Ich möchte Sie zu einem kleinen Denkexperiment einladen. Stellen Sie sich nur einmal probeweise für die Dauer dieses Beitrags vor, dass es Gott und den Himmel wirklich gibt. Einverstanden? Dankeschön. Und vielleicht fällt das einigen auch gar nicht so schwer, immerhin gehen einer aktuellen Umfrage der Bertelsmannstiftung 55% der Deutschen davon aus, dass Gott wirklich existiert und nicht nur eine subjektive Idee menschlichen Denkens ist.
Sie kennen den folgenden Satz wahrscheinlich auch: „Aufgemerkt! So kommen Sie in den Himmel“ – mit diesem vollmundigen Versprechen zogen noch vor über 500 Jahren Ablasshändler durch die Straßen, die „Seelenheil“ gegen Bares anboten. Heute sieht die Lage schon etwas anders aus. Und wie gesagt: Für einen Großteil ist die Frage nach Gott und Himmel immer noch aktuell, aber die häufigste Antwort auf die Frage, was (heutzutage) die Eintrittskarte in den Himmel sei, lautet: „Versuchen, ein guter Mensch zu sein.“ Dahinter steckt grob der folgende Gedanke:
„Wenn jemand gut ist, kommt er gewiss in den Himmel. Außerdem denke ich nicht wirklich, dass ein allliebender Gott Menschen in die Hölle stecken würde. Und wenn überhaupt, dann nur solche Leute wie Massenmörder, Kinderschänder usw.“
Fragt man einmal nach, was konkret mit „Gut sein“ gemeint ist, erfährt man, dass hier zumeist zweierlei Dinge angesprochen werden: zum einen das Unterlassen schlechter Dinge und zum anderen das Tun guter Dinge. Dazu im Folgenden ein paar Beispiele; ich bin mir sicher, dass Sie sich in vielen Selbstbeschreibungen schnell wiederfinden werden:
- Ich habe noch nie jemanden ermordet oder ernsthaft verletzt.
- Ich habe noch niemals im großen Stil gestohlen oder betrogen.
- Ich habe in mein Leben insgesamt mehr Gutes als Schlechtes getan.
- Ich bin ein freundlicher, ehrlicher und hilfsbereiter Mensch.
- Ich engagiere mich beim Tier- und/oder Umweltschutz.
- Ich engagiere mich für die, denen es nicht so gut geht.
Die Liste ist natürlich beliebig ergänzbar und nur eine kleine Auswahl von möglichen Beispielen; ich denke aber, dass sie uns trotzdem ganz gut die Richtung aufzeigt, in der Menschen die Antwort auf die Frage nach „der Eintrittskarte in den Himmel“ verorten: Gutes tun, Schlechtes vermeiden, beides so gut es geht. Wenn es Gott wirklich gibt, dürfte ihm solch jemand sicherlich gefallen – und dem Einlass in den Himmel nicht mehr viel im Weg stehen.
Ich möchte das jetzt gar nicht bewerten oder beurteilen. Mich interessiert vielmehr die Frage, weshalb wir so denken. Denn so haben Menschen vergangener Jahrhunderte nicht unbedingt gedacht, dass „Gut sein“ die Eintrittskarte in den Himmel ist. Grund genug also, zumindest einmal nachzufragen, weshalb Menschen von heute diesen Gedanken mehrheitlich vertreten.
In diesem Zusammenhang könnte man nun einige Aussagen über soziale und vor allem philosophische Strömungen der letzten Jahrhunderte bzw. Jahrzehnte treffen. Ich vermute aber, dass die Antwort, warum viele von uns heute so denken, im Kern auf einer ganz persönlichen Empfindung basiert: Warum gehen wir davon aus, dass Gott diejenigen bevorzugt, die sich weitgehend gut und anständig verhalten, und diejenigen es schwer bei ihm haben, die das genaue Gegenteil tun? Meine Antwort: Weil wir selbst so sind. Weil wir selbst so denken und handeln. Das ist unsere Denkweise, die wir auf Gott übertragen. Frei nach dem Motto:
„Ich bin wahrlich kein schlechter Mensch. Gott dürfte also – sofern es ihn wirklich gibt – ungefähr so ticken, wie ich ticke. Er dürfte ungefähr das gut heißen, was ich gut heiße. Und das als schlecht ansehen, was auch in meinen Augen verwerflich ist.“
Das denke ich, ist der Kern dessen, warum viele Menschen auf die Frage, wie man in den Himmel kommt, antworten: „Versuchen, ein guter Mensch zu sein – das dürfte Gottes Willen sicherlich entsprechen.“ Denn so funktionieren wir nun einmal: Denen, die uns gegenüber freundlich, ehrlich und hilfsbereit sind, sind wir zumeist mehr zugetan als denen, die uns oder anderen Menschen irgendwie Schaden zufügen.
So gut ich diesen Gedanken auch nachvollziehen kann, so wenig sehe ich den Zusammenhang, warum Gott auch so ticken muss? Ich würde an dieser Stelle sogar behaupten, dass dem so nicht ist. „Moment, wie sollte Gott denn sonst drauf sein?“, fragen nun einige. „Ist es etwa nicht so, dass Gott solche Dinge wie Mord, Vergewaltigung oder Kinderschändung hasst und strikt verurteilt?“ Und ich kann sie beruhigen: Natürlich verurteilt er solche Taten. Aber das klärt ja immer noch nicht die Frage: Warum denken wir, dass Gott nur die Dinge verabscheut, die auch wir verabscheuen?
