Ich schicke es gleich vorweg: Meine Wurzeln finden sich in einem durch und durch liebevollen, sozial-engagierten und Werte vermittelnden Elternhaus. Ich wurde als Kind getauft und ging artig in den Kommunionsunterricht. Trotz allem spielte der christlich-biblische Glaube, der das Gebet und die Überzeugung miteinschließt, dass Gott in Jesus Mensch geworden, für unsere Schuld am Kreuz gestorben und drei Tage danach wieder auferstanden ist, bei meinem Großwerden keine Rolle. Wenn ich also sage, dass ich „nicht christlich sozialisiert“ wurde, ist das bitte immer in diesem Rahmen zu verstehen.
Zu einem bewussten und engagierten christlichen Glauben kam ich vielmehr erst im Alter von 28 Jahren zu Zeiten meines Studiums. Die Neuformulierung meiner Weltsicht macht mich freilich nicht zu einem „besseren“ Menschen: Es ist und bleibt ein Trugschluss, dass Christen bessere Menschen sind – auch wenn manche vielleicht gerne diesen Anschein erwecken wollen. Es gilt: Selbstverständlich sind Christen fehlbar und auch sie versagen in vielen Dingen des Alltags. Das ist natürlich niemals zu entschuldigen, nur zu vergeben.
Damit ist aber freilich noch nichts über die Wahrheit des christlichen Glaubens ausgesagt. Wenn mein Arzt mir empfiehlt, keinen Alkoholmissbrauch zu betreiben – aber selbst Alkoholiker ist – dann wird dadurch noch nicht sein Ratschlag falsch; nur er als Person wird unglaubwürdig. Wir müssen also zwischen Person und Sache unterscheiden.
Und die „Sache“ – sprich der christliche Glaube – ist natürlich eines: frag-würdig. Man kann viele gute kritische Rückfragen an ihn richten. Und aufgrund meiner Biographie kann ich die Fragen glaubenskritischer Menschen gut nachvollziehen. Sie waren auch – mal mehr, mal weniger – die meinen.
Von daher hege ich große Sympathie für all diejenigen, die sich nicht mit einfachen oder gar billigen Antworten auf kritische Rückfragen zum Glauben abgeben möchten, die aber ernsthaft an einem guten Antwortvorschlag interessiert sind.
Ich habe diesen Blog im Jahr 2011 daher genau aus diesem Grund gegründet: Um ein Denk- bzw. Gesprächsagebot zu schaffen – vornehmlich für die kritischen Zeitgenossen.
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