Das Leben ist endlich und kurz. Dagegen sollen nach Christlichem Glauben die Höllenqualen unendlich und ewig sein? Vielleicht hab ich da was verkehrt verstanden aber das wäre doch zutiefst grausam? Kein Vater bestraft sein Kind ewig und das Leben ist vielleicht zu kurz, um den richtigen Glauben zu finden. Mir ist da diese Reinkarnationslehre sinnvoller, oder gibt einem Gott im Jenseits keine Chance mehr, zu ihm zu kommen? Das Verhältnis stimmt nicht. Wenn Leben endlich ist, muss auch der „Tod“ Qual endlich sein oder man wird halt wieder geboren. Oder man versteht es als ewiges Leben und ewiger Tod. Luther hat ja Hades und Sheoul immer mit Hölle übersetzt.
Danke für das Statement, das ich gut nachvollziehen kann. Der Haken daran ist nur, dass es nicht richtig ist, zu sagen: „Die Hölle ist auf jeden Fall so und so.“ Die Realität ist etwas komplizierter: Christen sind sich keinesfalls darin einig, wie die Hölle konkret zu verstehen ist. Sicherlich, es gibt das Verständnis der Hölle als ein Ort, an dem ewige psychische und/oder physische Qualen herrschen. Das ist zwar die Mehrheitsmeinung, aber auch die Minderheitsmeinung ist biblisch sehr gut begründet.
Sogar ein John Stott, einer der größten und einflussreichsten Theologen des 20. Jahrhunderts, war bis zu seinem Tod im Jahr 2011 davon überzeugt, dass die, die nach ihrem Tod nicht in den Himmel kommen, ausgelöscht werden – diese Auslöschung (= Annihilation) sei für sie die Hölle. Und wie gesagt: Auch diese Meinung, selbst wenn sie „nur“ die Minderheitsmeinung darstellt, ist biblisch sehr gut begründbar.
Ich würde also davon abraten, Vorwürfe zu äußern zu sagen: „Weil die Hölle so und so ist, will ich nichts mit diesem Gott zu tun haben.” Es ist biblisch nicht klar definiert, wie die Hölle konkret zu begreifen ist: Es könnte ein Ort sein, an dem psychische und/oder physische Qualen sind. Das ist gut möglich. Es könnte aber auch genauso gut die Auslöschung aller „Gottlosen“ meinen. Auch das ist gut möglich. Beide Ansichten sind wie gesagt biblisch gut begründbar. Nur eines steht fest: Die Hölle ist ein bewusstes und leidvolles Erleben des von Gott Zurückgewiesenseins. Wie sich das aber konkret ausdrückt, wird, gilt es abzuwarten.
Abschließend noch ein Gedanke zum Thema „Himmel/Hölle und Reinkarnation“. Ich denke nicht, dass der Wahrheitsgehalt einer Sache von ihrem Sinngehalt abhängt. Nur weil mir A sinnvoller als B erscheint, heißt das ja noch lange nicht, dass A deshalb automatisch richtig ist. Nein, welche Jenseitsvorstellung letztendlich stimmt, hängt maßgeblich davon ab, welcher Glaube letztendlich stimmt. Denn eines ist sicher: Wenn es stimmt, was Christen glauben, ist die Hölle (leider) Realität, ob uns das gefällt oder nicht – ob uns das sinnvoll erscheint, oder nicht. (Das gilt natürlich auch andersherum.)
Hallo
Da widerspricht du dich in einem Teil aber.Du sagst es ist genausogut möglich die Auslöschung aller Gottlosen, Nur eines steht fest: Die Hölle ist ein bewusstes und leidvolles Erleben des von Gott Zurückgewiesenseins.
Wenn ich komplett ausgelöscht bin kann ich nichts mehr erleben also absolute Nichtexistenz..
Ich denke das der Mensch endlich ist und nur Gott unendlich.
Ewige Strafe für ein bruchteil von einem Leben wäre absolut grausam wenn dem so sei
gruss Ralf
Lieber Ralf, danke für den Kommentar. Nein, das muss nicht zwangsläufig widersprüchlich sein: Ich kann mir z.B. sehr gut vorstellen, dass der Moment, in dem sich einem Menschen bewusst wird, dass er von Gott zurückgewiesen ist, weil er Gott zu Lebzeiten selbst zurückgewiesen hat, einen unsagbar großen Leidmoment und tiefen Schmerz auslöst. Wenn mir klar wird: Ich hätte bei Gott in Ewigkeit sein können, aber dem wird nun nicht so sein. Und dann ist es für immer vorbei.
Und wie gesagt: Kein Mensch weiß, wie die Hölle letztlich sein wird. Ich würde es aber auch nicht darauf ankommen lassen, das herauszufinden.
Inwiefern ist denn diese Auslöschung biblisch gut begründbar? Ich hätte da gerne konkrete Verweise, denn sowas hab ich vorher noch nie gehört.
Liebe Madeleine, danke für die Nachfrage. Hierzu drei Buchempfehlungen:
– Heißes Eisen Hölle: Biblische Leitlinien zu einem verdrängten Thema (2011)
– Hölle: Der Blick in den Abgrund (2012)
– Das Kreuz: Zentrum des christlichen Glaubens (2009) – von John Stott
Wie gesagt: Ich sage nicht, dass Stotts Position die meine ist. Da wir die Gedanken eines John Stotts, immerhin einen der einflussreichsten Theologen des 19. Jahrhunderts, aber mit Respekt begegnen sollten, enthalte ich mich aktuell aus der Debatte: „Wie ist die Hölle konkret zu verstehen?“
Da würde ich eher sagen, so „besch…eiden“ ist der religöse Mensch und Reli-Erfinder, dass er den Menschen so eine Angst einzureden versucht, anstatt ihn einfach sein ruhiges Leben leben zu lassen. Religion ( es gibt unendlich viele) ist Kultur und Menschenwerk und so sollte man nur das Humane daran anerkennen und in sich aufnehmen, z. B. Hilfsbereitschaft, Vergebung etc. Und über Gott kann ich nichts wissen, da er sich mir noch nicht wirklich als Liebender gezeigt hat und ich von ihm auch nicht gefunden wurde ( das meinen doch Christen auch). Außerdem, die Argumente pro Gott können natürlich auch auf mehrere Götter/ Göttinnen angewendet werden. Fazit: über Glaubensdinge lässt sich nach wie vor trefflich streiten und wir Menschen sollten deshalb bei übersinnlichen Behauptungen mehr als zurückhaltend sein und uns schon gar keine Angst vor Hölle , Teufel und Dämonen und einem Strafgott und damit letztlich vor dem Tod und dem Danach von irgenwelchen Theologen einreden lassen. Mit diesen Dogmen kann mann auch enorme Macht auf Menschen ausüben.
.Mit agnostischen Grüßen