Manche Dinge erscheinen uns ja rätselhaft – wie ein „Buch mit sieben Siegeln“. Wir alle kennen solche rätselhaften Phänomene – spätestens dann, wenn wir einmal eine Bedienungsanleitung in der Hand hielten und darüber schier verzweifelt sind. Ich habe mal von folgender Anleitung für einen Heizlüfter gehört:
„Du stecks Connector in Stecks an Wand oder an Leitung / Line. Leitung muss AC sein und egal 180 bis 250 Volts ist gut. Frequency braucht 50 Hz auch 45 bis 55 Hz in Function noch macht. Power ist bei drehen Schalter auf hat.
- Step 1: Bei Kalt 18 Watts zum Fan blasen. Power kommt bei Drehen Heiss
- Step 2: 1.200 Watts mit Heiss und Fan blasen. Ganz fully hat bei Drehen viel Heiss
- Step 3: 2.000 Watts mit vielen Heiss und Fan blasen. Blasen mit Sicherheit immer bei Heiss sonst kein Gefahr kein hat.“
Vielleicht erging es Ihnen ja so ähnlich, als Sie den Titel dieses Beitrags gelesen haben Christen glauben in erster Linie nicht an die Bibel? Und Sie fragen sich: „Was soll das denn? Wie soll man denn bitteschön das verstehen? Aber sicherlich sind Christen „Biblianer“, eben Angehörige dieses Buches, das sie ihre „Heilige Schrift“ nennen. Hierauf berufen Sie sich doch, das ist ihre Grundlage, ja das Zentrum ihres Glaubens.“ An dieser Stelle würde ich gerne einhaken, ein Veto einlegen und gerade als überzeugter Christ sagen: Der Titel ist wirklich ernst gemeint. Christen glauben in der Tat an erster Stelle nicht an die Bibel. Und damit meine ich: Die Bibel ist nicht wahr, weil sie wahr ist. Das ist ja immer ein gern genutztes Totschlagargument, das wohl selbst den nettesten und offensten Gesprächspartner vollkommen zu Recht verstummen lässt.
Verstehen Sie mich bitte aber nicht falsch: Natürlich glauben und vertrauen Christen der Bibel, ich will Ihnen da keine Flausen in den Kopf setzen. Christen glauben natürlich daran, dass die Bibel wahr ist – dass etwa Jesus der menschgewordene Gott selbst, gekreuzigt, gestorben und begraben wurde und nach drei Tagen wieder auferstanden ist. Christen glauben, dass die Bibel die Wahrheit sagt. Aber ihre Begründung dafür, dass die Bibel wahr ist, ist eben nicht, dass die Bibel nun einmal wahr ist. Warum führe ich das so ausführlich aus? Eben weil wir an dieser Stelle auf einen zentralen Aspekt des christlichen Glaubens treffen: Christen glauben, Gott hat sich mitgeteilt, er hat gezeigt, wie er ist, seinen Charakter, sein Herz, sein Wesen. Nicht in einer Ideologie, auch nicht in einer Institution wie der Kirche und selbst nicht primär in einem Buch, sondern in erster Linie in einer Person: In der Person Jesus Christus. Christen sagen: „Nicht die Bibel, sondern Jesus ist Zentrum des christlichen Glaubens.“
„Moment“, haken nun die Aufmerksamen nach, „das klingt ja ganz schön, aber so leicht ist es doch in Wirklichkeit gar nicht. Die Aussage lautet ja: „Christen glauben in erster Linie nicht an die Bibel, sondern an Jesus. Aber: Woher wissen denn die Christen etwas über diesen Jesus? Natürlich nur aus der Bibel. Zu sagen, man glaube als Christ primär an Christus, stimmt doch gar nicht. Die Informationen über Jesus finden wir nun einmal in der Bibel.Von daher muss die erste Glaubensinstanz der Christen die Bibel sein, alles andere – auch die Gedanken über Jesus – resultiert daraus.“ Ich finde diesen Einwand sehr nachvollziehbar und berechtigt – den darf man haben. Und das meine ich ganz ernst. Kritische Fragen an den christlichen Glauben sind erlaubt und ich bin fest davon überzeugt, dass er all diesen auch standhalten kann. Und die skeptische Frage ist ja ganz berechtigt: „Warum sollte man ein Buch wie die Bibel als vertrauens- und glaubwürdig einstufen? Nur, weil es sich um die Bibel handelt?“
Eine weitere ganz wichtige Frage ist dieser sehr ähnlich: „Warum schenken so viele Menschen auf der Welt, egal, welche Nationalität, egal, welches Alter, egal, welcher Bildungsgrad – warum schenken so viele Menschen auf der Welt der Bibel ihr vertrauen? Weil sie sehr alt ist? Weil es einfach kulturell-soziales Gedankengut ist, die Bibel als wahr zu betrachten? Weil das die Kirche einst mal so festgelegt hat? Weil meine Eltern das so sagen? Möglicherweise ist es so, dass Menschen der Bibel aus diesen oder ähnlichen Gründen Glauben schenken, aber das wäre für mich viel zu einfach und größtenteils auch schlichtweg falsch.