Betrachten wir das Ganze einmal mit der „biblischen Brille“, bemerken wir nämlich recht schnell: Die Bibel spricht im Grunde ständig davon, dass Gott keinesfalls nur eine bestimmte Sorte von „unguten Taten“ verabscheut, sondern wirklich jedes menschliche Fehlverhalten verurteilt. Wenn wir uns also die Aussagen über Gott, die in der Bibel gemacht werden, zumindest einmal anhören, sehen wir: Gott verabscheut natürlich Dinge wie Mord, Vergewaltigung, Rassismus und Kinderschändung etc. – aber im gleichen Maße auch Dinge wie Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Zügellosigkeit, Missgunst, Verleumdung, Überheblichkeit, Unvernunft, Lügen, Neid, Lästerei usw. Jedes Fehlverhalten macht den Menschen in Gottes Augen schuldig. Meinetwegen kann man jetzt darüber streiten, ob Mord jemanden nicht viel mehr schuldig macht als Lügen – aber das ändert ja nichts daran, dass auch derjenige, der lügt, aus Gottes Sicht Schuld auf sich geladen hat. Mit anderen Worten: Schon so eine „Banalität“ wie Lügen reicht, um vor Gott schuldig zu werden.
Wer nun denkt „So kann Gott doch unmöglich denken!“, der hat einen ganz nachvollziehbaren Gedanken, wie ich finde. Warum? Weil diese Vorstellung von Gott einfach nicht zu dem Gottesbild passt, das wir landläufig von ihm haben. Ich will nun gar nicht sagen, dass unser Bild von Gott in vollem Umfang falsch ist. Nein, das liegt mir fern. Aus vielen Gesprächen kann ich jedoch mit einiger Genauigkeit sagen: Das Bild von Gott ist bei vielen Menschen heutzutage aber so verkürzt, dass es denen, die es haben, ein Zerrbild Gottes vor die Augen malt. Natürlich ist Gott aus christlicher Sicht allliebend und allwissend. Er ist auch allmächtig und ewig. Aber das ist ja nicht alles. Gott werden (und das nicht nur im Christentum) noch viel mehr zentrale Eigenschaften zugeschrieben. So nehmen z.B. die wenigstens von uns zur Kenntnis, dass Gott nicht nur die Liebe in Person, sondern auch die Gerechtigkeit und auch die Heiligkeit in Person ist. Und Letzteres ist gerade für uns an dieser Stelle von größter Wichtigkeit.
Warum? Weil die Tatsache, dass Gott absolut heilig ist, erklärt, warum er keinen Unterschied zwischen Mord und Lüge macht. Warum unsere Lästereien uns genauso schuldig in Gottes Augen werden lassen wie Vergewaltigung. Weil Gott ein heiliger Gott ist und deshalb jede(!) Sünde hasst und verurteilt – egal welche. Anders ausgedrückt: Als Folge seiner Heiligkeit ist Gott nicht nur eine bestimmte Sorte, sondern jedwede Art von Fehlverhalten verhasst. Es ist leider ein gedanklicher Fehschluss anzunehmen, dass Gott nur die moralisch höchst bedenklichen Dinge auf dem Kicker hat und bei den Sachen, die nach unseren Moralvorstellungen noch irgendwie vertretbar sind, ein Auge zudrückt. Das funktioniert in der Tat nur dann, wenn wir uns den einfachen und eher lächerlichen Gottesbildern verschreiben, die wir so oft in den Medien präsentiert bekommen.
Bleiben wir aber ernst, bemerken wir: Gott ist nicht der liebevolle Großvater mit langem Bart, der abgelebt auf einer Wolke sitzt. Das ist ein falsches Gottesbild, das uns Gott oft so unglaublich lächerlich erscheinen lässt. Ich habe sogar vollstes Verständnis dafür, dass man Gott nicht so richtig für voll nehmen kann, wenn einem solche Vorstellungen vor Augen geführt werden. Und Gott ist auch nicht nur der allliebende Gott, der sich nichts Sehnlicheres wünscht, als dass seine Geschöpfe ein glückliches und angenehmes Leben haben. Nein, auch so tickt Gott nicht. Man kann das zwar denken, aber das ist zumindest nicht das Gottesbild, das uns die Bibel anbietet. Der zufolge hat Gott viele zentrale Eigenschaften: Natürlich allliebend und allmächtig, aber unter anderem auch absolut gerecht und absolut heilig. (Nach der Bibel wünscht sich Gott übrigens nichts Sehnlicheres, als mit jedem seiner Geschöpfe in einer persönlichen und vertrauensvollen Beziehung zu sein.)
