht um ein blindes, sondern um ein sehendes Vertrauen handelt, begrüße ich natürlich auch skeptische Rückfragen zum Glauben. Und ich bin der festen Meinung, dass Glaube gute Gründe hat, zwar nicht beweisbar, aber doch gut begründbar ist.
Kommen wir aber zurück zum Thema. Und da meine ich, dass eine objektive und vorurteilsfreie Betrachtung des oben aufgeführten Religionenvergleichs an folgender Beobachtung nicht vorbei führt: Die christliche Botschaft besagt in ihrem Kern, wie man letztendlich zu Gott gelangt, etwas vollkommen anderes als alle restlichen Religionen! Haben Sie den zentralen Unterschied bemerkt? Er lautet wie folgt: Im Gegensatz zum christlichen Glauben sagen ja alle anderen Religionen: „Tue dieses und jenes und du kommst zu Gott“. Die christliche Botschaft besagt hingegen:
„Du musst und kannst nichts tun und nichts leisten, um Gott zu gefallen. Auch wenn du noch so viel Gutes tust, so kannst du vor Gott nicht gerecht werden. Denn das eigentliche Problem ist nicht, dass du zu wenig Gutes tust, sondern das eigentliche Problem ist, dass du von Gott nichts wissen willst.“
C.S. Lewis, der berühmte irische Schriftsteller und Cambridge-Professor der Literatur, drückte das einmal wie folgt aus: „Das Schlimmste, was wir Gott angetan haben, ist, ihn in Ruhe zu lassen.“ Die christliche Botschaft sagt nämlich, dass nur derjenige Anerkennung vor Gott bekommt, der ihm vertraut, der also eine vertrauensvolle Beziehung zu Gott hat. Nicht also der, der sich Gottes Gunst durch gute Taten erworben hat. Hierzu eine kurze Geschichte:
„Zwei Männer gingen zum Beten in einen Tempel, um zu beten; der eine war ein Pharisäer, (d.h. ein Vertreter der religiösen Elite zurzeit Jesu) und der andere ein Zolleinnehmer (eine Berufsgruppe, die damals als sehr unehrlich galt). Der Pharisäer stellte sich selbstbewusst hin und betete: ›Ich danke dir, Gott, dass ich nicht so bin wie die übrigen Menschen – ich bin kein Räuber, kein Betrüger und kein Ehebrecher, und ich bin auch nicht wie jener Zolleinnehmer dort. Ich faste zwei Tage in der Woche und gebe den Zehnten von allen meinen Einkünften.‹ Der Zolleinnehmer dagegen blieb in weitem Abstand stehen und wagte nicht einmal, aufzublicken. Er schlug sich an die Brust und sagte: ›Gott, vergib mir sündigem Menschen meine Schuld!‹“
Und nachdem Jesus seinen Jüngern diese Geschichte erzählt hatte, fügt er hinzu:
„Der Zolleinnehmer war in Gottes Augen gerechtfertigt, als er nach Hause ging, der Pharisäer jedoch nicht. Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; aber wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“
Warum erzähle ich Ihnen diese Geschichte? Um Ihnen in diesem Gleichnis den Gegensatz der christlichen Botschaft zu anderen religiösen Botschaften zu erklären. Botschaften, in denen gesagt wird, dass der Mensch die Messlatte, die Gott festlegt, nur dann überspringen kann, wenn der Mensch genug Gutes tut. Aber: Entweder schafft er dies oder er schafft dies nicht – „ein bisschen Überspringen“ gibt es ja nicht. Die christliche Botschaft besagt hingegen, dass es für den Mensch unmöglich ist, die göttliche Messlatte zu überwinden. Ich persönlich finde das eine sehr realistische Einschätzung der Lage und ich wüsste auch nicht, wie ein Mensch so etwas schaffen sollte. Denn die göttliche Messlatte ist ja nicht nur hoch, sondern sogar „göttlich-hoch“.
Wie sollte man die als Mensch mit seinen menschlichen Schwächen und Fehlern überspringen können? Oft schaffe ich es ja noch nicht mal selbst, meinen eigenen moralischen Ansprüchen zu genügen. Und auch der Versuch, die göttliche Messlatte zu überspringen, kann ja nicht ausreichen – denn „versucht“ heißt nun einmal nicht „geschafft“. Nein, „geschafft“ oder „nicht geschafft“, so lautet bei denjenigen die Frage, die meinen, dass man Gottes Ansprüche durch eigenes Handeln gerecht werden kann. Nehmen wir kurz einmal an, es würde Gott tatsächlich geben: Glauben Sie, dass Sie es wirklich schaffen könnten, seinen göttlich-hohen Ansprüchen zu genügen?
