103. Guten Morgen 🙂 Wie stellen Sie sich eigentlich den Himmel vor? Soll da nur Frieden sein? Wär das auf die Dauer nicht langweilig? Warum steht da so wenig in der Bibel drüber?
Danke für diese freundliche Frage. Ich persönlich rate immer etwas zur Vorsicht, Aussagen der Sorte „Im Himmel wird es auf jeden Fall so und so sein“ zu treffen. Gerade weil dazu so wenig Konkretes in der Bibel steht. Was aber zumindest fest steht, ist, dass der Himmel kein Ort mit beflügelten Gestalten ist, die auf weißen Wolkenbergen fleißig Harfe üben. Das sind eher Bilder, die von ganz anderer Seite kommen, nicht aber aus der Bibel. Dort lesen wir vielmehr, dass der Höhepunkt der Geschichte die Schaffung eines neuen Himmels und einer neuen Erde sein wird, die von auferstandenen Menschen bewohnt wird, Menschen, die mit dem auferstandenen Jesus leben (vgl. Offenbarung 21).
Das Wichtige am Himmel ist aber natürlich nicht die „neue heile Welt“, sondern dass der Mensch (endlich) im direkten Kontakt mit Gott stehen wird – von Angesicht zu Angesicht sozusagen. Den, dem man vorher „nur“ vertraut, aber nicht gesehen hat, denn wird man nun sehen. Und die vertrauensvolle und liebevolle Beziehung, die hier auf Erden einst begonnen hat, wird nun in Ewigkeit weiter forgesetzt. Das ist im Grunde der Kern des Himmels; möglicherweise finden wir in der Bibel auch deshalb so wenig über die Beschaffenheit der neuen Erden – einfach aus dem Grund, weil nicht sie, sondern das ewige Zusammensein mit Gott im Mittelpunkt steht.
Eintöniges Harfespielen auf einer Wolke wird also nicht zum Programm gehören. Wir werden auch nicht ausschließlich vor dem Thron Gottes stehen und permament Halleluja singen oder in einer kalten und sterilen Stadt aus Gold und Edelsteinen gefangen sein (und das auch noch toll finden müssen). Nein, weil Gott nicht langweilig ist, wird auch der Himmel nicht sein, der von seiner kreativen Gegenwart durchdrungen sein wird. Der Himmel wird uns sehr vertraut sein, wir werden vieles tun, was wir hier auf der Erde tun – nur mit positivem Vorzeichen, ganz ohne die Auswirkungen der Trennung von Gott. Er selbst wird wieder unter den Menschen wohnen (vgl. Off. 21,3). Wir werden uns dort zutiefst zuhause fühlen. C.S. Lewis gibt vielleicht den besten Vorgeschmack auf den Himmel, wenn er in seiner „Chronik von Narnia“ schreibt:
Für sie aber war es nur der Anfang der wahren Geschichte. Ihr ganzes Leben in dieser irdischen Welt und alle ihre Abenteuer in Narnia waren nur der Umschlag und das Titelblatt gewesen. Nun erst begannen sie das erste Kapitel der großen Geschichte, die noch keiner auf Erden gelesen hat, der Geschichte, die ewig weitergeht und in der jedes Kapitel besser ist als das vorangegangene.
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