Ich weiß nun natürlich nicht, wie es um Sie bestellt ist. Aber ich für meinen Teil muss immer wieder ganz unaufgeregt zugeben, dass ich sicherlich vieles bin – aber nicht heilig. Ich kenne auch niemanden, der das ist. Und besonders skeptisch bin ich übrigens bei denen, die das von sich behaupten. Aber ich denke, den meisten von Ihnen geht es wie mir – auch Sie wissen von sich: „Mein moralisches Leben hat Höhen, aber auch Tiefen.“ Viele können sich da ganz gut selbst einschätzen. Neulich las ich im Internet einen bemerkenswerten Beitrag, der recht gut in diesen Zusammenhang passt – jemand schrieb:
„Leider erwische ich mich beim Gegenteil meines idealen Bildes. Nein, ich bin so oft unehrlich. Ich übertreibe gerne, weil ich Angst habe, sonst kein Gehör bei anderen zu finden. Das klappt ja auch, deswegen mache ich es weiter und weiter. Ich bin überhaupt nicht fleißig, sondern faul. Ich habe den Luxus, ich habe die Zeit und das Geld, trotzdem bin ich zu bequem um mehr zu machen, als nötig ist. Und das schlimmste sind die Gedanken. An manchen Tagen funktioniert das „Denke positiv!“ Bild in meinem Kopf, aber zu oft auch gar nicht. Es muss nur ein unfreundlicher Mensch in der Nähe sein, der sich z.B. beim Bus einsteigen vordrängelt, dass es mir weh tut, und schon bin ich für den Tag „bedient“. Ich erlebe mich manchmal sogar ohne äußere Vorfälle, dass ich die Menschen negativ wahrnehme.
Ich denke mir dann überaus garstige Sachen wie „Die alten Schrullen“ oder „Diese blöden Jugendlichen, die sich so cool vorkommen“ oder „Diese blöden Tussis, die nichts außer schminken im Kopf haben“. Dabei kenne ich doch die Personen gar nicht! Ich weiß doch gar nicht, was sich hinter der Hülle und ihrem Auftreten verbirgt! Wieso meine ich also als kleines, eigentlich bedeutungsloses Individuum in dieser Welt solche grausamen Gedanken anmaßen zu müssen? Ja, das nimmt mich schon mit. Ich würde schon sagen, dass ich kein guter Mensch bin. Ich kann nur so handeln. Wenn ich mich dazu zwinge.“
Ich finde diesen Beitrag zutiefst ehrlich. Hier hat sich wirklich jemand schonungslos selbst reflektiert und ist zu einer beeindruckenden Selbsterkenntnis gekommen. Das verdient meinen absolut ernst gemeinten Respekt!
Es sind aber nicht nur solche Dinge, die unsere „moralischen Tiefen“ aufzeigen – die kommen manchmal auch ganz versteckt in Form von so genannten „Kavaliersdelikten“ daher. Die meisten von uns sind sich – zumindest tief in ihrem Innersten – bewusst, dass Sachen wie Software oder Kinofilme aus dem Internet runterzuladen, in der Straßenbahn schwarz zu fahren oder dem Staat bei der Steuererklärung eins auszuwischen zu den Dingen zählen, die irgendwie „moralisch ungut“ sind; selbst, wenn es manche niemals offen zugeben würden.
Viele finden es moralisch auch nicht sonderlich verwerflich, zu lästern – z.B. über die neue Frisur der Nachbarin oder das komische Verhalten des Arbeitskollegen. Und erst recht nicht, neidisch auf jemanden zu sein. Das alles (und noch vieles mehr) sind in unseren Augen keine schlimmen Dinge. Aus den Augen eines heiligen Gottes sieht das Ganze erwartbarerweise aber ganz anders aus. Jesus selbst, von dem Christen behaupten, der menschgewordene Gott selbst zu sein, ist es, der uns das vor Augen führt:
„Was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein. Denn von innen, aus dem Herzen des Menschen, kommen Gedanken, die böse sind – Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Zügellosigkeit, Missgunst, Verleumdung, Überheblichkeit und Unvernunft. All dieses Böse kommt von innen heraus und macht den Menschen in Gottes Augen unrein.“
Alle diese unterschiedlichen Arten von Fehlverhalten machen den Menschen in Gottes Augen unrein und damit schuldig. Wenn es Gott also wirklich gibt, sind in seinen Augen nicht nur die schuldig, die andere ermordet, vergewaltigt oder ihnen sonst wie großen Schaden zugefügt haben – dann sind auch z.B. die vor Gott schuldig, die über ihren Arbeitskollegen gelästert oder ihre Freundin angelogen haben. So unangenehm das auch das klingt.