Und dazu kommt auch noch das, was oben bereits kurz erwähnt wurde: Das entscheidende Problem des Menschen war aus christlicher Sicht nie, dass er zu wenig Gutes oder zu viel Schlechtes getan hat. Hauptproblem waren also nie seine Sünden, sprich seine kleinen oder auch großen moralischen Verfehlungen. Es ist sicherlich nicht unwichtig, viel Gutes und wenig Schlechtes zu tun, aber die christliche Botschaft sagt: „Dein Verhalten ist auch gar nicht das Entscheidende. Das alles entscheidende Problem ist vielmehr, dass du dich Dingen anvertraust, die dir wichtiger sind als Gott.“ Solch einen Zustand nennt die Bibel schlicht Sünde und meint damit, dass wir unser Ziel verfehlt haben, wenn wir unser Vertrauen eben nicht auf Gott zu setzen. Sondern auf Dinge, die an sich zweifelsohne gut sind, die der Mensch aber als Anker seiner Hoffnung, seiner Bedeutung und seiner Sicherheit anstelle von Gott gestellt hat. Dinge wie: Geld, Erfolg, Macht, Ehre, Karriere oder auch die eigene Person – um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Dass hat bereits Martin Luther erkannt, als er schrieb: „Woran du nun dein Herz hängst und worauf du dich verlässt, das ist eigentlich dein Gott.“ Auch an vermeintlich „christliche“ Aktivitäten. Denn schon Luther stellte fest, dass selbst Spiritualität, Gebet oder Gottesdienst ja zumindest auch immer den Zweck haben können, dass sich der gläubige Mensch selbst aus eigener Kraft gerecht und gut vor Gott zu machen versucht. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Die Bibel sagt nicht, dass Dinge wie Karriere oder Geld schlecht sind, ganz und gar nicht. Aber sie können es werden und zwar genau dann, wenn sie uns so wichtig werden, dass unser Lebensglück von ihnen abhängt.
Das mag Ihnen wahrscheinlich alles etwas komisch vorkommen, aber das ist auch vollkommen in Ordnung. Ich wollte Ihnen auch nur vor Augen führen, dass sich die christliche Botschaft von religiösen Botschaften unterscheidet. Timothy Keller schreibt:
„Die christliche Botschaft ist, dass wir nicht durch unser Tun erlöst sind, sondern durch das, was Christus für uns getan hat. Das Christentum ist also nicht religiös oder irreligiös. Es ist grundsätzlich anders.“
Und auch, wenn dieser Unterschied natürlich sehr zentral ist, will ich gar nicht sagen, dass man dem christlichen Glaube deshalb seine erste Aufmerksamkeit schenken sollte, („nur“) weil dort ein Weg zu Gott skizziert wird, der sich von allen anderen Wegen unterscheidet. Aber selbst, wenn der christliche Weg zu Gott aus meiner Sicht für den Menschen wenigstens schaffbar ist, wäre das alleine auch gar nicht mein Grund, Ihnen vorzuschlagen, sich einmal näher mit der christlichen Botschaft auseinanderzusetzen.
Nein, aus meiner Sicht wäre es viel zu einfach und naiv zu sagen: „Fange doch mal an, den Glauben näher zu erforschen, der dir geographisch oder auch sozial am nächsten steht.” Das wäre aus meiner Sicht sogar sehr fatal, eben deshalb, weil diese Begründung eher einem Schuss ins Blaue ähnelt als einer begründeten Entscheidung, wo die eigene Suche beginnen soll. Aus diesem Grund möchte ich Ihnen im Folgenden drei rationale Gründe nennen, warum es durchaus Sinn ergibt, die Suche nach Wahrheit beim christlichen Glauben zu beginnen. Und ich betone noch einmal das mein Rat nicht lautet: “Drei gute Gründe, Christ zu werden”. Nein, im weiteren Verlauf nur drei gute Argumente dafür, warum es vernünftig ist, seine Expedition ins Reich der Religionen beim christlichen Glauben zu starten.