Welche Gründe könnten sonst noch für die Glaubwürdigkeit der Bibel sprechen? Weil sie Hoffnung gibt, weil sie Sinn verspricht, weil sie einen Lebenshalt bietet, weil sie sagt, dass das Leben nach dem Tod eine Tatsache ist? Alles sicherlich nachvollziehbare Gründe, aber auch die würden mir persönlich nicht ausreichen. Denn nur, weil sich etwas gut anhört oder anfühlt, heißt das ja noch lange nicht, dass es auch stimmt. Und wenn es wirklich so wäre, dass man Jesus nur so nahe kommen kann, wie es ein Buchtext eben ermöglicht, dann würde ich wahrscheinlich niemanden empfehlen, sich näher mit dem christlichen Glauben zu beschäftigen. Dann wäre ich selbst wohl auch nie Christ geworden. Wenn man Jesus heute nur so weit erfahren könnte, wie man beispielsweise Effi Briest oder Goethes Faust „erfahren“ und „kennen lernen“ kann, dann wäre der christliche Glaube eine riesige Lüge. Dann würde mich Jesus wirklich nichts angehen, dann hätte er nichts mit meinem Leben zu tun – dann hätte er einfach keine wirkliche Bedeutung für mein eigenes Leben.
Nein, die Bibel kann – und nun kommt der springende Punkt – die Bibel kann nur genau dann vertrauenswürdig sein, wenn sich herausstellt, dass man Jesus wirklich erfahren und erleben kann, ohne sich selbst dabei etwas vorzumachen. Und auch vor dem Vorzeichen der offensichtlichen Nichtsichtbarkeit Jesu. Die macht die Sache sicherlich nicht leichter und setzt die Messlatte der Erlebbarkeit freilich um ein Vielfaches höher, aber wenn Jesus wirklich lebt und wirklich Gott selbst ist, wie er behauptet, dann ist er auch zweifelsfrei dazu in der Lage, diese aus unserer Sicht hohe Hürde zu meistern. In den alttestamentlichen Schriften lesen wir: „Wenn ihr mich sucht, werdet ihr mich finden; ja, wenn ihr ernsthaft, mit ganzem Herzen nach mir verlangt, werde ich mich von euch finden lassen, spricht der Herr.“ Und Jesus wiederholt seine Aussage in den neutestamentlichen Texten noch einmal: „Bittet, und es wird euch gegeben; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es wird euch geöffnet. Denn jeder, der bittet, empfängt, und wer sucht, findet, und wer anklopft, dem wird geöffnet.“
Ich empfinde das als eine durchaus gewichtige Aussage. Denn Jesus sagt ja sinngemäß:
„Ich kann reagieren: Wenn du klopfst, mache ich auf. Wenn du mich suchst, lasse ich mich finden. Es ist letztendlich eine Sache zwischen dir und mir! Du liest in meinen Lebensbeschreibungen, was über mich geschrieben steht – dass ich Gott selbst bin, am Kreuz für dich gestorben und nach drei Tagen wieder auferstanden bin und seitdem wieder lebe. Und du bist da skeptisch. Aber sei unbesorgt, ich kenne dich und ich weiß auch, was in dir vorgeht. Deine Zweifel und Fragen sind mir bewusst, ich finde sie auch kein bisschen überraschend – sie sind einfach menschlich, aber ich weiß, was Menschsein bedeutet.
Ich mache dir daher einen ehrlichen Vorschlag: Überprüfe mich, überprüfe das, was über mich geschrieben steht. Überprüfe, ob ich wirklich der bin, der ich behaupte zu sein. Mit deinem ganzen Herzen und deinem ganzen Verstand. Und du brauchst nicht beim Lesen stehen zu bleiben, denn wie gesagt: Wenn du anklopfst, dann öffne ich. Denn das, was über mich geschrieben ist, ist deshalb wahr, weil ich wahr bin – die Bibel ist deshalb wahr, weil ich erfahrbar und erlebbar bin – auch heute noch. Nicht umgekehrt.
Ich bin absolut in der Lage, mich dir erkennen zu geben – auch in deinem stressigen und hektischen Alltag. Du brauchst nicht die Katze im Sack zu glauben. Ich will dir zeigen, dass es mich wirklich gibt: Leihe mir dein Vertrauen – auch wenn es erst einmal nur probeweise ist – und schaue, was daraus wird, was ich damit mache. Wenn du mich aus vollem Herzen und Verstand finden willst, dann werde ich dir zeigen, dass ich kein Hirngespinst bin, sondern Realität. Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.“
Nun, das Thema dieses Beitrags war: Christen glauben in erster Linie nicht an die Bibel. Davon bin ich nach wie vor fest überzeugt. Christen glauben in erster Linie an die Person Jesus Christus – und der behauptet: „Ich bin nicht tot, sondern ich lebe. Ich bin erlebbar!“ Vergessen wir nicht: Die Bibel ist wahr, aber sie ist nicht deshalb wahr, weil die Bibel nun einmal wahr ist. Nein, sie ist wahr, weil Jesus lebt, erfahrbar und erlebbar ist. Das ist eine vollkommen andere – und vor allem überprüfbare – Grundlage.