Vor diesem Hintergrund bekommt auch der Titel dieses Beitrags einen ganz neuen Anstrich: „Kommen auch gute Menschen in den Himmel?“ Christen würden sagen: Da wirklich jeder Dinge tut, die uns in Gottes Augen schuldig machen, kann es niemandem geben, dem Gott das Qualitätssiegel „gut“ verleihen kann. Sein Urteil lautet vielmehr:
„Keiner ist gerecht, auch nicht einer. Keiner ist klug, keiner fragt nach Gott. Alle sind vom richtigen Weg abgewichen, keinen Einzigen kann Gott noch gebrauchen. Keiner handelt so, wie es gut wäre, nicht ein Einziger.“
Und der biblische Befund, dass alle Menschen gesündigt haben, wird sogar noch mit folgender Aussage ergänzt: „Der Lohn, den die Sünde zahlt, ist der Tod.“ Unser Titel hätte also, zumindest aus christlicher Sicht, eher „Warum niemand in den Himmel kommt?“ heißen müssen. Aber keine Sorge: Wir befinden uns ja immer noch in einem Denkexperiment. Nach wie vor möchte ich Ihnen nur einmal vorstellen, was wäre, wenn das stimmt, was Christen über Gott und den Himmel sagen. Der irische Schriftsteller C.S. Lewis hat das einst ganz treffend beschrieben, wenn er sagt:
„Wenn der christliche Glaube falsch ist, hat er absolut keine Bedeutung für unser persönliches Leben. Wenn er aber stimmt, ist er von unendlicher Wichtigkeit für uns. Das Einzige, was er nicht sein kann, ist, mäßig wichtig zu sein.“
Ich denke, dass Lewis Recht hat. Und wie anfangs verabredet, möchte ich Sie einfach nur weiterhin darum bitten, sich nur testweise vorzustellen, dass es stimmt, was Christen glauben. Denn wenn es stimmt, dann stimmt es auch, dass wir alle vor Gott schuldig sind – selbst der, der sich „nur“ des Lügens oder der Lästerei schuldig gemacht hat. Weil wir es bei Gott eben mit einem heiligen Gott zu tun haben, der bei keinem Fehlverhalten (und sei es aus unserer Sicht auch noch so gering) ein Auge zudrücken kann. „Wenn das stimmt“, denken nun manche, „ist Gott ja mehr als ungerecht. Dann kann niemand vor ihm bestehen. Selbst Leute wie Gandhi oder Mutter Theresa nicht, denn die haben bestimmt auch mal gelogen.“ Und ich stimme zu: Verdient hat es wirklich niemand, selbst die Christen nicht. Und man könnte nun sicherlich fragen:
„Kommen also alle Menschen, selbst die guten, in die Hölle?“
Oh, nun habe ich doch wirklich das böse H-Wort in den Mund genommen. Das ist natürlich äußerst explosiv, dessen bin ich mir vollkommen bewusst. Aber gerade weil das Thema so brisant ist, möchte ich einen ganz wichtigen Gedanken vorweg bringen: Ich denke nicht, dass man an der Hölle auch nur irgendwie Gefallen finden sollte. In der Art, wie wir das Thema behandeln, sollte meiner Meinung nach überhaupt kein Anzeichen von Polemik oder Provokation zu finden sein. Kein einziges. Als der Theologe Francis Schaeffer einmal um eine theologische Erklärung dieses Themas gebeten wurde, sagte er nichts, sondern blieb still und weinte. Ich sehe es sehr ähnlich: Christliche Selbstgefälligkeit ist beim Thema „Hölle“ absolut fehl am Platze. Leider sehen das nicht alle nicht so, dafür kann ich mich nur entschuldigen.
Nun zur eigentlichen Sache: Zunächst muss man feststellen, dass sich Christen keinesfalls einig sind, wie genau die Hölle zu verstehen ist. Es gibt hier mindestens zwei prominente Mehrheits- und Minderheitsmeinungen – und beide sind sogar biblisch gut begründbar. Die bekannteste Vorstellung ist wohl die eines Ortes, an dem ewige psychische Qualen herrschen. Es gibt aber auch ernst zu nehmende Leute, die sagen, dass die, die nach ihrem Tod nicht in den Himmel kommen, ausgelöscht werden – das wäre die Hölle. Es ist also nicht korrekt zu sagen: „Die Hölle ist auf jeden Fall so und so.“
Eines dürfte allerdings klar sein: Wir sollten uns die Hölle keinesfalls so vorstellen, wie sie uns in mittelalterlichen Bildern und Sagen präsentiert wird. Nein, Hölle meint im Kern die Trennung von Gott. Hölle ist, wo Gott nicht ist. Und damit auch keine Liebe, Gerechtigkeit etc. Wie das konkret zu verstehen ist, da sind sich Christen wie gesagt nicht einig. Es lässt sich aber trotzdem sagen, dass die Hölle ein bewusstes und leidvolles Erleben des von Gott Zurückgewiesenseins ist. Inwiefern sich dieses Leiden aber konkret ausdrückt, steht wie gesagt zur Diskussion.
Aber natürlich: Leid bleibt Leid. Ist die Hölle also als eine Art „göttliche Erpressung“ zu verstehen? Ich denke, wer so fragt, missversteht den eigentlichen Beweggrund der Hölle: Existiert die Hölle, weil Gott ein Druckmittel braucht? Nein, zumindest nicht aus christlicher Sicht – denn Christen glauben: Die Hölle existiert, weil Gott existiert. Die Existenz Gottes macht die Existenz der Hölle notwendig. Warum? Weil die Hölle zeigt, dass Gott absolut gerecht ist. Ein weiteres wichtiges Wesensmerkmal also, das wir nicht außer Acht lassen dürfen.
Wenn Fehlverhalten bei Gott ohne Konsequenzen bliebe, wäre er nicht gerecht. Die Hölle ist sozusagen so etwas wie die „Manifestation“ Gottes Gerechtigkeit. Sicher, viele Menschen fragen immer: „Wie kann ein liebender Gott Menschen in die Hölle schicken?“ Aber wie sieht es eigentlich mit der Frage aus: „Wie kann ein gerechter Gott Menschen in den Himmel lassen?“ Über diese Frage machen sich ja die wenigsten Gedanken (wahrscheinlich, weil sie Gott immer nur auf die Eigenschaft reduzieren, die gerade gut in die Argumentation hineinpassen.)
