Die Evolutionstheorie widerlegt Gott!
Danke für diesen Einwand. Ich sehe allerdings nicht wirklich, wie die Evolutionstheorie Gott(es Existenz) gefährlich werden sollte. Außerdem: Selbst wenn das mit der Evolution stimmt, was sagt sie über die Existenz Gottes aus? Die Antwort ist einfach: gar nichts. Die Evolutionstheorie will bloß beschreiben, wie sich das Leben auf der Erde entwickelt hat. Und was sagt das über Gott? Nichts.
Es könnte ja sogar einen Gott geben, der dahinter steht und das Ganze „anschiebt“. Oder es könnte ein Gott sein, der einfach zuschaut – wie bei einer Art Experiment. Der sich sagt: „Lassen wir das Ganze sich mal entwickeln und schauen wir zu.“ Ich will nun nicht sagen, dass an diesen Gott glaube, verstehen Sie mich richtig. Aber es wäre zumindest denkmöglich.
Ich würde aber ganz dreist behaupten, dass die naturalistische Position sogar mehr Probleme mit dieser Theorie hat als eine theistische. Warum? Nun, alleine schon aus wahrscheinlichkeitstheoretischer Gesichtspunkten: Die theoretischen Physiker Barrow & Tipler berechnen für das gelingende Übergreifen der verschiedenen Entwicklungsstufen menschlicher Evolution eine Wahrscheinlichkeit zwischen „vier hoch minus 19.800.000“ und „vier hoch minus 39.600.000“.
Und wenn ich es richtig überblicke, sehen das andere Forschungsergebnisse nicht viel rosiger. Mit anderen Worten formuliert:
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein ungesteuerter und vielstufig ablaufender evolutionärer Prozess glückt, bei dem sich aus der „Ursuppe“ letztendlich der hochkomplexe Organismus „homo sapiens“ entwickelt, konvergiert gegen Null.
Von daher könnte man recht frech behaupten: Die Wahrscheinlichkeitstheorie torpediert die Evolutionstheorie. Natürlich bleibtsie trotz allem die beste naturalistische Idee zur Erdentwicklung, die es aktuell gibt – das bleibt unbestritten. Ich würde sie auch gar nicht komplett kritisieren wollen, sie hat natürlich viele überzeugende Punkte.
Festzuhalten bleibt aber: So gut ich Ihren Einwand auch nachvollziehen kann, ein Argument gegen Gott(es Existenz) ist die Evolutionstheorie eher nicht.
Thesen und Kritik von Die Physik des Christentums
Auch in diesem Buch erklärt Tipler die kosmologische Singularität, also den Ursprung von allem außerhalb von Raum und Zeit, zum jüdisch-christlichen Gott. Während er sich aber in der Physik der Unsterblichkeit noch als Deist bezeichnet, der ausdrücklich die Existenz eines Gottessohnes im biblischen Sinn ablehnt, wandelt sich Tipler hier zum Christgläubigen, der Wunder wie die jungfräuliche Geburt, die Auferstehung und die Fleischwerdung als nicht im Widerspruch zu den Gesetzen der Naturwissenschaft bezeichnet und physikalische Experimente vorschlägt, um dies zu beweisen. Lawrence Krauss bezeichnete das Buch in einer Rezension als Sammlung von Halbwahrheiten und Übertreibungen sowie als unkritisch und unbegründet; es sei weit gefährlicher als Unsinn, weil die hohe wissenschaftliche Reputation eines intelligenten professionellen Wissenschaftlers fälschlicherweise die überzeugende Illusion vermittle, Tiplers Thesen seien durch die Physik impliziert und naturwissenschaftliche Approximation besäße in jedem Zusammenhang Gültigkeit.[4]