Der erste Grund: Die Glaubwürdigkeit der christl. Botschaft ist überprüfbar
Was meine ich damit? Der Kern des christlichen Glaubens ist ja bekannterweise die Person Jesus Christus. Und über diesen finden wir viele Aussagen: Aussagen über sein Leben, seine Lehre, seinen Tod und seine Auferstehung. Der springende Punkt ist nun, dass es ist möglich, diesen Glaubenskern gewissenhaft, sorgfältig und ernsthaft auf seine historische Glaubwürdigkeit hin zu prüfen. “Moment”, sagen manche nun, “ist er das wirklich? Ist die historische Glaubwürdigkeit der Evangelien wirklich überprüfbar? Ist es in Wirklichkeit nicht so, dass diese Texte im Laufe der vielen Jahrhunderte verfälscht wurden – absichtlich oder meinetwegen auch unabsichtlich?”
Ich kann diesen Einwand sehr gut nachvollziehen. Was sagen denn diejenigen, die sich beruflich mit Fragen wie dieser beschäftigen? Holger Strutwolf, Universitätsprofessor und Direktor des Instituts für neutestamentliche Textforschung in Münster, meint:
Als Textkritiker ist zu sagen, dass die handschriftliche Überlieferung des neutestamentlichen Textes sehr treu und im Wesentlichen zuverlässig erfolgt ist, so dass man mit großer Zuversicht sagen kann, dass von textkritischer Seite keine Bedenken bestehen, dass der Text willentlich und grundsätzlich von späteren Tradenten verfälscht worden sein könnte.
Wenn aber Christus nicht auferstanden ist, so ist unsere Verkündigung vergeblich, und vergeblich auch euer Glaube! … Ist aber Christus nicht auferweckt worden, so ist euer Glaube nichtig.“
Wir sehen, wie eng die Verknüpfung ist: Selbst die ersten Christen waren der Meinung, dass der christliche Glaube mit der Frage der Auferstehung steht und fällt. Wenn Christus nicht auferstanden ist, dann ist auch der christliche Glaube nicht wahr! Eine harte, aber sehr ehrliche Aussage. Wenn Sie sich also mal testweise auf die Suche nach der historischen Glaubwürdigkeit des christlichen Glaubens begebenen möchten, ist die Auferstehung Jesu wohl der Startpunkt schlechthin – denn genau hier (und nur hier) entscheidet sich der christliche Glaube: “Ist aber Christus nicht auferweckt worden, so ist euer Glaube nichtig.“
Und wir brauchen es gar nicht zu verschweigen: Es gibt Gründe dafür, die Auferstehung historisch ernst zu nehmen, aber natürlich auch Argumente dagegen. Keine Frage. Und eine gewissenhafte Übrprüfung sollte sicherlich beide berücksichtigen, eine einseitige Beschäftigung mit einem Thema führt bekannterweise niemals zu etwas Gutem. Nein, schauen Sie sich die Dafürs & die Dagegens in aller Ruhe an und fragen Sie sich: “Was überzeugt mich mehr?” Und auch ganz wichtig: Es ist vollkommen in Ordnung, wer nach einer gewissenhaften und ernsthaften Überprüfung der Sachlage zum Ergebnis kommt: “Diese Sache mit Jesus, die kann nicht stimmen.” Aber vielleicht kommen Sie ja auch zu der Sicht, wo Sie sagen: “So ganz unplausibel und abwegig klingt es vielleicht doch nicht – ich lasse mich zumindest einmal probeweise etwas weiter darauf ein und schaue mir die Sache etwas näher an.” (vgl. zum Thema auch diesen Blogbeitrag sowie diesen hier)
Grund 2: Das Angebot der christl. Botschaft versteht sich als Geschenk
Was meine ich nun hiermit? Ich hatte es oben ja schon einmal näher erwähnt: Christen glauben ja, dass man sich Gottes Angebot nicht erarbeiten oder verdienen muss – sie sagen sogar, dass man das gar nicht kann. Christen glauben vielmehr, dass Gottes Liebe ein freies Geschenk für jede/n ist. Man muss hierfür nichts leisten, keinerlei Voraussetzungen mit sich bringen – und auch ganz wichtig: Es gibt keine nachträglichen Bedingungen. Jeder kann so kommen, wie er gerade ist.