Wer an dieser Stelle „Gottes Dilemma“ erkennt, sieht vollkommen richtig. Seine absolute Liebe verlangt nach Versöhnung und Vergebung, nach Himmel. Seine absolute Gerechtigkeit verlangt die Bestrafung für sündiges Verhalten, nach Hölle. Christen sagen nun, dass Gott dieses Dilemma gelöst hat – in dem er selbst Mensch wurde, in Jesus. Am Kreuz treffen sich die Liebe und die Gerechtigkeit Gottes. Gerechtigkeit, weil das der Ort ist, auf den Gott die Sünden der ganzen Menschheit lenkt und Jesus die Konsequenzen trägt, die wir eigentlich zu tragen hätten. Liebe, weil in Jesus nicht irgendein Unschuldiger für die Konsequenzen unseres Fehlverhaltens stirbt, sondern Gott selbst – in Jesus.
Wir haben es also ganz und gar nicht mit einem Gott zu tun, der die Hölle einführt, weil er ein erpresserischeres Druckmittel braucht, damit Menschen zu ihm kommen. Nein, die Hölle existiert, weil Gott existiert – weil Gott absolut gerecht ist. Gut für uns aber, dass er nicht nur das ist. Im dritten Kapitel des Johannesevangeliums lesen wir etwa:
„So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn [Jesus] gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat.“
Wir haben es also mit einem Gott zu tun, dessen Heiligkeit und Gerechtigkeit die Existenz die Hölle zwar notwendig macht, der aber aufgrund seiner Liebe trotzdem nicht möchte, dass auch nur ein einziger Mensch verloren geht. Und der deshalb aus Gnade und Liebe zu uns Menschen selbst Mensch in Jesus geworden ist, für all unser Fehlverhalten am Kreuz starb und seinen gerechten Zorn auf sich selbst lenkte. Nun haben wir es schon mit einem viel ausgereifteren Gottesbild zu tun, mit dem wir wirklich „arbeiten“ können: Gott sagt in Jesus „Ja“ zu uns und macht uns ein Angebot zur Versöhnung und Vergebung. Alles, was wir dabei zu tun haben, ist, ebenfalls „Ja“ zu diesem Angebot zu sagen.
Soweit zu meinen Denkexperiment. Ich habe versucht zu zeigen, dass die Frage „Kommen auch gute Menschen in den Himmel?“ eine verquere Frage ist – zumindest für Christen. Aus christlich-gläubiger Sicht kann ein Mensch nur dann „gut“ sein, wenn er es schafft, Gottes heiligen Maßstäben zu erfüllen. Da das, zumindest meiner Erfahrung nach, aber niemand schafft, stellt sich die Frage erst gar nicht, ob man sich den Himmel mit „Gut sein“ verdienen kann. Niemand hat den Himmel verdient, auch Christen nicht. Das zentrale Stichwort in diesem Zusammenhang lautet deshalb: Gnade, was so viel meint wie: Gott liebt uns, ohne Wenn und Aber. Ohne jede Bedingung. Das heißt: Wir können und müssen es uns nicht erarbeiten oder verdienen, vor ihm gerecht zu sein. Gerecht vor Gott wird nur der, der die Gnade Gottes in Jesus für sich in Anspruch nimmt. Denn wie gesagt:
„So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat. Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, um sie zu verurteilen, sondern um sie durch ihn zu retten. Wer an ihn glaubt, wird nicht verurteilt.“
Hallo Stephan,
zuerst danke für deine ganze Mühe und Gedanken, die du dir hierzu gemacht hast. Allerdings muss ich zwei Behauptungen hinterfragen, die ich so nicht stehen lassen kann. 1. Gottes Gerechtigkeit: Wieso maßen wir uns an, Gottes Gerechtigkeit zu erkennen? Ich denke, die Bibel zeigt uns des Öfteren, dass Gottes Gerechtigkeit nicht unserer Gerechtigkeit und unserem Gerechtigkeitsempfinden entspricht. Gott bleibt Gott und wir sind Menschen und bleiben Menschen. Deshalb stellt sich die Frage, ob es daher überhaupt sinnvoll ist, die Hölle als Ort völliger Gottesverlassenheit zu sehen. Das wäre ja wieder ein belohnender und bestrafender Gott, ein Gott nach unserem Gerechtigkeitsempfinden. Für mich ist die Hölle höchstens ein Zwischenort, der zur „Reinigung“ oder Waschung von Sünden, der dem Menschen all sein Schlechtes und Sündhaftes abhaftet, um dann doch zum Himmel (zu Gott) zu gelangen. Die Hölle ist daher nicht mit der Liebe (Gott) vereinbar, da Liebe (Gott) größer ist, als wir denken, fühlen und wahrnehmen können und diese Liebe niemals aufgibt, hängenlässt und ablehnt, auch nicht im Tod und danach- das Denken kommt nämlich nur bei uns Menschen vor. Und da Gott nicht so klein wie wir Menschen ist, bin ich fest davon überzeugt, dass seine Gnade auch im Endgericht allen gilt, stehe auch der größte Sünder vor dem Richterstuhl. Denn wenn Gott uns liebt und ernst nimmt, wird erkennbar, dass er uns kennt und unsere Zweifel und Sorgen und Enttäuschungen kennt und diese mitträgt- auch wenn jemand nichts von Gott wissen will, da er uns alle geschaffen hat. Derjenige, der nicht oder anders glaubt, wird dann im Endgericht merken, dass sein