Und am Ende bleibt ja die große Frage: Stimmt es, stimmt es wirklich, dass Jesus wahrnehmbar und erfahrbar ist? Eines ist hierbei sicher: Die Frage nach Jesus ist sicher auch eine intellektuelle Frage, aber nicht nur – sie ist auch und insbesondere eine existentielle Frage. Warum? Weil die Frage nach Jesus deine und meine eigene Persönlichkeit und dein wie mein eigenes Leben betrifft. Während die intellektuelle Komponente also noch vielleicht gut aus der Distanz zu betrachten und zu bewerten ist, ist das beim Existentiellen nicht möglich. Wer herausfinden möchte, ob das mit Jesus und dem christlichen Glauben wirklich stimmt, der wird das nicht herausfinden, wenn er Aussagen von Gläubigen als lustige intellektuelle Rätselspiele ansieht, in denen es gilt, den Fehler zu finden.
Ich bin zwar davon überzeugt, dass es intellektuell durchaus redlich ist, sich zu den Gläubigen zu zählen, denn gute und plausible Gründe für den Glauben gibt es (vgl. u.a. hier) – um aber zu einer vollständigen Antwort zu kommen, benötigen wir nicht nur einen aufgeschlossenen Verstand, sondern auch ein aufgeschlossenes Herz. Und „aufgeschlossen“ meint hier keinesfalls „leichtgläubig“, das ist damit überhaupt nicht gemeint. Von daher nun mein Vorschlag zur Güte für all die, die es wirklich und ehrlich (!) wissen möchten, ob man Jesus wirklich erfahren kann:
Lassen Sie sich mal probeweise auf die Sache ein. Und bitten Sie Jesus darum, sich Ihnen zu zeigen. Denn wie wollen Sie es sonst herausfinden, ob Leute wie ich Ihnen Unfug erzählen? Wie wollen Sie herausfinden, ob Jesus wirklich antworten kann, wenn Sie ihm keine Fragen stellen? Keine Sorge, ich bin mir durchaus bewusst, dass dieser Vorschlag für Sie sicherlich ein wenig „spucky“ klingt. Aber ich bitte Sie ja auch gar nicht, Ihre kritischen Fragen und Ihre gesunden Skepsis über Bord zu werfen – beides ist vollkommen in Ordnung (und wird übrigens auch beim Christsein nicht ausgeschaltet). Vielleicht denken auch einige, dass dieser Vorschlag etwas zu viel verlangt ist – aber: Ist er das wirklich? Ich finde ehrlich gesagt nicht. Denn was haben Sie beim Versuch zu verlieren? Nichts. Noch nicht mal ihr Gesicht. Niemand wird es erfahren, wenn Sie sich mal in ruhigen 10 Minuten testweise an Jesus wenden und die berechtigte Frage stellen:
Gibt es dich wirklich? Die Christen können mir ja viel erzählen und ehrlich gesagt, kann ich auch nicht ganz glauben, was Sie mir sagen. Aber ich gebe dir mal eine Chance, ich klopfe einmal an deiner Tür. Und falls es dich wirklich gibt, dann mache bitte so auf, dass ich es deutlich merke.“
Sie können Sätze wie diese sogar nur in Gedanken formulieren, wie Sie das möchten. Wie gesagt: Sie haben nichts zu verlieren. Im besten Fall können Sie persönlich nur gewinnen, andernfalls bleibt eben alles so, wie es ist. Aber wenn es stimmt, dann hieße es, dass die Welt gewollt ist und dass auch Sie selbst gewollt sind. Dass Ihr Leben, Ihre Existenz nicht eine Zufälligkeit des Universums ist, eine winzige Fußnote in der Geschichte des Universums. Und dann hieße das, dass Sie nicht einfach nur H2O sind (nur ein bisschen komplizierter). Sondern dann hieße das, dass Ihre Existenz gewollt ist. Wenn es also stimmt, was Christen glauben und es auch keine Vertröstung ist, wie ja viele annehmen, dann bekommt das eigene Leben schlagartig eine ganz neue & riesige Perspektive.
C.S. Lewis hat einmal gesagt: „Es ist nicht die Menschheit im Abstrakten, die das Heil empfangen soll, sondern du. Es sind deine Augen, die Ihn [Jesus] sehen sollen.“ Ich kann nur sagen: Es ist wahr. Jesus lebt, ich habe ihn erfahren und erlebt und das tue ich immer noch. Von daher kann jeden nur ermutigen, sich eine eigene Gewissheit zuzulegen.
Und wenn Sie Fragen oder Anmerkungen haben, können Sie gerne einen Kommentar und/oder eine E-Mail schreiben.
Danke für diesen sehr schönen Artikel