Wie gesagt: Ganz häufig begegnet uns in der Welt der Religionen folgendes Bild: Da wird ein herrliches und großes Ziel vor Augen gemalt, nämlich der Himmel, die Erlösung, die Erkenntnis. Und Religion ist zumeist sehr gut darin, dieses Ziel in den goldensten Farben und dann Menschen zu vermitteln: “Du willst doch dahin, oder? Das schaffst du auch, wir werden dir sagen, wie es geht. Folgende Gebote musst du einhalten, folgende Regeln musst du befolgen, folgende Rituale vollziehen. Und wenn du dich nur immer strebsam bemühst und anstrengst, dann kommst du vielleicht einmal zu diesem herrlichen Ziel.” Und wie erwähnt: Religion haben es sehr gut hinbekommen, diesen Weg aufzuzeigen. Der kann manchmal sehr beschwerlich sein, manchmal auch etwas einfach, aber das religiöse Prinzip ist stets das Gleiche:
“Da ist das Ziel, der Himmel, die Erlösung, die Erkenntnis – so kommst du dahin. Wir zeigen dir, wie es geht. Folgende Dinge musst du tun, folgende Bedingungen erfüllen.”
Aus religiöser Perspektive ist dieses Prinzip überaus praktisch, denn wenn ein Mensch an diesen Versprechungen zu Zweifeln beginnt, braucht es nur die Frage: “Ja hast du denn auch wirklich alles eingehalten? Bist du dir ganz sicher?”
Das Spannende am christlichen Glauben ist für mich nun, dass er in seinem Kern genau das Gegenteil sagt. Er sagt: Nicht wir arbeiten uns zu Gott vor, sondern Gott kommt zu uns herunter. Gott sucht nach uns, er läuft uns hinterher, im mit vielen verloren Gegangenen den Kontakt wieder aufzunehmen. Dieser Jesus, von dem ich grad erzählte, der ist es, der von sich sagt: “Ich bin die Wahrheit. Du braucht nicht länger zu suchen.” Das ist nicht jemand, der sich aufspielt und Menschen zu manipulieren versucht, sondern jemand, der friedlich um jeden Einzelnen wirbt. Glaube ist ein unverdientes Geschenk.
Grund 3: Jesus als Zentrum der christlichen Botschaft
Wenn man sich einmal die verschiedenen Religionen, die uns gegenwärtig vorgehalten werden, näher anschaut, kommt man zu einer erstaunlichen Entdeckung: In jeder von ihnen wurde die Person Jesu in ihr religiöses System integriert – und das stets an einer sehr bedeutsamen Stelle. Das macht Jesus in der Tat einzigartig, da universell. Kein anderer Religionsstifter kann das von sich behaupten. Wir finden weder Buddha, noch Mohammed, noch sonst jemanden in anderen Religionen durchgängig wieder – Jesus schon. Wie ist Jesus aber in den anderen Glaubenssystemen verankert:
- Für viele gläubige Hindus ist Jesus einer der zehn körperlichen Manifestationen Vishnus.
- Viele Buddhisten – darunter auch der aktuelle Dalai Lama – sehen Jesus als Bodhisattva an, ein Erleuchtungswesen, das nach allerhöchster Erkenntnis und „Buddhaschaft“ strebt.
- Für Muslime ist Jesus ein großer Prophet, der (sogar im Gegensatz zu Mohammed) von einer Jungfrau geboren wurde, Wunder vollbracht hat und im Islam als das “Wort Gottes” bezeichnet wird
- Und auch in vielen anderen Religionen (Baha‘i, Deisten, Zeugen Jehovas, Mormonen, Sikhs, New-Age-Bewegung, Unitarier, Jains, Religious-Science-Bewegung usw.) kommt Jesus eine bedeutsame Rolle zu.
Vor diesem Hintergrund ergibt es meiner Ansicht nach durchaus Sinn, seine Suche nach Wahrheit dort zu beginnen, wo Jesus im Zentrum steht. Schließen möchte ich mit einem Zitat, dass ich in diesem Zusammenhang als durchaus passend empfinde, es lautet:
What are we so afraid of? We ought to be asking the thoughest questions and religious people should be prepared with honest answers. If there is a God, one thing is certain: He made us thinking people. As long as we are kind to one another, we should be able to discuss these things openly.
Das sollten wir tun: ehrlich Nachfragen & ehrlich prüfen! Falls Sie noch Fragen oder Anmerkungen haben, dann schreiben Sie gerne einen Kommentar oder eine E-Mail.
Ganz toll geschriebene Zeilen ich freue mich sie entdeckt und gelesen zu haben! Sehr wahr…
Liebe Grüße
Johanna
Liebe Johanna,
danke, das freut mich, wenn der Text etwas helfen konnte.
Herzliche Grüße
Stephan
Danke für diese wirklich guten Zeilen. Ich kann fast alles teilen.
Gottes Segen Ihnen!