Leben möglicherweise in vielen Punkten verfehlt war- ebenso wie das Leben eines Christen. In Folge dessen ist zu kontastieren, dass die Hölle ein von Menschen (die in der Bibel sprechen) erdachter Ort nach dem Tod ist. Natürlich ist dann zu fragen, weshalb öfters von der Hölle gesprochen wird. Hier stimme ich dir zu, dass man behaupten darf, dass es ein Ort des Gefühls und Denkens ist, der gottentfernt ist, also eine Abkehr von der Liebe (die Lieblosigkeit) ist. Diese erfahren wir korrekterweise in diesem Leben hier schon häufig. Also der Mensch wird schon spätestens im Endgericht merken, dass sein Leben ziemlich lieblos und verfehlt war. Aber welchen Grund hätte Gott seine geliebten Kinder, seien sie noch so entfernt von ihm, ewig zu verbannen und sie leiden zu lassen und auszulöschen? Ja ein menschlicher Vater wäre dazu bereit. Aber ist es nicht ein wenig zu klein von Gott gedacht, ihm die gleichen Verhaltensmuster zuzuschreiben? Hier wäre ich dann beim 2. Kritikpunkt:
Freier Wille und freie Entscheidung. Es ist wohl wahr, dass der Mensch einen freien Willen besitzt. Ich kann mich für oder gegen vieles entscheiden. Es gibt aber Dinge, die sind uns gegeben, dafür können wir nichts. Dazu gehören unsere Eltern, unser Aussehen, unsere Geschwister, unsere Intelligenz unser Lebenslage, die Zeit und der Ort, wo wir aufwachsen und unser Umfeld. Wir sind also von Dingen geprägt, für die wir nichts können, wo es also keinen freien Willen gibt. Deshalb finde ich auch darf man niemals behaupten, jeder Mensch könne sich ja für Gott entscheiden. Es gibt 1000000 Dinge, die Menschen oftmals abhalten an Jesus zu glauben. Ich denke, dass wenn wir 1781 als Tochter eines mongolischen muslimisch glaubenden Kameltreiber geboren worden wären, wir nicht zwingend Jesus als der Weg und die Wahrheit und das Leben gesehen hätten. Vielleicht haben wir noch nicht einmal etwas von ihm gehört, oder wurden verletzt und enttäuscht – das Ernstzunehmendste ist wohl das Leid. Ich denke, dass sich jeder Mensch, weil zum Ebenbild Gottes geschaffen, sich nach Liebe (Gott) sehnt und diese oftmals in anderen weltlichen Dingen oder Religionen gefunden haben, wo sie Erfüllung und Heil erleben und es vermessen wäre diejenigen zu verurteilen, die Gott bzw. Jesus in ihrem irdischen Leben nicht gefunden haben. Gott muss einem Menschen so begegnen, dass er erkennt, dass hier Gott am Werk ist und er Gott als die allesbestimmende Wirklichkeit wahrnimmt. (Wir erkennen Gott nur durch Gott). Deshalb ist die Aufgabe von uns Christen, liebender zu werden, um Jesus (die Liebe) nachzufolgen, um so sein Reich auf die Erde zu bringen. Das heisst, dass wir unseren Mitmenschen versuchen immer mehr zu lieben. Natürlich scheitern wir hier immer wieder. Aber ein Mensch, der nicht glaubt, muss in uns sehen, dass wir von der Liebe(Gott) erfüllt sind oder zumindest, dass wir überzeugt sind, dass Liebe dasjenige ist, dass zum Heil und Erfüllung führt und es sich lohnt so zu leben. Bei Fragen mich einfach anschreiben.
Liebe Grüße Manu
Lieber Manu,
danke für deine guten Einwände, die ich gut nachvollziehen kann. Und ich stimme sogar zu: Wir Christen sollten in der Tat (viel!) liebender werden. Da sind viele von uns kein gutes Vorbild und haben noch kräftig Luft nach oben. Hier aber noch ein paar weitere Gedanken zu deinen Gedanken:
Dein Einwand 1 ist ja nur unter bestimmten Denkvoraussetzungen richtig. Eine zentrale davon lautet: Du gehst davon aus, dass jeder Mensch, wenn er irgendwann mal vor Gott steht, auf jeden Fall Gottes Gnade und in den Himmel – sprich in eine ewige Gemeinschaft mit Gott – will. Aber was ist, wenn das jemand – bis zum bitteren Ende – genau nicht will?
Auch dein Einwand 2 ist nur unter bestimmten Prämissen richtig. Du gehst zB davon aus, dass Gott/Jesus nicht dazu in der Lage ist, sich Menschen wie der 1781 geborenen mongolisch-muslimischen Tochter zu offenbaren. Aber wie kannst du das wirklich zu 100% ausschließen (gerade wo du doch selbst sagst, wieso wir uns anmaßen, Gottes Gerechtigkeit zu erkennen?)
Soweit zu meinen Rückfragen.
Herzliche Grüße
Stephan
Nun, das ist zugegeben ein berechtigter Einwand. Ich denke aber, dass jeder, der einmal vor dem Angesicht Gottes sein wird, ihn also zum ersten mal vollkommen sieht, man da gar nicht dankend ablehnen kann, weil er da einfach so vollkommen und erfüllt ist, dass man nicht mehr weg will. Aber wie gesagt wäre es denkbar, dass man trotzdem ablehnt, dann wiederum wäre so etwas denkbar, wie du geschildert hast. Da ich aber so große Hoffnung in Gottes Liebe habe, denke ich, dass sich jeder dazu hingezogen fühlt.
Zu Punkt 2 ist zu sagen, dass du hier berechtigst einhakst, wenn du sagst, dass es nicht so sein muss, dass eine Tochter eines Kameltreibers aus der Türkei im Jahre 1781 nicht so Jesus findet. Ganz klar, Gott wirkt wann, wie und wo er will- also ist es nicht ausgeschlossen. Ich denke dennoch, dass wenn man eine Auswertung machen würde, in welchen Ländern oder „Bundesländer`“ weltweit von welchem Glauben bzw. vorerst mal durch die Religion geprägt wurde, müsste man feststellen, dass die meisten Glaubenden sich der Religion oder dem Glauben anschließen, der dort am meisten vertreten ist. Ich denke, bzw. habe die Hoffnung, dass auch andere Religionen auch auf der Erde schon Erfüllung durch ihren Glauben erfahren, und dieser für diese Menschen zur Veränderung führt. Hier ist dann aber berechtigt, wenn man die einzelnen Religionen im Vergleich sehen würde, sagt, dass man sich bei manchen das mehr oder weniger nur vorstellen kann. Damit möchte ich nur aufzeigen, dass wir Christen schon von der Wahrheit unseres Glaubens überzeugt sein müssen und ihn nach außen vertreten, aber dennoch sensibel und zuhörend den anderen Glaubenden bzw. Religionen, um diese genau zu verstehen, sodass wir nachvollziehen können, warum diese von ihrem Glauben überzeugt sind und wir sie in ihrem Handeln verstehen können.
Lieber Manuel,
danke für dein Feedback. Wenn ich dich richtig verstehe, beruhen deine Annahmen aber ja vornehmlich auf deiner persönlichen Hoffnung:
So gut ich das auch nachvollziehen kann, komme ich aber – bei allem Respekt und in aller Höflichkeit – nicht darum herum anzumerken, dass es mir hier etwas an Substanz mangelt: Sich die christlich-biblische Welt so aufzubauen, wie es der persönlichen Hoffnung entspricht, kann ja schnell schiefgehen.
Verstehe mich bitte nicht falsch: Nichts gegen eine gut begründete Hoffnung, da bin ich ein großer Freund von. Aber ein christlich-biblisches Hoffnungsverständnis sollte (logischerweise) durch biblische (und eben nicht durch subjektive) Befunde gefüttert werden.
Ist schon richtig- ich habe mich hier etwas unglücklich ausgedrückt. Jetzt ist allerdings die Frage, ob die Bibel und deren geschriebenen Sätze tatsächlich alles gottgewollte und wahrhaftige Aussagen sind, die als wahr und als göttlich gelten. In Luthers Reformation war
seine Grunderkenntnis, dass es Aussagen in der Bibel gibt, die wir als Heil entnehmen. Das sind Gottes Zusagen und Versprechen. Und es gibt Dinge, die weniger heilsentscheidend
bzw. als wahr gelten dürfen, weil sie keine Wirkung haben. Werfen wir einen genaueren Blick auf diese heilsentscheidenden Aussagen so ist festzustellen, dass diese Versprechen für alle gedacht sind – „Ich bin bei euch alle Tage..“ Also ist er auch für die da, die nicht an ihn Glauben (auch wenn diese nichts von Gottes Gegenwart wahrnehmen).Es gibt weitere biblische Zusagen, die für alle Menschen gelten. Wenn man biblizistisch vorginge, wäre in der Bibel auch nirgends Gottes Wesen als Liebe zu finden. Aber im Zusammenhang des großen Gesamten darf, soll und muss man zu dieser Aussage kommen. Zusammenfassend gesagt gibt es durchaus
Bibelstellen, auf die meine
Hoffnung gründen (Kol 1,15-20 und 2 Kor 5,19) , doch nun ist es so, dass diese Hoffnung auf dem Wesen Gottes resultiert, welches wörtlich nirgends in der
Bibel zu finden ist.
Aber dennoch bleibt die Bibel ja ziemlich klar in der Aussage, dass es am Ende „zwei Gruppen von Menschen“ gibt. vgl. z.B.:
Und das waren ja nur einige von vielen Textstellen, die auf die – wie C.S. Lewis sie nennt – „große Scheidung“ hinweisen.
Wir sehen: Am Ende geht es für manche heilvoll und für manche unheilvoll aus. Das lässt sich meiner Ansicht nach schlecht wegargumentieren. Verstehen Sie mich nun bitte nicht falsch: Natürlich gehe auch ich – wie Sie – davon aus, dass Gott die Sonne über alle – die Gerechten wie auch Ungerechten – aufgehen lässt – aber eben zu Lebzeiten. Ich weiß: Das ist ein unschöner Gedanke, aber nur, weil er das ist, können wir ihn deshalb ja nicht ausblenden oder umdeuten.
So sehr man sich es also wünschen würde: Aus biblischer Perspektive gibt es Leute, die letztendlich gerettet sind und solche, die (leider) nicht gerettet sind.
Ich streite nicht ab, dass diese Verse darauf hinweisen. Der Grund für beide unterschiedlichen Ansichten liegt im Verständnis der Bibel was ich anerkenne. Aber welche Wirkung hat es, wenn man Nichtgläubigen so etwas vorhält? Dadurch entsteht ein Überstellen des Christen über den Nichtchristen, es entsteht die christliche Arroganz und Überschätzung und Intoleranz – „der Ungläubige hat nicht das ewige Leben und wir schon – herzlichen Glückwunsch toller Christ, weil du für deinen Glauben ja so viel kannst… .“ Wie gesagt unser freier Wille ist nur begrenzt und Gott bewirkt in uns den Glauben und nicht wir selbst. Außerdem sind die ganzen neutestamentlichen Bibelstellen (Paulusbriefe) an christliche Gemeinden geschrieben. Heisst, dass es ein Appell an die Christen ist, stetig am Glauben festzuhalten. Das ist kein Appell an die Nichtchristen. Des Weiteren hat Paulus in einer ganz anderen Gesellschaft und Zeit gelebt als wir. Damals hatte man durchaus die Vorstellung der bildhaften Hölle, ist ja klar, dass Paulus so gedacht und gefühlt hat. Heisst aber noch lange nicht, dass alles was Paulus gesagt hat (auch wenn er vom HG erfüllt war), eben gottgewollt war. Die einzige Wirkung die Hölle erzielt ist Angst und Schrecken, mehr nicht- keine erschaffenden Taten werden dadurch hervorgebracht. Ich frage mich deshalb ernsthaft, ob Gott wirklich wollte und will, dass dieser Hölleglauben so viel Anerkennung fand/findet. Das einzige was ich finde, was daran ernst zu nehmen ist, ist, dass die Hölle, ein Ort voller Qualen, hier auf der Erde schon leider erlebbar wird (Vergewaltigung, Folter, Krieg). Deshalb gilt es, diese Menschen zu befreien und zu lieben, sodass diese hier in gewisser Weise erlöst werden. Argumentativ spricht folglich deutlich wenig für die Hölle und die Erlöschung der Ungläubigen, wenn man sich an Jesus Christus orientiert. Wir glauben ja nicht an die Bibel, sondern an Jesus Christus. Eine weitere Frage bleibt zudem offen: Wieso hat Jesus nicht selbst die Gleichnisse etc. aufgeschrieben?
Lieber Manuel,
danke für Ihren guten Kommentar. Ich stimme Ihnen zu, dass man Glaubenskritikern nicht mit der Hölle drohen sollte. Das mache ich im Blog aber (hoffentlich) auch nicht. Mein Ansatz ist hier eher: Wer einmal erfahren hat, wie sinnstiftend und wie genial die reale Gemeinschaft mit Gott/Jesus ist, für den wird es in der Tat ein großes „Heulen und Zähneklappern“, wenn er irgendwann einmal getrennt von Gott sein muss.
Und freilich ist christliche Arroganz, Überschätzung und Intoleranz im absoluten Maße tabu! Aber auch hier sehe ich nicht, inwiefern ich da im Blog etwas anderes vermittle (aber falls Sie etwas in der Richtung sehen, sagen Sie es mir gerne).
Ich denke auch nicht, dass es im Sinne Gottes ist, dass wir uns viel mit der Hölle befassen – dann doch schon eher mit Gott selbst. Das ist wesentlich ertragsreicher. Das ändert freilich nichts daran, dass die Hölle ein Realität ist bzw. sein wird. Aber im Fokus sollte natürlich stets Jesu und seine Angebot am Kreuz stehen – keine Frage, da bin ich ganz bei Ihnen.
Hallo Stephan,
danke Ihnen ebenfalls für Ihren guten Kommentar. Und nein, diese Vorwürfe sind defintiv nicht gegen Sie bzw. Ihren Artikeln gewidmet- diese sind wirklich völlig in Ordnung. Und hier stimme ich Ihnen zu, dass es für einen schon von Gottes Liebe ergriffenen Menschen fatal ist, wenn er sich von der erfüllenden Liebe Gottes trennt, da ein Mensch ohne Liebe nichts ist. Ein Leben in Lieblosigkeit ist in der Tat ein Ort der Hölle- leider ( hier verweise ich auf das irdische Leben als Hölle für viele). Aber aus eschatologischer Sicht rettet doch gerade Gott die Verlorenen- die wenig von Liebe erfüllt waren- gerade die haben es doch verdient endlich geliebt zu werden.
Lg Manu
Ja, Gott rettet gerade die Verlorenen (die anderen sind ja schon gerettet). Aber wer sich eben bis zum Schluss nicht retten lassen will, den zwingt Gott wie gesagt auch nicht dazu.
In Johannes 5, 24-29 steht etwas dazu, wie Jesus jedem Menschen, auch denen, die tot sind und ohne glauben an ihn, im endgericht begegnet und vor die Wahl stellt.
Ich versichere euch: Wer auf mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben. Auf ihn kommt keine Verurteilung mehr zu ; er hat den Schritt vom Tod ins Leben getan. Ich sage euch: Die Zeit kommt, ja sie ist schon da, wo die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und wer sie hört, wird leben. Denn wie der Vater aus sich selbst heraus Leben hat, so hat er auch dem Sohn die Macht gegeben, aus sich selbst heraus Leben zu haben. Und er hat ihm die Vollmacht gegeben, Gericht zu halten; denn er ist der Menschensohn. Seid deshalb nicht erstaunt, wenn ich euch sage, dass der Tag kommt, an dem die Toten in ihren Gräbern die Stimme des Sohnes hören und herauskommen werden. Die, die getan haben, was gut ist, werden zu neuem Leben auferweckt werden; die aber, die getan haben, was böse ist, werden zu ihrer Verurteilung auferweckt werden.
Johannes 5:24-29 NGU2011
https://bible.com/bible/108/jhn.5.24-29.NGU2011